Der unscheinbare Friedensstifter
Politisch herrscht in Ostasien Eiszeit. Japans Premierminister Shinzo Abe hat seit seinem Amtsantritt im Dezember 2012 noch kein einziges Gipfeltreffen mit den Staatschefs von Südkorea und China abhalten können.
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Eine nicht verarbeitete Kriegsvergangenheit und ein anhaltender Streit um die kleinen Felseninseln Takeshima/Dokdo sorgen aber nicht nur seit der Ära Abe für politische Streitigkeiten zwischen den Nachbarn. Das politische Klima verschlechtert sich seit Jahren.
Die diplomatische Missstimmung hinterlässt auch Spuren in der Bevölkerung. Die gegenseitige Abneigung ist laut einer Umfrage vom Juli so gross wie noch nie (Asienspiegel berichtete).
Umarmung für den Frieden
Dieser beunruhigenden Entwicklung wollte der 29-jährige Japaner Koichi Kuwabara nicht länger zusehen und nahm die friedliche Annäherung gleich selbst in die Hand. Mit einem Schild in der Hand, auf dem die Flaggen Japans und Koreas und die Worte «Free Hugs for Peace» standen, machte er sich erstmals 2011 nach Seoul auf. Die Aktion zeigte Wirkung. Unzählige Koreaner nahm das Angebot für eine Friedensumarmung an.
Kuwabaras Aktion ist mutig. Am Anfang wurde er gar von einem Mann beleidigt, wie er der Japan Times beschreibt. Es sei aber ein seltener Zwischenfall geblieben. Die grosse Mehrheit habe sich äusserst freundlich gezeigt.
Kommt hinzu, dass man sich in Asien Umarmungen nicht gewohnt sei, wie er der Asahi Shimbun sagt. Dass man ihn als Fremden in der Öffentlichkeit umarmt habe, sei für ihn der grösste Ausdruck von Freundschaft.
Botschaft zeigt Wirkung
Das berührende Video dazu stellte er online, ohne das viel passierte. Erst als die Streitigkeiten um die Insel Takeshima/Dokdo wieder zunahmen und der japanische Komödiant Atsushi Tamura als Reaktion darauf das «Free Hugs»-Video auf Twitter verlinkte, stiess Kuwabaras Friedensbotschaft auf die verdiente Aufmerksamkeit. Bis zu 800’000 Views erreichen seine berührenden Videos mit Suchtfaktor. Seine Botschaft zeigt Wirkung. Inzwischen hat er viele Nachahmer gefunden.
Kuwabara hat seine Aktion derweil auf China, Taiwan und Hongkong ausgeweitet. Und auch an diesen Orten zeigt sich: man mag sich in Ostasien, auch wenn die Politik etwas anderes suggeriert. Wie wäre es, wenn sich Premierminister Shinzo Abe Präsidentin Park Geun-hye für den Anfang einfach mal umarmen würden?
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