Ein Shinkansen für Hokkaido
Für einmal musste der Shinkansen das Schiff nehmen und sich im Hafen von Hakodate im Süden der Nordinsel Hokkaido ausladen lassen. Es handelte sich laut NHK News um die Lieferung der ersten zwei Zugelemente des Hokkaido-Shinkansens, der voraussichtlich ab März 2016 die Stadt Aomori am Nordzipfel der Hauptinsel Honshu in einer Fahrzeit von 61 Minuten mit Hakodate verbinden wird (siehe Grafik). Aktuell dauert dieselbe Reise mit dem gewöhnlichen Zug knapp zwei Stunden.
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Somit erhält Hokkaido Anschluss an die Tohoku-Shinkansen-Strecke, die Tokio mit dem Nordosten des Landes verbindet (Asienspiegel berichtete).
Dank des neuen Streckenabschnitts von rund 148 Kilometer Länge wird man schon bald mit dem Hochgeschwindigkeitszug von Tokio bis nach Hokkaido fahren können. Die neue Fahrzeit zwischen der Hauptstadt und Hakodate wird dann nur noch rund 4 Stunden 9 Minuten betragen. Damit verkürzt sich die Fahrzeit um eine Stunde.
Der Unterwassertunnel
Geplant wurde dieses Megaprojekt bereits Anfang 1973. Doch aus Geldmangel wurde der Bau des Hokkaido-Shinkansens, genau wie beim Hokuriku-Shinkansen (Asienspiegel berichtete) um Jahrzehnte verschoben.
Immerhin konnte das Herzstück dieser neuen Strecke bereits 1988 fertiggestellt werden. Der insgesamt 53,85 Kilometer lange Seikan-Tunnel, der die Hauptinsel Honshu mit Hokkaido unter dem Meer verbindet und heute rege von Passagier- wie von Frachtzügen genutzt wird, wurde schon damals so angelegt, dass auch die breiteren Shinkansen problemlos darin verkehren können.
Diese Voraussicht hat sich nun ausgezahlt. Als man 2005 mit dem Bau der Strecke zwischen Aomori und Hakodate anfing, war damit der teuerste und aufwendigste Tunnelabschnitt schon seit 17 Jahren vollendet.
Erste Testfahrten
Abgesehen vom Seikan-Tunnel wurden vollständig eigene Shinkansen-Hochbahntrassen gebaut. Gemäss aktuellem Stand sind alle Tunnels gebaut und die Gleisarbeiten fast fertig. Für den Seikan-Tunnel mussten noch Dreischienengeleise eingebaut werden, damit normale Züge wie auch Shinkansen darin verkehren können. Nun geht es in den nächsten Monaten darum, die Oberleitungen und Kontrollsysteme zu installieren.
Ausserdem stehen schon ab dem 1. Dezember die ersten Testfahrten an. Hierfür wurden die ersten Shinkansen-Zugelemente von der Fertigungshalle in Präfektur Hyogo bis nach Hakodate verschifft. Weitere werden in den kommenden Monaten folgen. Beim Hokkaido-Shinkansen kommt übrigens derselbe Zugtyp wie auf der Tohoku-Strecke zum Einsatz, das Modell H – 5. Einzig farblich gibt es leichte Unterschiede.
Langer Weg nach Sapporo
Mit der Eröffnung des ersten Teilabschnitts nach Hakodate rückt die Nordinsel Hokkaido, die Japan erst ab dem 19. Jahrhundert systematisch besiedelte und politisch einverleibte, noch einmal näher an Tokio heran.
Die ganz grosse Arbeit steht aber noch bevor. Mit dem Bau der 212 Kilometer langen Strecke zwischen Hakodate und Hokkaidos Hauptstadt Sapporo wurde 2012 begonnen. Aus Kostengründen wird diese Strecke wohl erst 2035 fertiggestellt sein.
Dann wird es mit dem Shinkansen voraussichtlich 5 Stunden von Tokio nach Sapporo dauern. Je nach maximal erlaubter Geschwindigkeit könnte es sogar noch schneller gehen. Aktuell dauert es mit dem Zug 9 Stunden. Daher bleibt das Flugzeug von Tokio nach Sapporo bis dahin die einzig schnelle Option.
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