Die Anti-AKW-Bewegung lebt

In Japan stehen die Zeichen auf Wiederhochfahren. So hat die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) am 10. September grünes Licht für das AKW Sendai bei Kagoshima gegeben, wie die Mainichi Shimbun berichtete. Die neuen, strengeren Sicherheitsbedingungen, die nach der AKW-Katastrophe von Fukushima eingeführt wurden, würden in diesem Fall erfüllt. Damit rückt Japan einen Schritt näher an die Rückkehr des Atomstroms heran.
Noch sind alle 48 Reaktoren ausser Betrieb. Die NRA testet derzeit 20 Reaktoren in insgesamt 10 Atomkraftwerken auf ihre Sicherheit. Die Stresstests werden bereits seit Monaten durchgeführt. Und auch das AKW Sendai wird wohl im Frühjahr 2015 wieder ans Netz gehen. Denn noch muss Betreiber Kyushu Electric Power einige Dokumente einreichen.
Ausserdem bedarf es noch praktischer Tests vor Ort sowie der Zustimmung der Lokalbehörden, was unter Umständen zu einer grösseren Hürde werden könnte. Denn nicht alle Bewohner von Satsumasendai, wo das AKW zuhause ist, sind für ein Wiederhochfahren. Der Bürgermeister der Stadt sowie der Gouverneur der Präfektur Kagoshima befürworten derweil eine Wiederinbetriebnahme.
Präzedenzfall Sendai
Sie befinden sich damit auf derselben Linie wie Premierminister Shinzo Abe, der ganz auf die nukleare Energie setzt, um die hohen Gas- und Rohöl-Importkosten für den Betrieb der Wärmekraftwerke zu reduzieren (Asienspiegel berichtete).
Das AKW Sendai ist für die NRA und die Regierung in Tokio ein Präzedenzfall. Sein Ausgang wird darüber entscheiden, wie schnell die anderen Atomkraftwerke ans Netz gehen werden. Auch wenn alles darauf hindeutet, dass das Atomzeitalter ein schleichendes Comeback in Japan erleben wird, hat die Anti-AKW-Bewegung ihren Kampf nicht aufgegeben.
Der lautstarke Protest
Am 23. September trafen sich rund 16’000 AKW-Gegner im Kameido-Chuo-Park in Tokio, um lautstark gegen die sich anbahnende Wiederinbetriebnahme des AKW Sendai zu protestieren, wie Jiji News berichtet. Eigentlich hätte die Veranstaltung im Yoyogi-Park stattfinden sollen, doch dieser ist seit Ausbruch des Dengue-Fiebers gesperrt (Asienspiegel berichtete).
Mit dabei war auch Literatur-Nobelpreisträger Kenzaburo Oe, der seit Ausbruch der Katastrophe die prominente Stimme der Anti-AKW-Bewegung ist (Asienspiegel berichtete). Er betonte, dass man gerade jetzt seine Stimme erheben müsse. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass die Anti-AKW-Bewegung an Zugkraft verloren habe. Japan habe die Katastrophe bis heute nicht kritisch aufgearbeitet.
Viele Menschen teilen seine Meinung. Laut einer nationalen Umfrage vom August dieses Jahres sprechen sich 57,3 Prozent der Japaner gegen ein Wiederhochfahren der AKW-Reaktoren aus. Lediglich 34,8 Prozent sind dafür. Und so wird es nicht der letzte Protest gewesen sein. Für die Anti-AKW-Bewegung sind es richtungsweisende Monate.
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