Inseln ohne Namen
Japan besteht aus über 6000 Inseln und so einige von ihnen haben bis heute keinen offiziellen Namen erhalten. So gab es in der langen Geschichte des Landes keinen Grund, jedes noch so kleine, unbedeutende Eiland verwaltungstechnisch zu benennen und einzutragen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit der Streit mit China um die Inselgruppe Senkaku/Diaoyu eskaliert, ist Tokio nochmals über die Bücher gegangen.
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Rund 500 entfernte Inseln markieren die Grenze des japanischen Staatsgebietes, 158 davon sind aber weder bewohnt noch tragen sie einen Namen. Nun hat die japanische Regierung diese 158 Inseln offiziell getauft. In den meisten Fällen war diese Aufgabe weder schwierig noch kontrovers. So haben die Behörden ganz einfach die Namen gegeben, welche die lokale Bevölkerung schon seit jeher für die Felsen und kleinen Inseln verwendet.
Von kreativ bis politisch
Deren Kreativität lässt sich zeigen. Herausgekommen sind so amüsante Inselnamen wie «Sowjet» in der Präfektur Wakayama, «Teekessel (Chagama)» in der Präfektur Hyogo, «Nabelstein» in der Präfektur Aomori oder die «Schildkröten-Insel» in der Präfektur Shiuzoka.
Dabei zeigte sich die Regierung gewillt auch der kleinsten Erhebung im Meer, welche hilft, die japanischen Grenze zu definieren, einen Namen zu geben. So wurden gleich fünf bislang unbenannte Felseninselchen, welche zur umstrittene Senkaku-Inselgruppe gehören, in «östliche Kleininsel», «südwestliche Kleininsel» oder «südöstliche Kleinsinsel» getauft.
Reaktion aus China
Die Eile für diese Massnahme verwundert nicht. So hat sich der Territorialstreit mit China in den letzten Jahren verschärft. Die geographische Namensgebung der Senkaku-Felsen soll nun Tokios Anspruch auf die umstrittene Inselgruppe nochmals unterstreichen, auch wenn dies so offiziell nicht gesagt wird. Man habe dies schon vor langer Zeit geplant, zitiert die Nikkei Shimbun den japanischen Kabinettssekretär Yoshihide Suga. Es gehe ohnehin hier nicht nur um die Senkaku-Inseln.
Nur einen Tag später folgte die Reaktion aus China. «Diese Aktion von Japan verletzt die territoriale Souveränität Chinas», liess das chinesische Aussenministerium verlauten, wie TBS News berichtet. Ausserdem habe China den Diaoyu-Inseln bereits Namen gegeben. Auch Taiwan, das ebenso Anspruch auf die Senkaku/Diaoyu-Inseln erhebt, hat die Massnahme Japans laut der Nachrichtenagentur CNA als «illegal und ungültig» bezeichnet.
Eine komplizierte Geschichte
Seit 1896 wird die Senkaku-Inselgruppe von der Stadt Ishigaki auf Okinawa verwaltet. Bewohner gibt es seit den 1940er-Jahren keine mehr. Nach dem Krieg gingen die Inseln in US-Militärverwaltung über. Als Washington die Inseln 1972 an Japan zurückgegeben wurden, begannen die Streitigkeiten mit China und Taiwan.
Die Zugehörigkeit der Senkaku-Inselgruppe nordöstlich Taiwans gilt seither als umstritten. Japan reklamiert sie für sich, doch auch China und Taiwan sind der festen Überzeugung, dass die Inseln ihnen gehören. Japan habe China diese Insel nach dem sino-japanischen Krieg von 1895 entrissen, so das Argument. Das Interesse der drei Länder ist auch auf das vermutete Erdöl- und Gasvorkommen in der Region zurückzuführen.
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