Die unwissende Abgeordnete
Exakt 43 neue Abgeordnete haben die Unterhauswahlen vor zwei Wochen hervorgebracht. Dazu gehört auch die 39-jährige Megumi Maekawa, Mitglied der siegreichen Regierungspartei der Liberaldemokraten (LDP) von Premierminister Shinzo Abe.
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Die junge Politikerin wurde in einem Tokioter Wahlkreis über das Proporzsystem zum ersten Mal in die Legislative gewählt. Und offenbar schien die Lebensmittelwissenschaftlerin, die einen Teil ihrer Jugend in Kalifornien verbracht hat, selbst nicht wirklich mit diesem Erfolg gerechnet zu haben, wie ein völlig missglückter Fernsehauftritt bei TBS offenbarte.
«Wie heisst das schon wieder?»
Der japanische Fernsehkanal begleitete und porträtierte im Rahmen einer Sendung neue Abgeordnete an ihrem ersten Arbeitstag, wozu auch Megumi Maekawa gehörte. Ein Journalist suchte sie hierzu in ihrem Büro auf und schon beim ersten Gespräch bahnte sich das Fiasko an.
Journalist: «Wohin gehen Sie heute?»
Maekawa: «Jetzt gehe ich…entschuldigen sie…wie heisst das schon wieder?» (schaut fragend den Mitarbeiter an)
Maekawas Mitarbeiter: «Zum ersten Auftritt im Parlament (jap. «Hatsutōin»).»
Maekawa: «Hatsutōin?»
Maekawas Mitarbeiter: «Ja, genau. Dafür gehen wir nun zum Haupteingang.»
Maekawa: «Äh, was genau?»
Abenomics?
Der Zuschauer hätte ihr dieses tollpatschige Auftreten wohl verziehen, wenn das Interview nicht im selben Rhythmus weitergegangen wäre. Beim Parlament angekommen, fragte der Journalist nach Maekawas Meinung zur Wirtschaftspolitik ihres Premierministers. Darauf schien sie gut vorbereitet zu sein. Das Volk habe mit der Wahl den Segen für Abenomics gegeben, meinte sie in einer kurzen Standardantwort.
Der Journalist hakte nach: «Andererseits sind die Löhne nicht gestiegen, im Gegenteil, aktuelle Daten zeigen, dass sie sogar gesunken sind. Was sagen Sie dazu?» Maekawas Antwort: «Ja, das ist ein Thema…nun gut…was soll ich sagen, ich weiss es nicht.» Der Fernsehmann liess nicht locker, woraufhin die Politikern sagte, dass sie sich dazu lieber nicht äussern möchte.
Was sagt meine Partei dazu?
Die Diskussion ging im selben Stil weiter. Was sie von der Idee halte, die Zahl der Abgeordnetensitze zu reduzieren? Erneut reagierte Maekawa verunsichert, wusste nicht genau wie darauf antworten. «Ja, das kann man machen…» Schliesslich fragte sie mit verunsichertem Blick: «Was ist diesbezüglich schon wieder die Linie meiner Partei?»
Der Journalist erklärte ihr daraufhin, dass bei einer Reduktion womöglich auch ihr Proporzsitz betroffen wären. «Ich weiss es nicht, kein Kommentar», antwortet Maekawa mit einem verkrampften Lächeln. Ihr Fachgebiet sei ohnehin das Essen. Sie werde nun im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihr Bestes geben.
Die Reaktionen auf Twitter
Es verwundert nicht, dass der völlig unvorbereitete Fernsehauftritt von Megumi Maekawa schnell zum Gesprächstheme in den sozialen Medien wurde. Im Folgenden ein paar Twitter-Kommentare:
«Was soll das? Das macht mir richtig Angst. Das kann doch nicht wahr sein…»
«Das gibt eine Stimme für ‹Shinzonomics› und eine Stimme für die Verfassungsänderung. Das macht mir richtig Angst. Man sollte eine Mindestqualifikation für die Abgeordneten sicherstellen.»
«Die Abgeordnete Megumi Maegawa ist ja nicht zu fassen.»
Die Sendung auf TBS (ab Minute 1:08):
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