Zuhause in der Schweiz und in Japan
Eric Blum ist Schweizer Eishockey-Nationalspieler. Doch nur wenige wissen, dass er Halb-Japaner ist und eine enge Beziehung zum Land pflegt. Thomas Köhler, der 2011 nach der Dreifachkatastrophe 2900 Kilometer zu Fuss durch Japan ging, hat dies geändert und sich mit Eric Blum ausführlich über dessen zweite Heimat unterhalten.
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Von Thomas Köhler – Nach einem 3,5-stündigen Gespräch mit dem Schweizer Eishockey-Nationalspieler Eric Blum verabschiedete ich mich von ihm am Hauptbahnhof Bern. Während ich im Zug sass und durch das Fenster dem wechselnden Lichtspiel zusah, liess ich die Unterhaltung mit Eric Revue passieren. Ich hatte das Gefühl zwischen der Schweiz und Japan zu stehen. Erics bescheidene und zugleich nachdenkliche Art war schon nach wenigen Gesprächsminuten spürbar. Er liess seinen Gefühlen freien Lauf und erzählte mir ausgiebig über persönliche Erfahrungen aus seiner zweiten Heimat Japan.
Wie erlebst Du als professioneller Wintersportler Deine jeweiligen Sommerferien in Japan, im brütend heissen Sommermonat Juli?
Als Eishockeyspieler habe ich jeweils zwei Wochen nach und zwei Wochen vor der Saison Ferien. Meinen Urlaub in Japan plane ich immer im Sommer, wenn die Hitze ihren Höhepunkt erreicht hat. Ich mag die Sonne und warmes Wetter, auch wenn es im Monat Juli wirklich sehr heiss ist. Aber auch in Japan gibt es genug Möglichkeiten sich abzukühlen. Als Wintersportler bin ich eher der Sommertyp (lacht).
Schmelzen Deine Schweizer Gedanken, wenn Du dich jeweils im sommerlichen Japan befindest?
Wenn ich in Japan einreise fühle ich mich zu Hause, wie wenn ich in der Schweiz ankomme. Es ist ein anderes Land, ich spreche eine andere Sprache und die Kultur ist nicht mit der Schweiz zu vergleichen. Wenn ich dort bin, dann lebe ich Japan. Die Menschen, das Essen, die Kunst und Natur inspirieren mich immer sehr. So wie in der Schweiz, fühle ich mich auch in Japan sehr wohl.
Auch wenn die kulturellen Unterschiede nicht grösser sein könnten, gibt es für Dich persönlich dennoch Parallelen zwischen der Schweiz und Japan?
Ja natürlich, Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind im alltäglichen Leben beider Länder sehr zentral. Der Schweizer «Kantönligeist» gleicht dem japanischen «Präfektur-Denken», jeder Kanton und jede Präfektur hat seine eigenen Traditionen und Spezialitäten. Ach ja, ich trinke gerne Rivella und Calpis, beide Getränke sind in der Substanz ähnlich (lacht).
Während ich zu Fuss durch Japan ging durchquerte ich die Stadt Kitakyushu mitten durch die Gemeinde Kokura, das ist doch der Heimatort Deiner Mutter? Besuchst Du Kokura jedes Mal wenn Du in Japan bist?
Ja, jedes Mal. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und schon über dreissig Mal habe ich den Wohnort meiner Grosseltern in Kokurakita-ku besucht. Seit meiner Geburt, mit Ausnahme vor einem Jahr, war ich jährlich mindestens einmal zu Besuch in Kokura. Dank meiner Mutter spreche ich fliessend Japanisch und kann mich unbeschwert mit meinen Verwandten unterhalten. Die Sprache ist der Schlüssel für die immer noch bestehenden Beziehungen zu meinen Verwandten. Diesen Sommer durfte ich wieder seine kulinarischen Künste geniessen.
Meine Grossmutter lebt nicht mehr. Aber meinen Grossvater mit 103 Jahren habe ich auch diesen Sommer im Altersheim in Nuki besucht, ein Ort, wo das Wasser besonders gut ist und es auch Onsen (Thermalbad) gibt. Wie immer, war es auch dieses Jahr ein unvergessliches Wiedersehen und umso trauriger natürlich der Abschied. Ich habe grosse Achtung vor meinem Grossvater. Ein Mann, der schwierige Zeiten durchlebte, nie aufgab und bis ins hohe Alter seiner Arbeit nachging.
Lesen Sie das vollständige Gespräch über diesen Link. Im weiteren spricht Eric Blum über seine Familie, Orte, die er in Japan besucht hat, was er besonders am Land schätzt und wie er auf die Katastrophe von 2011 reagierte.

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