Japanische Sauce, Swiss Made
Die Schweiz und Japan feiern 150-jährige diplomatische Beziehungen. Für Asienspiegel ist dies Anlass, Persönlichkeiten zu porträtieren, welche abseits der klassischen Vorstellungen diese Freundschaft täglich leben und kreativ weiterentwickeln.
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«Ideen hat jeder. Ideen werden überschätzt, komplett überschätzt. Alles, was zählt, ist deren Umsetzung.» Dieses Zitat von Filmemacher Casey Neistat fiel mir spontan ein, als mir Roman Donzé in seiner Fabrik die abwechslungsreiche Geschichte von Akari Taste erzählte. Der umtriebige, sympathische Macher, der selbst während des Interviews weiterarbeitet, hat sich in Kloten ein kleines Reich aufgebaut, das einem Zweck dient: Die japanische Salatsauce in der Schweiz zu etablieren.
Vor einigen Jahren hat dieser Vision kaum jemand eine Chance gegeben. Donzé nahm die Herausforderung dennoch an und entfachte damit eine stille Revolution in den Schweizer Küchen. An der Vorzüglichkeit des Produkts zweifelt niemand mehr. «Eine Sauce mit schwarzem Sesam, von der man wie von einem guten Whisky gerne auch mal ein Schlückchen trinkt, einfach so, ohne Salat», adelte der Züri-Tipp «das japanische Dressing made in Zürich» treffend.
Seit kurzem stehen seine Kabuki-Dressings auch in den Regalen zahlreicher Coop-Filialen. Wer hier mit seinem Produkt landet, hat den Durchschnittsgeschmack der Schweizer getroffen. Das ist in einem Land, wo nach dem Wort «Salat» automatisch die Frage «französische oder italienische Sauce?» folgt, eine kleine Meisterleistung, die auf der Arbeit von Personen beruht, die nicht einfach von Ideen träumten, sondern diese auch umsetzten.
1. Der Erfinder
Angefangen hat diese spezielle Erfolgsgeschichte vor vielen Jahren in einem japanischen Restaurant in Bern. Besitzer Shinji Tanaka machte sich einen Namen mit seinen eigens gemischten Salatsaucen. Dafür griff er auf die Vorlieben seiner Landsleute zurück, die die Salate vornehmlich mit Dressings konsumieren, die auf einer Sesam- oder einer Zwiebelmischung basieren. Es verging nicht lange, bis auch Herrn Tanakas Gäste nicht mehr ohne konnten.
2. Die Ingenieurin
Es war schliesslich die charmante Zürcher Lebensmittelingenieurin Ronja Sakata, eine begeisterte Japan-Kennerin, die im Auftrag von Herrn Tanaka 2006 begann, dem Dressing ein professionelles Gesicht zu verleihen. Schnell waren erste Kunden gefunden. In intensiver Handarbeit wurde gemischt, getestet und in kleine Flaschen abgefüllt.
Die Produktion blieb in ihrer Grösse überschaubar, selbst als die Kabuki-Saucen immer bekannter wurden. Aus einer Haussauce wurde eine Marke. Entsprechend schnell stiess man bezüglich Aufwand und Kosten an Grenzen. Und wie bei jedem Startup stellte sich bald mal die Frage, ob man es hierbei belässt oder den nächsten grossen Schritt wagt?
3. Der Macher
Ohne es zu jenem Zeitpunkt zu wissen, wurde diese Frage an einer Geburtstagsparty geklärt, wo die Zürcherin Ronja Sakata den Berner Roman Donzé kennenlernte. «Ich habe immer von Salat geträumt. Produktion und Maschinen sind ohnehin meine Leidenschaft. Und dann noch Japan. Es war perfekt», erklärt der diplomierte Techniker und Kommunikationsplaner seine damalige Begeisterung über das Dressing-Projekt.
2008 übernahmen Donzé, Sakata und zwei weitere Investoren die Produktion von Shinji Tanaka. Die Akari Taste GmbH war geboren, mit dem Rezept und ein paar wenigen, aber loyalen Stammkunden als Basis. Roman Donzé wurde zum Kopf des Unternehmens, der die Idee mit viel Leidenschaft und Risikobereitschaft zu Ende ausführte. «Mir war klar, dass man dies nur mit 100-prozentigen Einsatz durchziehen konnte», sagt Donzé dazu, der seinen Job kündigte und sich fortan den Dressings widmete.
Akari Taste zog in eine kleine Produktionsstätte in Kloten, wo das Team den Kabuki-Saucen den letzten Schliff verpasste. «Classic» «Sesam», «Black Sesame», «Wasabi» und «Chili» wurde zur hauseigenen Palette an japanischen Dressings mit Schweizer Finesse. «Und dies alles vegan und ohne Farb- und Zusatzstoffe», wie Donzé betont.
Sorgen und Erfolge
Der Erfolg stellte sich jedoch nicht von alleine ein und stets lauerte die Angst vor dem plötzlichen finanziellen Absturz. «In diesem Business muss man viel investieren, besonders in Maschinen. Die Sorgen sind ein ständiger Begleiter», sagt Donzé über die Anfangsjahre. Um das Angebot zu erweitern, begann Akari Taste auch für Dritte Saucen herzustellen. Die Strategie ging auf. «Heute sind wir so aufgestellt, das wir etwas verschnaufen können.»
Das Risiko hat sich ausbezahlt, die japanischen Saucen haben sich ihren Platz in der Schweiz erobert. Globus, Manor, Loeb und viele Delikatessenläden führen die Kabuki Dressings fest in ihrem Sortiment – und nun auch Coop.
Akari Taste hat sich vom Startup zum Arbeitgeber entwickelt. Aber für Roman Donzé ist die wohl ungewöhnlichste schweizerisch-japanische Erfolgsgeschichte noch lange nicht zu Ende. «Ich bin erst an meinem Ziel angelangt, wenn es in den Schweizer Restaurants heisst: ‹Möchten Sie den Salat mit französischer, italienischer oder japanischer Sauce?›» Mit dem Einstieg beim Schweizer Grossverteiler ist Donzé der erste Schritt zur Umsetzung dieser Idee gelungen.
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