Böse Unter­neh­men

Erschöpft: Ein Alltagsbild in der japanischen Arbeitswelt.
Erschöpft: Ein All­tags­bild in der japa­ni­schen Arbeits­welt. flickr/​reu­ben

Sie zwin­gen ihre Ange­stell­ten regel­mäs­sig zu Über­stun­den, las­sen sie für einen Mini­mal­lohn schuf­ten oder gewäh­ren ihnen kei­ne Frei­ta­ge. Sol­che Unter­neh­men wer­den in Japan als «schwar­ze Fir­men» – «bur­ak­ku kigyō» – umschrie­ben. Das Minis­te­ri­um für Arbeit nimmt an, dass im Land min­des­tens 4000 sol­cher Fir­men exis­tie­ren (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Der Grau­be­reich ist jedoch gross. So gehö­ren Über­stun­den in Japans Arbeits­welt zum guten Ton. Kaum jemand wird sich dar­über bekla­gen. Die gesetz­lich erlaub­ten 40 Über­stun­den pro Woche wer­den da schnell mal über­se­hen. Die Loya­li­tät zum Unter­neh­men steht über allem. Umso schwie­ri­ger ist es, die «schwar­zen Fir­men» auch aus­fin­dig zu machen.

Ein gesell­schaft­li­ches Bewusst­sein für die­ses Pro­blem hat sich zudem erst in den letz­ten Jah­ren ent­wi­ckelt. So hat bei­spiels­wei­se eine Grup­pe von Anwäl­ten, Pro­fes­so­ren und Gewerk­schaf­ten den «Black Cor­po­ra­ti­on Award» ins Leben geru­fen, der die «schwar­zen Fir­men» öffent­lich an den Pran­ger stellt. Auch das Arbeits­mi­nis­te­ri­um hat ver­spro­chen, die­ses Pro­blem rigo­ro­ser anzu­pa­cken (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Jeder Drit­te in einer schwar­zen Firma

Denn es besteht gros­ser Hand­lungs­be­darf, wie eine Umfra­ge des gröss­ten japa­ni­schen Gewerk­schafts­ver­ban­des Ren­go zeigt. Von den ins­ge­samt 3000 befrag­ten Per­so­nen, die zwi­schen 20 und 59 Jah­re alt sind, geben 26 Pro­zent an, dass sie in einer «schwar­zen Fir­ma» arbei­ten. Als Grün­de nen­nen 52,5 Pro­zent der Betrof­fe­nen, dass sie regel­mäs­sig gezwun­gen wer­den, Über­stun­den zu leis­ten. Ein schlech­ter Lohn und die Tat­sa­che, dass sie kei­nen bezahl­ten Urlaub erhal­ten, sind zwei wei­te­re Erklärungen.

Bei den jun­gen Arbeit­neh­mern zwi­schen 20 und 30 Jah­ren ist die Lage noch aku­ter. Rund 32,7 Pro­zent die­ser Alters­ka­te­go­rie geben an, dass sie in einer «schwar­zen Fir­ma» arbei­ten. So sind in einer hier­ar­chisch geord­ne­ten Unter­neh­mens­struk­tu­ren, wie sie in Japan gewöhn­lich anzu­tref­fen sind, beson­ders die Neu­ein­stei­ger ver­wund­bar und nicht sel­ten dem soge­nann­ten «Pawa-Hara», dem Mob­bing von oben ausgesetzt.

Man droht ihnen die Frei­ta­ge zu strei­chen, falls sie die Umsatz­zie­le nicht errei­chen. Oft müs­sen die­se auch rechts­wid­ri­ge Arbeits­ver­trä­ge akzep­tie­ren, in denen ein erheb­li­cher Lohn­an­teil nur bei einer bestimm­ten Zahl an geleis­te­ten Über­stun­den über­wie­sen wird. Rund 80 Pro­zent der Betrof­fe­nen kämp­fen laut der Umfra­ge von Ren­go mit gesund­heit­li­chen Problemen.

Der Tod durch Überarbeitung

In extre­men Fäl­len droht unter die­sen Arbeits­be­din­gung der Tod durch Über­ar­bei­tung, Karo­shi auf Japa­ni­schen genannt. Die japa­ni­schen Medi­en berich­ten regel­mäs­sig über Ange­stell­te, die sich zu Tode geschuf­tet haben (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die Restau­rant­ket­te Wata­mi sorg­te vor zwei Jah­ren für ent­spre­chen­de Schlag­zei­len, als eine 26-jäh­ri­ge Neu­ein­stei­ge­rin nach nur zwei Mona­ten Selbst­mord ver­üb­te. Eine Unter­su­chung ergab, dass sie in einem Monat 140 Über­stun­den leis­ten muss­te. Wata­mi kämpft bis heu­te mit dem Ruf, eine «schwar­ze Fir­ma» zu sein.

Lie­ber nichts sagen

Inter­es­san­ter­wei­se unter­nimmt laut der Ren­go-Umfra­ge nie­mand wirk­lich etwas gegen die­sen untrag­ba­ren Zustand. Nur gera­de mal 2 Pro­zent der Betrof­fe­nen wen­den sich an den Arbeit­ge­ber oder an die Gewerk­schaft. Ein Drit­tel spricht das The­ma in der Fami­lie und im Freun­des­kreis an. Fast die Hälf­te, rund 46,8 Pro­zent, kon­sul­tie­ren der­weil gar niemanden.

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