Zwangsurlaub für die Salarymen
Japans Arbeitsleben ist hart, Überstunden die Regel und kaum ein Salaryman gönnt sich eine Auszeit. Eine Umfrage des Arbeitsministeriums hat ergeben, dass 2013 gerade mal 48,8 Prozent der Angestellten den bezahlten Urlaub in Anspruch genommen haben. Diese nutzten lediglich 9 von durchschnittlich 18,5 möglichen Urlaubstagen. 16,1 Prozent der Arbeitnehmer haben sogar gänzlich auf die gesetzlich garantierten Ferien verzichtet.
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In Japans Firmenwelt gehört es sich nicht, einfach für ein paar Tage zu verschwinden – ausser es handelt sich um einen Notfall. Denn wer abwesend ist, der bürdet seinen Kollegen mehr Arbeit auf, so die allgemeine Haltung. Die Folge sind mental und körperlich überarbeitete Angestellte, die sich im schlimmsten Fall wortwörtlich zu Tode arbeiten. Selbst einen Namen gibt es für dieses Phänomen in Japan: «Karoshi», «der Tod durch Überarbeitung» (Asienspiegel berichtete).
Fünf Tage Pflichturlaub
Bereits vor sechs Jahren kündigte die Regierung Gegenmassnahmen an. Nun scheint Bewegung in die Angelegenheit zu kommen. Die Regierung erwägt in Absprache mit Arbeitgeberverbänden und Gewerkschaften einen Gesetzesentwurf dem Parlament vorzulegen, der alle Konzerne verpflichten würde, ihre Angestellten fünf Tage pro Jahr in den bezahlten Zwangsurlaub zu schicken, wie die Nachrichtenagentur Jiji berichtet.
Die Regierung erhofft sich damit eine markante Verbesserung der Arbeitssituation, auch wenn die Frage offen bleibt, ob die Konzerne dieses Gesetz auch wirklich im Sinne der Verfasser umsetzen werden. Es ist auch noch nicht klar, was die Konsequenzen sein werden, sollte diese neue Pflicht nicht eingehalten werden. Die Regierung hat sich jedenfalls zum Ziel gesteckt, die Zahl der Arbeitnehmer, die bezahlte Ferien in Anspruch nehmen, bis 2020 auf 70 Prozent zu erhöhen.
Wichtiger Wirtschaftsfaktor
Der bezahlte Urlaub hat neben dem gesundheitlichen Aspekt auch noch einen ganz anderen Vorteil. Er ist ein wichtiger Faktor für die Wirtschaft. Denn der Angestellte kann sein verdientes Geld nur ausgeben, wenn er nicht arbeiten muss.
Bereits im Jahr 2002 hat das Wirtschaftsministerium berechnet, dass rund 85 Milliarden Euro zusätzlich in die Wirtschaft fliessen würde, wenn die Japaner ihren gesetzlich garantierten Ferienanspruch auch tatsächlich wahrnehmen würden (Asienspiegel berichtete).
Ein Land der Feiertage
Um den Angestellten trotzdem zu einigen Freitagen zu verhelfen, ist die Regierung in Japan bislang sehr grosszügig bei der Behandlung und Erschaffung gesetzlicher Feiertage umgegangen. 16 gibt es an der Zahl. Das ist weltweiter Rekord.
Um die erholende Wirkung der Feiertage zu erhöhen, trat im Jahr 2000 das sogenannte «Happy Monday»-Gesetz in Kraft, das einen auf den Sonntag gefallenen Feiertag auf den Montag überträgt und einen Arbeitstag zwischen zwei Feiertagen automatisch zu einem Ferientag macht.
Jeweils Ende April und Anfang Mai folgen in kürzesten Abständen vier Feiertage aufeinander, die den japanischen Arbeitnehmern gleich meherere Tage Auszeit erlauben. «Golden Week» nennt sich diese Periode. Dann ist ein ganzes Land unterwegs.
Ausserdem wird es diesen Herbst zum ersten Mal seit 2009 wieder eine sogenannte «Silver Week» geben, in der es vom 19. bis 23. September inklusive Wochenende gleich fünf Ferientage hintereinander geben wird.
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