Japans Hightech-Toilette
1980 brachte die Firma Toto aus der Stadt Kitakyushu mit dem Washlet ein Gerät auf den Markt, das die japanische WC-Kultur komplett revolutionieren sollte. Ein gezielt ausgerichteter Wasserstrahl, dessen Stärke und Temperatur der Benutzer gleich selbst regulieren konnte, sorgte plötzlich dafür, dass der moderne Japaner kein Toilettenpapier mehr für sein grosses Geschäft benötigte. «Schliesslich wäscht man seine Hände auch nicht mit Papier», argumentierte eine junge Frau in der damaligen Fernsehwerbung, die für viel Aufsehen sorgte.
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Über 30 Jahre später hat sich das japanische Dusch-WC über 30 Millionen Mal verkauft, seine Funktionen wurden zudem stetig ausgebaut (Asienspiegel berichtete). In Japan ist das Hightech-Washlet zum Standard in Haushalten, Kaufhäusern und Hotels geworden. Das traditionelle Washiki-Stehklo ist durch diese Entwicklung zur Randerscheinung geworden.
Washlet so wichtig wie die Digitalkamera
So überrascht es nicht, dass das Washlet nicht nur als erster Haushaltsgerät überhaupt in die exklusive Liste des japanischen Maschinen-Erbes aufgenommen (Asienspiegel berichtete).
Mittlerweile besitzen gemäss Angaben der Regierung 72 Prozent der japanischen Haushalte eine Toilette mit warmem Wasserstrahl. Somit hat das Washlet mit dem Computer und der Digitalkamera gleichgezogen (Asienspiegel berichtete).
Der neue Absatzmarkt…
Und so stellt sich für Toto seit einiger Zeit die Frage, wo es im eigenen Land noch an guten Toiletteneinrichtungen fehlt. Der Konzern ist bei der Suche nach einem neuen Absatzmarkt offenbar fündig geworden, wie die Asahi Shimbun berichtet. So mangelt es ausgerechnet in den öffentlichen japanischen Schulen an zeitgemässen sanitären Einrichtungen. Mehr als 70 Prozent der Schulgebäude sind bereits über 25 Jahre alt. Oft handelt es sich um lieblos gebaute Betonblöcke, die in bedenklichem Zustand sind.
In vielen Schulhäusern sind sogar noch die klassischen Washiki-Toiletten installiert, die gerade für älteren und schwächeren Personen schwierig zu bedienen sind. Dabei dienen viele dieser Gebäude bei Naturkatastrophen als Evakuierungsorte, die während Wochen oder gar Monaten, wie nach dem Tsunami 2011, benutzt werden. Eine gute sanitäre Installation wäre dringend notwendig.
Totos Offensive
Die Regierung in Tokio hat den Missstand erkannt und ein Subventionssystem eingeführt, bei dem sie bis zu einem Drittel der Renovierungskosten von Schulhäusern übernimmt. Genau darauf legt Toto seine Hoffnung. Seit einiger Zeit ist das Unternehmen daran, mit einer Werbe- und Verkaufsoffensive den Schulen ihre Toilettenkultur näher zu bringen. Nebenbei wirbt es auch noch für die hauseigenen, schmutzabweisenden Böden.
Und so ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch Japans Schulen mit Totos Washlets ausgerüstet sein werden.
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