Handys im Zug ausschalten?
In Japans U-Bahnen und Regionalzügen gibt es klare Verhaltensregeln. Es wird weder gegessen, noch laut geredet. Wer einen der begehrten Plätze ergattert hat, macht sich möglich klein, um möglichst vielen anderen ebenfalls eine Sitzgelegenheit zu ermöglichen.
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Telefonieren ist tabu und wenn man es trotzdem tut, dann hält man diskret die Hand vor den Mund. Zumeist handelt es sich um ungeschriebene Regeln, an die sich jeder ganz natürlich hält. Daneben gibt es eine ganze Reihe von Hinweisschildern. Eines davon, das man überall sieht, weist den Fahrgast an, das Handy in der Nähe der Priority Seats vollständig auszuschalten. Diese Regelung wurde 2005 eingeführt, um mögliche Komplikationen für Menschen mit Herzschrittmachern zu verhindern.
22 Zentimeter Abstand
Das Ministeriums für Telekommunikation empfahl damals, einen Mindestabstand von 22 Zentimeter zwischen Herzschrittmachern und Handys der 2G-Generation einzuhalten. So befürchtete man, dass die elektromagnetischen Wellen der Handys die medizinischen Geräte aus dem Takt bringen könnten. Kaum ein anderes Land hat diese mögliche Gefahr so ernst genommen.
Die Zeiten haben sich jedoch geändert. Inzwischen ist das 2G-Netz abgeschaltet und Smartphones der dritten und vierten Generation im Umlauf. Deren elektromagnetische Wellen sind offenbar bedeutend schwächer. Studien haben gar ergeben, dass bei diesen Smartphones ein Mindestabstand von 3 Zentimetern zum Herzschrittmacher genügt.
Osaka als Vorreiter
Die Richtlinie des Ministeriums wurde aus diesem Grund im letzten Jahr auf 15 Zentimeter Abstand reduziert und auch die Empfehlung, das Smartphone im Zug möglichst auszuschalten, wurde komplett gestrichen. Der Verbund der Bahngesellschaften in der Region Osaka, Kobe und Kyoto hat sich diesen neuen Vorgaben nun angepasst. Hier muss der Passagier seit Juli dieses Jahres sein Smartphone im Bereich der Priority Seats nicht mehr ausschalten, wie die Sankei Shimbun berichtet. Einzig während der Stosszeiten, wenn die Züge regelmässig überfüllt sind, gilt die alter Regelung noch.
Anders sieht es im Osten aus. In der Hauptstadt Tokio bleibt diesbezüglich alles beim Alten. Es gebe noch immer viele Passagiere mit Herzschrittmachern, die einer Änderung der Regelung skeptisch gegenüber stünden, heisst es.
Tatsache bleibt aber, dass bis heute keine einzige Person mit Herzschrittmacher wegen eines Handys im Zug verstorben oder verunfallt ist. Experten fordern daher, die Öffentlichkeit über diesbezügliche Missverständnisse und Ängste besser aufzuklären.
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