Japan mustert Reaktoren aus
Vier Jahre nach der AKW-Unfall in Fukushima beginnen die japanische Stromproduzenten erstmals veraltete Reaktoren ausser Betrieb zu nehmen. Der Anfang wird in der Präfektur Fukui gemacht, die die höchste Dichte an Atomkraftwerken aufweist (Asienspiegel berichtete).
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Kansai Electric Power hat angekündigt, die 44 Jahre alten Reaktoren 1 und 2 des AKW Mihama endgültig ausser Dienst zu stellen. Japan Atomic Power tut es mit dem 45 Jahre alten Reaktor 1 seines AKW Tsuruga gleich, wie NHK News berichtet.
Es sind die ersten freiwilligen Stilllegungen seit der Katastrophe vor vier Jahren – und es werden auch nicht die letzten sein. Der Reaktoren 1 im AKW Shimane (Präfektur Shimane) und im AKW Genkai (Präfektur Saga) stehen ebenfalls vor ihrem endgültigen Ende.
Zu hohe Kosten
Eine neue Regulierung, die nach dem 11. März 2011 in Kraft trat, verbietet grundsätzlich den Betrieb nach 40 Jahren. Mit einer Ausnahmebewilligung kann der Betreiber den Betrieb jedoch um 20 Jahre verlängern, sofern die neuen Sicherheitsbestimmungen eingehalten und der Sicherheitscheck durch die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) bestanden wird.
Auch in Mihama wollte man eigentlich weitermachen, kam jedoch zum Schluss, dass weitere Sicherheitsanpassungen schlichtweg zu teuer gewesen wären. Es wird angenommen, dass in den kommenden Jahren noch weitere, alte Reaktoren endgültig von Netz genommen werden. Beim 38 Jahre alten Reaktor 3 in Mihama möchte Kansai Electric Power derweil weitermachen.
Das Kalkül der Regierung
Der Schritt bedeutet jedoch keine Verabschiedung von der Atomenergie. Noch gibt es 43 Reaktoren im Land. Alle sind sie temporär ausgeschaltet. Für vier Reaktoren in den zwei AKW Sendai und Takahama hat die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) ihr grundsätzliches OK fürs Wiederhochfahren gegeben. Mit einem Neustart wird frühestens im Sommer gerechnet. Derzeit prüft die NRA weitere 20 Reaktoren auf ihre Sicherheit.
Die lange hinaus gezögerte Ausmusterung der ältesten Reaktoren kommt der atomfreundlichen Regierung von Premier Shinzo Abe durchaus entgegen. Damit kann sie zeigen, dass sie den Sicherheitsaspekt ernst nimmt. Denn Umfragen haben wiederholt ergeben, dass über die Hälfte der Japaner gegen ein Wiederhochfahren der Reaktoren ist (Asienspiegel berichtete).
Jahzehntelanger Abbau
Die Stilllegung der Reaktoren stellt Japan vor neue Herausforderungen. Der Abbau eines AKW ist nicht nur zeitintensiv, sondern auch extrem teuer. Ausserdem fehlt es Japan noch immer an einem endgültigen Standort für ein Atommüllendlager.
Am Ende wird der Konsument zur Kasse gebeten. So hat die Regierung laut dem Wall Street Journal den Stromproduzenten erlaubt, die Kosten für den Abbau auf ihre Kunden zu überwälzen.
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