Vulkane und Atomkraftwerke
Der Ausbruch des Ontake am Samstag hat mindestens 48 Menschen das Leben gekostet. Rund 69 weitere Personen wurden verletzt (Stand: 1. Oktober 2014). 230 Bergsteiger fanden Zuflucht in Berghütten (Asienspiegel berichtete). Es handelt sich um die schwerste Vulkankatastrophe in Japan seit dem Ausbruch des Unzen bei Nagasaki 1991, als 43 Menschen starben.
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Die Eruption am Ontake hat alle überrascht, inklusive die Experten. Das Warnsystem wies am Samstag noch die tiefste Stufe 1 aus. Nach dem Ausbruch wurde sie sofort auf die Stufe 3, welche den Vulkan selbst zum Sperrgebiet macht, angehoben.
Zwar besitzt Japan ein Frühwarnsystem, doch eine genaue Vorhersage ist nur beschränkt möglich. Im Fall Ontake kommt hinzu, dass es sich um eine Wasserdampfexplosion gehandelt hatte. Die üblichen Warnsignale, wie seismische Aktivität oder steigende Gasemissionen, griffen hier nicht.
Die dritte Naturgefahr
Neben den Erdbeben und dem Tsunami sind die Vulkane die dritte grosse Naturgefahr, mit der Japan zurechtkommen muss. Über 110 aktive Vulkane zählt das Land. In den letzten 2000 Jahren wurden über 1000 Ausbrüche gezählt. 52 Mal war es grössere Eruptionen, die über Tage oder Wochen Lawa und Asche in die Atmosphäre katapultierten (Asienspiegel berichtete).
Der letzte folgenschwere Ausbruch für Japan datiert auf das Jahr 1914 zurück. Damals spie der Berg Sakurajima soviel Lawa aus, dass die Insel, auf der der Vulkan steht, mit dem Festland verbunden wurde. Heute besteht für 47 Vulkane auf Japan ein Ausbruchsrisiko. Sie stehen unter ständiger Beobachtung der Japanischen Wetterbehörde. Für vier davon besteht die Warnstufe 3, für fünf weitere die Warnstufe 2 (Gefahr in der Nähe des Kraters).
Der Fuji als grösste Gefahr?
Speziell nach dem Erdbeben vom 11. März 2011 wurde bei mehreren Vulkanen eine verstärkte Aktivität gemessen. Dazu gehörte auch der Berg Fuji, das Naturwahrzeichen Japans schlechthin. Gemäss neusten Erkenntnissen liegt der Vulkan mit dem symmetrischen Kegel über einer Verwerfung, die bis zu 30 Kilometer lang ist und bis zu 5 Kilometer in die Tiefe reicht (Asienspiegel berichtete).
Ein Ausbruch beim Fuji hätte besonders gravierende Folgen für das Land. Der 3776 Meter hohe Berg liegt nur 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt. Die Hauptverkehrsachsen zwischen den grossen japanischen Metropolen Tokio und Osaka könnten im schlimmsten Fall in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Sommer sind zudem täglich Tausende von Bergsteigern auf dem Fuji. Der letzte grosse Ausbruch war 1707.
Sicherheit für AKW?
In Japan stellt sich nicht nur seit letztem Samstag die Frage, was die Vulkangefahr für die Sicherheit der Atomkraftwerke im Land bedeutet? Unter den Experten gibt es diesbezüglich zwei Lager. In einer Umfrage der Mainichi Shimbun waren 29 von 50 Vulkanologen der Meinung, dass einige AKW diesbezüglich an potentiell gefährlichen Lagen gebaut wurden (Asienspiegel berichtete).
Dazu zählt insbesondere das AKW Sendai in der Präfektur Kagoshima auf der Südinsel Kyushu. Doch ausgerechnet dieses wird voraussichtlich als Erstes aller 48 zurzeit abgeschalteten Atomkraftwerke wieder ans Netz gehen (Asienspiegel berichtete). Während eine Mehrheit der Experten in der Umfrage das Risiko eines Vulkanausbruchs in der Nähe des AKW Sendai für überschaubar hielt, rieten 19 von einem Wiederhochfahren ab.
Tokio sieht keinen Zusammenhang
Die Regierung in Tokio will derweil an ihrem Kurs festhalten, wie die Tokyo Shimbun berichtet. Kabinettsekretär Yoshihide Suga meinte am Montag, dass der Ausbruch am Ontake auf die Frage, ob man das AKW Sendai wieder hochfahre, keinen Einfluss habe.
Die Vorhersage einer Wasserdampfexplosion sei schon immer schwierig gewesen, meinte Suga lediglich. Das OK der Nuklearen Regulierungsbehörde (NRA) für das Atomkraftwerk werde aber nicht nochmals überprüft.
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