Die Ruineninsel ist Weltkulturerbe
Es war ein Entscheid in letzter Minute. Am Sonntag erklärte die UNESCO, Japans «Historische Stätten der industriellen Revolution der Meiji-Zeit» zum Weltkulturerbes. Es handelt sich um eine Zusammenfassung von 23 Einrichtungen in 8 Präfekturen. Dazu zählt auch die international bekannte Ruineninsel vor Nagasaki (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Es ist Japans 19. UNESCO-Weltkulturerbe. Zudem ist es das dritte Jahr hintereinander, das der Inselstaat eine solche Ehrung erhält. 2014 war es der Berg Fuji, 2014 die historische Seidenspinnerei in Tomioka. Dabei stand die Bewerbung gestern kurz vor dem Scheitern.
Denn die geehrten, japanischen Industriestätten sind nicht ohne historischen Ballast. Während der Krieges wurden in mindestens 7 dieser Einrichtungen rund 57’900 koreanische Zwangsarbeiter beschäftigt. Seoul verwies seit Jahren auf dieses dunkle historische Kapitel (Asienspiegel berichtete). Als im Mai der UNESCO-Vorentscheid fiel, intervenierte das Land.
Japans Sichtweise
Japan widersprach diesen historischen Tatsachen nicht, betonte aber stets, dass bei der aktuellen Bewerbung der Fokus alleine auf den Bauwerken aus der Meiji-Zeit liege. Die Kriegszeit sei wiederum ein anderes Kapitel. Diese Trennung wurde von Experten kritisiert. Sie verweisen darauf, dass es in den Industriestätten seit der Meiji-Zeit Zwangsarbeit gab und dieses Kapitel daher nicht ignoriert werden dürfe.
Schliesslich kam es zu Gesprächen zwischen den Aussenministern beider Länder. Im Juni schienen diese soweit gediehen zu sein, dass Korea nichts mehr gegen eine Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe einzuwenden hatte. Japan versprach, das düstere Kapitel in den entsprechenden Stätten zu erwähnen.
Streit in letzter Minute
Doch als es am Samstag, 4. Juli, um die letzte Entscheidung in Bonn ging, war plötzlich nicht mehr alles so klar. Die beiden Länder waren sich ein weiteres Mal uneinig. Streitpunkt war das Wort «Zwangsarbeiter», das die Koreaner klipp und klar erwähnt haben wollten. Japan wollte es jedoch anders formuliert haben. Die Koreaner seien wie auch viele Japaner damals im Rahmen des Krieges «mobilisiert» worden, hiess es zuerst von japanischer Seite.
Weil unter diesen Umständen die notwendige Zweidrittelmehrheit vom UNESCO-Gremium nicht gesichert war, wurden die Gespräche um einen Tag verschoben. Plötzlich wurde ein Scheitern zu einer möglichen Option.
Japans Versprechen
Nach erneuten, bilateralen Gesprächen kam es am Sonntagabend doch noch zum Kompromiss zwischen den beiden Ländern, wie NHK News berichtet. Japans offizieller UNESCO-Vertreter verliess danach verlauten, dass «in den 1940er-Jahren in gewissen Industriestätten eine Grosszahl von Koreanern gegen ihren Willen und unter schwierigsten Bedingungen zur Arbeit gezwungen wurden». Ausserdem versprach Japan, entsprechende Informationszentren einzurichten, «damit die Opfer nie in Vergessenheit geraten».
Südkorea forderte noch von der UNESCO zudem, die Einhaltung dieses Versprechens durch Japan genau zu überprüfen. Somit war der Weg frei. Am Ende eines langen Tages durften beide Länder zufrieden sein.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken