Der Grabscher-Markierer
Seit Jahren versucht die Polizei dem Problem der sexuellen Belästigungen in den randvollen Zügen Herr zu werden. So wurden bereits vor Jahren Wagenabteile eigens für Frauen geschaffen, Sicherheitsleute eingestellt, Kameras installiert und Warnplakate in den Bahnhöfen aufgestellt (Asienspiegel berichtete). Trotz allem konnte das sogenannte «Chikan»-Phänomen bis heute nicht aus der Welt geschafft werden.
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Die Polizei der Präfektur Saitama hat nun eine neue Methode entwickelt, die Grabscher von ihren Untaten abhalten soll. Dafür gibt es einen von der Polizei zur Verfügung gestellten Aufkleber mit der Bemerkung «Berühr mich nicht!». Das «Chikan-Abschreckungssiegel» ist der offzielle Name.
Vier Schritte zur Abschreckung
Die Damen dürfen diesen auf die Rückseite ihres Smartphones kleben, um für den Notfall gewappnet zu sein. Sollten sie während der Stosszeit tatsächlich belästigt werden, empfiehlt die Polizei in vier Schritten gegen den Sittenverbrecher vorzugehen, wie die illustrierte Gebrauchsanweisung aufzeigt. Als erster Schritt soll die belästigte Frau dem Täter den Aufkleber als Warnung vor die Nase halten.
Sollte dieser nicht aufhören, dann wird gehandelt, indem die Frau die oberste Schicht des Klebers abzieht. Was übrigbleibt, ist eine rote wasserfeste X-Markierung. Mit dieser kann die Frau die Hand des Täters schliesslich markieren, ihn als Chikan entlarven und an den Pranger stellen.
Zweifel an dieser Idee
So stellt es sich die Polizei der Präfektur Saitama vor. Doch gleichzeitig wirft diese Methode einige Fragen auf. Einerseits scheint die gesamte Prozedur etwas aufwendig, besonders wenn man jemanden in flagranti ertappen muss. Andererseits gibt es berechtigte Zweifel an dieser Methode.
Was passiert etwa, wenn eine Frau einfach wahllos jemanden markiert und ihm eine Belästigung vorwirft? In den sozialen Medien spricht diesbezüglich man schon von einem Aufkleber, der vielmehr als Chikan-Fälle verhindern hilft, die Fälle von falschen Vorwürfen vervielfachen könnte. Andere fragen sich, ob im Gewühl die Frau womöglich die falsche Hand erwischt.
Kein alleiniger Beweis
Die Polizei scheint sich dieser Probleme bewusst zu sein. So bemerkt sie in einem zusätzlichen Infoblatt, dass der Kleber durchaus eine effektive Abschreckung sei und bei der Suche nach der Beweislage hilfreich sein könne. Gleichzeitig betont sie, dass eine Markierung auf der Hand als alleiniger Beweis nicht ausreiche.
Mit dem Kleber will die Polizei vielmehr den Frauen ein Mittel geben, um sich ohne grosses Aufsehen gegen den Grabscher wehren zu können. Laut der Asahi Shimbun hat sie fürs Erste 4000 Kleber drucken lassen.
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