Wenn kein Aufzug mehr läuft
Das Erdbeben am vergangenen Samstagabend war nicht irgendeines. Es handelte sich mit einer Magnitude von 7,8 um eines der stärksten überhaupt. Das Epizentrum befand sich bei den Ogasawara-Inseln, rund 870 Kilometer südlich von Tokio.
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In der Region Tokio kam es zu den stärksten Erschütterungen. Das Beben war jedoch in allen Präfekturen des Landes, von Hokkaido bis nach Okinawa, bis zu einem gewissen Grad spürbar. So etwas gab es seit Beginn der seismischen Messungen 1885 noch nie, wie TBS News berichtet.
Starkes Beben, kaum Schäden
Und dennoch geschah kaum etwas. Gerade mal 12 Personen wurden leicht verletzt. Lokalzüge wie Shinkansen hatten in der Folge Verspätungen, auch zu Stromausfällen kam es. Gebäude und Infrakstruktur hielten den Schwankungen jedoch problemlos stand.
Der Grund für diese geringen Schäden kann einerseits mit der Tiefe des Erdbeben, 660 Kilometer unter dem Pazifischen Ozean, begründet werden. Dies reduziert das Schadensrisiko an der Oberfläche beträchtlich. Am 11. März 2011 war das Erdbeben lediglich in 24 Kilometer Tiefe, was schliesslich zum verheerenden Tsunami führte.
Andererseits zeigte sich ein weiteres Mal wie gut Japans Infrastruktur im Vergleich zu allen anderen Ländern selbst gegen stärkste Erdbeben gut gerüstet ist. Im Inselstaat hat die Erdbebensicherheit höchste Prioritöt.
150’000 Aufzüge in Tokio
Trotz allem bleibt die Liste an ständigen Verbesserungen endlos. Ein Sorge bleiben beispielsweise die unzähligen Aufzüge, von denen es alleine in der Hauptstadt Tokio schätzungsweise 150’000 gibt (Asienspiegel berichtete).
Die neueren Aufzugssystem sind mit Erdbebensensoren ausgerüstet, so dass die Kabinen bei Erschütterungen automatisch zur nächsten Etage fahren und die Türen sich dann öffnen. Im Grossraum Tokio kamen laut TBS News über 20’000 Aufzüge ordnungsgemäss zum Stillstand. In nur gerade mal 8 Fällen blieben Menschen in Kabinen stecken. Das ist bereits eine grosse Verbesserungen im Vergleich zum Jahr 2011 als noch an 84 Orten Menschen in Aufzügen ausharren mussten.
Warten, warten, warten
Das Problem ist jedoch, dass der Sicherheitscheck für die Wiederinbetriebnahme der Aufzüge nur von staatlich lizenzierten Technikern vorgenommen werden darf. Dies bedeutet, dass es nach einem grossen Erdbeben mehrere Stunden, ja sogar Tage dauern kann, bis alle Aufzüge in einem Hochhaus wieder funktionieren. Das zuständige Personal ist in solchen Momenten schlichtweg überfordert.
So sassen am Samstagabend beispielsweise rund 100 Besucher auf der 53. Etage des Mori Art Museums im Roppongi-Hills-Wolkenkratzer fest. Erst nach zwei Stunden warten konnte der Notfall-Lift in Betrieb genommen werden, der die Besucher sicher ins Erdgeschoss brachte. Im Tokioter Regierungsgebäude in Shinjuku kam es zum gleichen Problem. 250 Menschen mussten im 45. Stock für eine Stunde ausharren. Ein Notfall-Lift im 32. Stock war schliesslich die Rettung.
Eine Lösung des Problems
Erst am Montagabend waren fast alle Aufzüge in der Metropole wieder normal in Betrieb. Chefkabinettssekretär Yoshide Suga hat aus diesem Grund das Infrastrukturministerium aufgefordert, Massnahmen zu ergreifen, um die Aufzüge nach einem Erdbeben wieder schnell zum Laufen zu bringen, wie die Sankei Shimbun berichtet. Ein Vorschlag ist, dem Gebäudetechniker vor Ort die Verantwortung für die Wiederinbetriebnahme zu überlassen.
Es handelt sich übrigens nicht um ein neues Problem. 2005 waren nach einem Erdbeben über 64’000 Aufzüge zum Stillstand gekommen. Es dauerte 20 Stunden bis alle Kabinen in der Stadt wieder benutzt werden konnten. Beim Erdbeben 2011 kam es zu einer ähnlichen Situation. So bleibt die Erkenntnis, dass die Aufzüge in Tokio zwar erdbebensicher sind, deren Wiederinbetriebnahme jedoch viel zu lange dauert.
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