Eine Englisch-Insel für Tokio
Wie bringt man der japanischen Jugend möglichst effizient die englische Sprache bei? Mit dieser Frage hat sich die Tokioter Regierung befasst. Denn die Zeit drängt. 2020 werden die olympischen Spiele in der Hauptstadt ausgetragen und spätestens bis dann möchte man auch als kommunikativer Gastgeber bereit sein.
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Ein «English Village», in dem lebensechte Situationen nachgestellt werden, soll es in den Augen der Lokalregierung richten, wie die Yomiuri Shimbun berichtet.
Alles auf Englisch
Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten oder auch ein Sportplatz soll das Dorf anbieten. Gesprochen wird in dieser künstlichen Welt ausschliesslich Englisch. Die Angestellten werden alles Muttersprachler sein. Das English Village wird zu Beginn nur für Highschool-Schüler geöffnet sein. Nach den Spielen soll der Ort für die Öffentlichkeit zugänglich werden.
Bis 2017 möchte man dieses «Dorf» in einem Gebäude auf einer der zahlreichen aufgeschütteten Inseln in der Tokioter Bucht, ganz in der Nähe des künftigen Athletendorfes, eröffnen – gerade noch rechtzeitig, um das Englisch der japanischen Jugend aufzupolieren.
Die Mühe mit der Konversation
Entstanden ist die Dorf-Idee, nachdem Experten von Universitäten und Englischschulen den Sprachunterricht in der japanischen Schule als zu passiv bemängelten. Es werde zu viel Wert auf Geschriebenes gelegt, während die Kommunikation viel zu kurz komme.
Seit Jahren schneiden die japanischen Schüler bei Englischprüfungen wie dem TOEFL entsprechend schlecht ab. So kam Japan in der TOEFL-Länderrangliste von 2007 auf den 136. Platz von insgesamt 161 Nationen zu liegen. Länder wie China, Südkorea und selbst Nordkorea liessen den Inselstaat locker hinter sich (Asienspiegel berichtete).
Wenn es nur um die schriftlichen Englischfähigkeiten geht, sind die Japaner hingegen international durchaus konkurrenzfähig (Asienspiegel berichtete).
Zonen und Inseln für den Austausch
Übrigens ist das Projekt Tokios nicht ganz neu. Bereits im Sommer dieses Jahres hat ein Expertenkomitee der Zentralregierung vorgeschlagen, in gewissen Grossstädten Zonen zu definieren, wo Englisch als offizielle Sprache gefördert wird (Asienspiegel berichtete). Noch ist aber diesbezüglich kein Entscheid gefallen.
Entfernt erinnert das English Village auch an eine ganz andere Epoche. In der Edo-Zeit (1603 bis 1868), als sich Japan vom Rest der Welt isolierte, erschuf die damalige Regierung in der Bucht von Nagasaki eine künstliche Insel mit dem Namen Dejima, wo die Niederländer als einzige Europäer Handel mit Japan betreiben durften.
Dejima wurde so zu einem einzigartigen Ort des Austauschs für Handel mit dem Westen. In diesem Sinne wäre das Englisch-Dorf in der Tokioter Bucht nur eine moderne Fortsetzung einer alten Tradition.
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