Steh- oder Sitzklo?
In Japans WC-Kultur unterscheidet man generell zwischen Washiki-Toire (japanischer Stil) und Yōshiki-Toire (westlicher Stil). Mit dem Ersterem wird das klassische Stehklo beschrieben. Das Letztere ist das Sitzklo, das wir uns aus dem Westen gewohnt sind. In Japan hat man es aber nicht dabei bewenden lassen. Das Unternehmen Toto hat ab den 1980er-Jahren daraus eine kommerziell äusserst erfolgreiche Hightech-Version entwickelt: das sogenannte Washlet mit der eingebauten Spülfunktion für den Hintern (Asienspiegel berichtete).
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Das hat zur Folge, dass man in den heutigen öffentlichen Toiletten die ungewöhnlichen Wahl zwischen archaisch und extra modern hat. Die Japaner könnens mit beiden Systemen sehr gut. Man ist damit aufgewachsen. Doch was genau halten alle anderen von den öffentlichen WCs in Japan? Toto wollte es genauer wissen und hat bei 600 in Japan lebenden Ausländern nachgefragt. Denn immerhin sagt der Umgang mit dem Klo auch etwas über die Hygiene und Sauberkeit in einem Land aus.
Ganz allgemein scheint die Zufriedenheit mit den japanischen öffentlichen Toiletten überdurchschnittlich hoch zu sein. 93,6 Prozent der Befragten sagen, dass diese sauber bis sehr sauber seien. So sind heute fast alle modernen Orte mit Washlet-Toiletten ausgerüstet. Schlechte Erfahrungen haben die Befragten am ehesten in Bahnhöfen (30,8%), in Park- (28,5%) und Tempelanlagen (14,2%) gemacht, wo wohl viele sanitären Anlagen schon länger nicht mehr erneuert wurden.
Lieber sitzen als stehen
Wenn es um die Wahl zwischen traditionell oder modern geht, ist der Fall ebenso klar. 83,6 Prozent bevorzugen in den öffentlichen Toiletten das Sitzklo. Das klassische Stehklo scheint derweil eher für Verwirrung zu sorgen. 26,7 Prozent meinten, dass sei beim ersten Anblick gar nicht wussten, wie dieses zu benutzen sei. Zudem wirke es «unhygienisch», war eine andere häufig geäusserte Meinung. «In Japan wirkt alles so sauber, das Washiki-WC hinterlässt jedoch einen dreckigen Eindruck», zitiert Toto eine amerikanische Frau.
Das Sitzklo hingegen ist für die Ausländer «vertrauter», «lockerer für die Beine» oder einfach gut «wegen der Bidet-Funktion». Doch auch das moderne Washlet ist offenbar nicht ganz ohne Probleme. 25,7 Prozent der Befragten meinen, dass sie die vielen Knöpfe beim Washlet, die meist nur auf Japanisch angeschrieben sind, verwirrend und die einzelnen Funktionen nicht verständlich seien. Die Bedienung sollte man unbedingt vereinfachen.
Der Siegeszug von Washlet
Wenig verwunderlich läuft die Umfrage von Toto darauf hinaus, dass das Yōshiki-Toire und damit das Washlet die perfekte japanische «Omotenashi-Toilette» sei. Mit Omotenashi wird die raffinierte japanische Gastfreundschaft beschrieben.
Zumindest die Zahlen geben der Analyse von Toto recht. 30 Jahre nach seiner Einführung hat sich das Washlet über 30 Millionen Mal verkauft. Über 72 Prozent der japanischen Haushalte besitzen heute ein WC mit einer Bidet-Spülfunktion von Toto oder einem Konkurrenten (Asienspiegel berichtete). Und so hat sich die Washiki-Toilette zu einem Relikt vergangener Zeiten entwickelt.
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