Der Protestmarsch im Anzug
Vor einem Jahr entschieden 600 Büroarbeiter auf ein nächtliches Feierabendbier mit dem Vorgesetzten zu verzichten. Stattdessen gingen sie in ihren Anzügen auf die Strasse im Tokioter Geschäftsviertel Shimbashi, um gegen die AKW-Politik der Regierung Abe zu protestieren (Asienspiegel berichtete). «Die Suits-Demo» nannten sie den nächtlichen Protestzug, der symbolisch am Hauptgebäude des AKW-Betreibers TEPCO vorbeizog.
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Die Botschaft war klar: Nicht nur Studenten, Pensionäre, Hausfrauen und Selbständige, sondern auch «normale Angestellte» wehren sich gegen das geplante Wiederhochfahren der AKW in Japan. Auch ein Jahr später gibt es die Bewegung noch – und sie wird mehr denn je gebraucht.
Rund 200 Salarymen zogen diese Woche durch die Strassen von Shimbashi, um gegen die anstehende Wiederinbetriebnahme des AKW Sendai in der Stadt Satsumasendai auf der Südinsel Kyushu zu protestieren, wie die Tokyo Shimbun berichtet. «Wir brauchen keine Atomkraftwerke!», «Wir fordern den AKW-Ausstieg!» hiess es auf ihren Transparenten.
Letzte Entscheidungen
Sendai wird wohl das erste AKW sein, das in Japan wieder ans Netz gehen wird. Neben der Nuklearen Regulierungsbehörde, haben diese Woche sowohl der Bürgermeister wie auch das Lokalparlament der Stadt Satsumasendai, wo das Atomkraftwerk steht, grünes Licht gegeben, wie NHK News berichtet. Damit sind die wichtigsten Voraussetzungen für ein definitives OK der Regierung in Tokio gegeben.
Die Salarymen in Shimbashi haben mit ihrem Protest unter anderem darauf aufmerksam gemacht, dass nicht alle Gemeinden rund um das AKW Sendai mit dem Vorgehen der Behörden einverstanden sind. So hat beispielsweise die Hälfte der 30’000 Einwohner der Stadt Ichikikushikino, die nur 5 Kilometer vom AKW Sendai entfernt liegt, eine Petition gegen ein Wiederhochfahren unterzeichnet.
Umfrage zeigt klare Haltung
Ausserdem hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts JAPOR ergeben, dass 61 Prozent der Japaner einen Neustart ablehnen. Die Präfekturregierung von Kagoshima verweist derweil darauf, dass die Einwilligung der Gemeinde, in der das AKW liegt, ausreichend sei.
Zurzeit sieht somit alles danach aus, dass das AKW Sendai nach einem letzten Test Anfang nächstes Jahr wieder hochgefahren wird. Und so wird es nicht der letzte Protestmarsch der Salarymen gewesen sein.
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