Unterwegs mit einem TV-Star

Drei Jahre nach seinem Fussmarsch durch Japan hat Thomas Köhler an ein neues Projekt vollendet. Mit dem Fahrrad ist er während 13 Tagen durch den Nordosten des Landes gefahren. Es war eine Reise entlang der Sanriku-Küste, wo vor mehr als drei Jahren der Tsunami grosses Leid mit sich brachte. Vor einigen Tagen ist er an seinem Ziel in Aizuwakamatsu in der Päfektur Fukushima angekommen. In den letzten Tagen wurde er von Nasubi-san begleitet, der selber aus der Region stammt und sich heute stark für sie einsetzt. Der Japaner wurde 1998 zu einem landesweiten Fernsehstar, als er für eine TV-Sendung über 11 Monate lang in einer Wohnung eingesperrt nur von Preiswettbewerben aus Magazinen lebte. Der Komödiant und Schauspieler besuchte im letzten November eine Vorführung von «Negative: Nothing» in Tokio (Asienspiegel berichtete). Zum Abschluss der Tohoku-Tour hat Asienspiegel Thomas Köhler interviewt.
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Thomas Köhler, wie fühlst Du Dich nach dem Ende Deiner Tohoku-Tour?
Ich bin zufrieden, alles hat einwandfrei geklappt und ich bin gesund am Ziel angekommen. Es war eine körperlich sehr anstrengende Reise.
Wie haben Dich die Menschen vor Ort empfangen?
Die Menschen sind wie überall in Japan sehr dankbar und aufgeschlossen. Ich wurde immer sehr herzlich empfangen, oft fühle ich mich in Japan wie ein Kind in der Wiege, auch diesmal erging es mir nicht anders. Auch die Reaktionen auf die Fahrradtour durch Tohoku waren sehr positiv. Schliesslich bin ich nicht gekommen, um «den Tsunami wieder aufleben zu lassen» und die Leute damit zu belästigen. Meine Absicht war es, diese drei Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima den Menschen ausserhalb Japan touristisch vorzustellen. Darauf wurde sehr positiv reagiert, sogar die Medien haben mehrere Male darüber berichtet.
Was war der beste Moment?
Ich hatte viele schöne Momente, die Begegnung mit Herr Fujishima in Fudai war sehr eindrücklich. Denke aber, dass es noch viele andere eindrückliche Momente in Ofunato, Kesennuma, Fukushima und an anderen Orten gab, die genauso schön waren. Es ist nicht einfach, kurz nach einer Reise den «besten Moment» zu eruieren.
Gab es irgendwo Schwierigkeiten?
Nein, es gab nirgendwo Schwierigkeiten. Alles war gut organisiert und lief nach Plan, geradezu perfekt.
Wie gut hat sich die Küstengegend in Tohoku vom Tsunami erholt? Wie läuft es mit dem Wiederaufbau?
Nun, bald sind vier Jahre nach dem grossen Tsunami vergangen. Ich habe alle betroffenen Gebiete mit dem Fahrrad durchfahren. Es ist alles aufgeräumt und die Planung für den Wiederaufbau steht bereits. An vielen der betroffenen Orte wird der Boden bis zu zehn Meter mit Erde aufgeschüttet und es werden grosse Mauern gegen Tsunamis gebaut. Es ist offensichtlich, dass immer noch viele Leute in den temporären Unterkünften ausharren müssen bis der Wiederaufbau der Unterkünfte beginnen kann. Laut Gesprächen, die ich mit lokalen Leuten führte, wird dies akzeptiert. Man arrangiert sich und macht das Beste aus der Situation, denn die Leute aus Tohoku sind es gewohnt auszuharren, wie mir oft bestätigt wurde. Nach meinen Einschätzungen ist der Wiederaufbau in vollem Gange, überall wird eifrig gearbeitet. Eine eindrückliche Leistung in nicht mal vier Jahren! Das kann ich mit Gewissheit bestätigen, da ich selber vor Ort war. Es ist auch wichtig zu verstehen, dass es noch viele kleine Orte gibt, die genauso zerstört wurden – über 500 Kilometer entlang der Sanriku-Küste. Das ist eine Dimension, die man erst versteht, wenn man es selber gesehen hat.
Gibt es irgendeine Begegnung, die Dir besonders in Erinnerung bleibt?
Es gibt nicht nur eine Begegnung, sondern mehrere die mir bestimmt für immer in Erinnerung bleiben werden. Ein Beispiel war eine Begegnungen mit Herrn Shida aus Ofunato, der mit mir über die Zeit nach dem Tsunami sprach. Das war sehr beeindruckend. Seine abschliessenden Worte, dass man nach einer solchen Katastrophe wieder die Grundwerte des Lebens zu schätzen wisse und Geld nicht das Wichtigste sei, werde ich für immer in Erinnerung behalten. Es waren ehrliche Worte, mit einer tiefen Überzeugung.
Am Ende hat Dich der ehemalige Fernsehstar Nasubi-san begleitet. Wie kam es dazu?
Als ich letzten März mit der Planung begann, habe ich Nasubi-san über mein Vorhaben informiert. Er war begeistert von diesem Projekt und hat noch am selben Tag zurückgeschrieben. Später, als alle seine Termine geplant waren, kam er mit der Idee, dass wir doch zu zweit in der Präfektur Fukushima radeln könnten. Natürlich war ich sofort damit einverstanden.
Was nimmst Du mit von Deiner Tohoku-Tour?
Viele geistige Souvenirs (Erinnerungen). Ich bin sehr beeindruckt mit welchem Willen diese Menschen den Wiederaufbau bewältigen. Ich habe auch viel dazu gelernt. Ich kenne jetzt auch diese Seite von Japan sehr gut. Wenn man sich Meter für Meter, Tag für Tag in einem Land mit eigener Kraft fortbewegt, lernt man es sehr gut kennen.
Möchtest Du noch etwas hinzufügen?
Es war der richtige Entscheid, diese doch relativ aufwendige Fahrradtour noch in diesem Jahr durchzuführen. Ich denke, es ist mir gelungen ohne Sponsoren, auf meine eigene Art und Weise diese Gegend zu unterstützen. Ich möchte niemanden überzeugen, diese Gegend zu bereisen. Ich zeige nur, dass diese wunderbare Gegend von Japan wieder bereisbar ist.
Mehr über Thomas Köhlers Tohoku-Tour erfahren Sie hier.
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