Wo Japans Ehemänner zögern

Während die Frau die Kinder grosszieht und den Haushalt erledigt, geht der Mann arbeiten. An diesem klassischen Rollenbild hat sich in Japans Familien bis heute kaum etwas verändert, wie eine aktuelle Studie des National Institute of Population and Social Security Research zeigt.
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Demnach erledigen die japanischen Ehefrauen bis 50 Jahren mit Kindern, die jünger als 12 Jahre alt sind, 79.8 Prozent der Aufgaben bezüglich Haushalt und Kindererziehung. Wenn der Mann im Haushalt aushilft, gilt sein Fokus folgenden Arbeiten:
… den Müll heraustragen (40.6% der Ehemänner machen dies mindestens zwei Mal die Woche)
… Lebensmittel einkaufen (36.6%)
… die Teller nach dem Essen abräumen (33.1%)
… das Bad putzen (29.1%)
… die Wäschen machen (26%)
… kochen (21%)
… die Zimmer aufräumen (19.2%)
Auch wenn sich viele Japanerinnen mit dieser Rollenverteilung abfinden, sind dennoch 48.2 Prozent unzufrieden mit der mangelnden Unterstützung des Mannes bei den alltäglichen Arbeiten im Haus.
Der Vater in der Nebenrolle
Wenn es um die Kindererziehung geht, ist die Toleranz der japanischen Ehefrauen noch etwas grösser. 41.6 Prozent finden, dass der Ehemann diesbezüglich etwa mehr tun sollte. So beschränkt sich die erzieherische Aufgabe des Vaters zumeist darauf, mit dem Kind zu spielen (87.5%) oder es zu baden (82.1%). Nicht einmal die Hälfte der Väter bringt das Kind ins Bett (46.3%) und schon gar nicht in den Kindergarten (28.4%).
Das hat damit zu tun, dass die meisten Väter mit dem Beruf zeitlich stark ausgelastet sind. In der japanischen Arbeitswelt ist es üblich, nach dem Arbeitstag mit dem Chef und den Kollegen gemeinsam essen und trinken zu gehen. Nach Hause kommen viele erst, wenn die Kinder schon längst schlafen. Für die meisten bleibt nur das Wochenende, um mit den Kindern Zeit zu verbringen. Den theoretisch möglichen Vaterschaftsurlaub nimmt in der japanischen Gesellschaft kaum jemand wahr (Asienspiegel berichtete).
Aber selbst wenn die Ehefrau arbeitet, liegt die Hauptlast für den Haushalt und die Kinder noch immer bei ihr, wie die seit 1993 alle fünf Jahre durchgeführte Studie des National Institute of Population and Social Security Research zeigt. Zwar helfen die Ehemänner in diesen Fällen automatisch mehr aus, einer von sieben Ehemännern macht aber selbst dann nichts für den Haushalt.
Die Ikumen
In Japan hat sich erst in den letzten Jahren ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass auch der Ehemann eine wichtige Rolle bei der Kindererziehung und im Haushalt einnehmen soll. Ikumen – ein Wortspiel aus Ikemen (« gut aussehender Mann») und Ikuji («Kinder erziehen») – nennt man diese Männer.
Diese Väter stehen am Morgen früh auf und kommen am Abend nicht zu spät von der Arbeit nach Hause, um im Haushalt auszuhelfen und mit dem Kind mehr Zeit zu verbringen (Asienspiegel berichtete).
Mehr Unterstützung, mehr Kinder
Obwohl die Zahl der Ikumen wächst, bleiben sie eine Minderheit. Dabei könnte eine tatkräftigere Unterstützung durch den Mann im Haushalt wesentlich dazu beitragen, die sinkenden Geburtenrate in Japan zu bekämpfen.
So hat die Studie bei Ehepaaren, die noch keine Kinder haben, nachgefragt. 70.4 Prozent der Frauen, bei denen der Ehepartner viel zuhause hilft, planen demnach ein Kind zu haben. Wenn der Ehemann weniger oder gar nicht bei der täglichen Arbeit aushilft, sinkt auch der Wunsch nach Nachwuchs. Nur 48.1 Prozent der Frauen wünschen sich in diesem Fall ein Kind.
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