Zur Abwechs­lung der Vorname

Mit dem ers­ten Kind ändert sich im Leben eines Ehe­paa­res so ziem­lich alles. In Japan pas­sen sich die frisch­ge­ba­cke­nen Eltern in einem Punkt sogar ganz der Welt des Kin­des an. So nennt der Ehe­mann sei­ne Ehe­frau ab jenem Zeit­punkt gewöhn­lich nur noch «Okā­san» (Mut­ter, Mama). Aber auch für die Ehe­frau wird der Ehe­mann zum «Otō­san» (Vater, Papa). Selbst wenn das Kind erwach­sen gewor­den und aus­ge­zo­gen ist, hält die­se Gewohn­heit an.

Der japa­ni­sche Kos­me­tik­her­stel­ler Pola hat die­sen fami­liä­ren Umgang zum Anlass genom­men, ein etwas ande­res Wer­be­vi­deo zu pro­du­zie­ren (sie­he oben, eng­li­sche Unter­ti­tel ver­füg­bar). Er hat Ehe­män­ner auf­ge­for­dert, ihre Frau­en zur Abwechs­lung wie­der mal beim Vor­na­men zu nen­nen und die über­rasch­ten, berüh­ren­den Reak­tio­nen fil­misch festgehalten.

Ein Ein­blick in die Gesellschaft

Natür­lich bleibt es ein Wer­be­film eines Kos­me­tik­her­stel­lers mit allen Tricks und Knif­fen. Den­noch ist es schön zu sehen, wie ein­fach es im Grun­de genom­men ist, der Ehe­part­ne­rin einen kur­zen Moment der Freu­de zu berei­ten. Auf­fal­lend ist auch, wie es eini­gen Män­nern schwer fällt, die eige­ne Frau nicht als «Mama» zu bezeich­nen. Es sind die­se Sze­nen, die einen inter­es­san­ter Ein­blick in das japa­ni­sche Fami­li­en­le­ben bieten. 

Und so kann das Video auch als sanf­te Gesell­schafts­kri­tik und als Auf­for­de­rung ange­se­hen wer­den, Kon­ven­tio­nen bei Gele­gen­heit zu hin­ter­fra­gen. Tat­säch­lich gibt es mitt­ler­wei­le vie­le jun­ge japa­ni­sche Paa­re mit Kin­dern, die sich ganz bewusst beim Vor­na­men nen­nen. Doch die Regel ist es nicht.

Der Prä­si­dent und der Meister

Übri­gens beschränkt sich der Brauch, eine Per­son nach ihrer Rol­le zu bezeich­nen, nicht nur auf die Fami­lie. Im japa­ni­schen Berufs­le­ben ist dies gang und gäbe. So wird man im Lau­fe einer Kar­rie­re zum «Kachō» (Abtei­lungs­lei­ter), «Shachō» (Prä­si­dent) oder «Sen­sei» (Meis­ter).

Die Lis­te der mög­li­chen Funk­ti­ons­be­zeich­nun­gen ist lang. Hat man eine weni­ger bedeu­ten­de Stel­lung inne, bleibt der Fami­li­en­na­me der Ruf­na­me. Der Vor­na­me spielt der­weil – abge­se­hen vom Freun­des­kreis – eine unter­ge­ord­ne­te Rolle.