Zwangs­ur­laub für die Salarymen

Immer im Stress: Ein Salaryman in Tokio.
Immer im Stress: Ein Sala­ry­man in Tokio. flickr/​Mario Kao­ru Mevy

Japans Arbeits­le­ben ist hart, Über­stun­den die Regel und kaum ein Sala­ry­man gönnt sich eine Aus­zeit. Eine Umfra­ge des Arbeits­mi­nis­te­ri­ums hat erge­ben, dass 2013 gera­de mal 48,8 Pro­zent der Ange­stell­ten den bezahl­ten Urlaub in Anspruch genom­men haben. Die­se nutz­ten ledig­lich 9 von durch­schnitt­lich 18,5 mög­li­chen Urlaubs­ta­gen. 16,1 Pro­zent der Arbeit­neh­mer haben sogar gänz­lich auf die gesetz­lich garan­tier­ten Feri­en verzichtet.

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In Japans Fir­men­welt gehört es sich nicht, ein­fach für ein paar Tage zu ver­schwin­den – aus­ser es han­delt sich um einen Not­fall. Denn wer abwe­send ist, der bür­det sei­nen Kol­le­gen mehr Arbeit auf, so die all­ge­mei­ne Hal­tung. Die Fol­ge sind men­tal und kör­per­lich über­ar­bei­te­te Ange­stell­te, die sich im schlimms­ten Fall wort­wört­lich zu Tode arbei­ten. Selbst einen Namen gibt es für die­ses Phä­no­men in Japan: «Karo­shi», «der Tod durch Über­ar­bei­tung» (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Fünf Tage Pflichturlaub

Bereits vor sechs Jah­ren kün­dig­te die Regie­rung Gegen­mass­nah­men an. Nun scheint Bewe­gung in die Ange­le­gen­heit zu kom­men. Die Regie­rung erwägt in Abspra­che mit Arbeit­ge­ber­ver­bän­den und Gewerk­schaf­ten einen Geset­zes­ent­wurf dem Par­la­ment vor­zu­le­gen, der alle Kon­zer­ne ver­pflich­ten wür­de, ihre Ange­stell­ten fünf Tage pro Jahr in den bezahl­ten Zwangs­ur­laub zu schi­cken, wie die Nach­rich­ten­agen­tur Jiji berichtet. 

Die Regie­rung erhofft sich damit eine mar­kan­te Ver­bes­se­rung der Arbeits­si­tua­ti­on, auch wenn die Fra­ge offen bleibt, ob die Kon­zer­ne die­ses Gesetz auch wirk­lich im Sin­ne der Ver­fas­ser umset­zen wer­den. Es ist auch noch nicht klar, was die Kon­se­quen­zen sein wer­den, soll­te die­se neue Pflicht nicht ein­ge­hal­ten wer­den. Die Regie­rung hat sich jeden­falls zum Ziel gesteckt, die Zahl der Arbeit­neh­mer, die bezahl­te Feri­en in Anspruch neh­men, bis 2020 auf 70 Pro­zent zu erhöhen.

Wich­ti­ger Wirtschaftsfaktor

Der bezahl­te Urlaub hat neben dem gesund­heit­li­chen Aspekt auch noch einen ganz ande­ren Vor­teil. Er ist ein wich­ti­ger Fak­tor für die Wirt­schaft. Denn der Ange­stell­te kann sein ver­dien­tes Geld nur aus­ge­ben, wenn er nicht arbei­ten muss.

Bereits im Jahr 2002 hat das Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um berech­net, dass rund 85 Mil­li­ar­den Euro zusätz­lich in die Wirt­schaft flies­sen wür­de, wenn die Japa­ner ihren gesetz­lich garan­tier­ten Feri­en­an­spruch auch tat­säch­lich wahr­neh­men wür­den (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Ein Land der Feiertage

Um den Ange­stell­ten trotz­dem zu eini­gen Frei­ta­gen zu ver­hel­fen, ist die Regie­rung in Japan bis­lang sehr gross­zü­gig bei der Behand­lung und Erschaf­fung gesetz­li­cher Fei­er­ta­ge umge­gan­gen. 16 gibt es an der Zahl. Das ist welt­wei­ter Rekord. 

Um die erho­len­de Wir­kung der Fei­er­ta­ge zu erhö­hen, trat im Jahr 2000 das soge­nann­te «Hap­py Monday»-Gesetz in Kraft, das einen auf den Sonn­tag gefal­le­nen Fei­er­tag auf den Mon­tag über­trägt und einen Arbeits­tag zwi­schen zwei Fei­er­ta­gen auto­ma­tisch zu einem Feri­en­tag macht.

Jeweils Ende April und Anfang Mai fol­gen in kür­zes­ten Abstän­den vier Fei­er­ta­ge auf­ein­an­der, die den japa­ni­schen Arbeit­neh­mern gleich mehe­re­re Tage Aus­zeit erlau­ben. «Gol­den Week» nennt sich die­se Peri­ode. Dann ist ein gan­zes Land unterwegs. 

Aus­ser­dem wird es die­sen Herbst zum ers­ten Mal seit 2009 wie­der eine soge­nann­te «Sil­ver Week» geben, in der es vom 19. bis 23. Sep­tem­ber inklu­si­ve Wochen­en­de gleich fünf Feri­en­ta­ge hin­ter­ein­an­der geben wird.

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