Aus­ge­beu­te­te Studenten

Viele Restaurants sind angewiesen auf studentische Arbeitskräfte.
Vie­le Restau­rants sind ange­wie­sen auf stu­den­ti­sche Arbeits­kräf­te. Foto: flickr/​Tris­tan Ferne

Auch die deut­sche Spra­che hat es in den japa­ni­schen Wort­schatz geschafft. Das bekann­tes­te Bei­spiel ist «Arbeit». Die Japa­ner spre­chen es «Aru­bai­to» oder kurz «Bai­to» aus, und mei­nen damit einen Neben­job für einen Studenten.

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In Japan geht fast jeder Stu­dent wäh­rend der Frei­zeit einer ein­fa­chen Teil­zeit­ar­beit nach. Es ist ein wich­ti­ger finan­zi­el­ler Zustupf und ein ers­ter Kon­takt mit der Arbeits­welt. Kauf­häu­ser, Super­märk­te, Restau­rants sowie Mini­märk­te sind auf die­se stu­den­ti­schen Arbeits­kräf­te ange­wie­sen. Sie arbei­ten zum Bil­lig­lohn und sind zeit­lich fle­xi­bel ein­setz­bar. In einer Gesell­schaft, deren Bevöl­ke­rung über­al­tert, sind sie ein Garant für den Fort­gang vie­ler Dienstleistungsbranchen.

Black Bai­to

Doch «Bai­to» wird immer mehr zur Kno­chen­ar­beit. Eine Umfra­ge des Minis­te­ri­ums für Arbeit und Gesund­heit hat erge­ben, dass 60,5 Pro­zent der 1000 befrag­ten Stu­den­ten mit unre­gu­lä­ren Arbeits­be­din­gun­gen zu kämp­fen haben, wie die Mai­ni­chi Shim­bun berich­tet. Sie kla­gen über nicht aus­be­zahl­te Löh­ne für Vor­be­rei­tungs- und Rei­ni­gungs­ar­bei­ten, über zu wenig Pau­sen wäh­rend ihren Schich­ten oder über zu vie­le Über­stun­den. Ande­re wer­den ein­fach in belie­bi­ge Schich­ten ein­ge­teilt, ohne danach gefragt zu wer­den. Freie Tage für die Prü­fungs­vor­be­rei­tun­gen wer­den ihnen oft nicht gewährt.

In einer hier­ar­chisch orga­ni­sier­ten Fir­men­welt wie in Japan ist es nicht ein­fach, dem Arbeit­ge­ber eine Bit­te aus­zu­schla­gen. Man fühlt sich sei­nem Chef ver­pflich­tet, auch wenn es sich nur um einen Job neben dem eigent­lich wich­ti­ge­ren Stu­di­um han­delt. Und so fällt es vie­len schwer, die rich­ti­ge Balan­ce zwi­schen Stu­di­um und Neben­job zu finden.

Seit eini­gen Jah­ren spricht man von «Black Bai­to», wenn ein Stu­dent unter Arbeits­be­din­gun­gen schuf­ten muss, die gegen das Arbeits­ge­setz ver­stos­sen. Es ist eine Anspie­lung auf den Begriff «Black Com­pa­ny» (jap. «bur­ak­ku kigyō») mit dem Fir­men beschrie­ben wer­den, die sys­te­ma­tisch ihre Ange­stell­ten aus­beu­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te). In man­chen Fäl­len endet dies im Selbst­mord oder im Tod durch Überarbeitung.

Der Fall Sukiya

Schlag­zei­len mach­te die Gyudon-Ket­te Sukiya, als ihre Teil­zeit­ar­bei­ter, dar­un­ter vie­le Stu­den­ten, in den Nacht­stun­den ganz allei­ne einen Laden – von Bedie­nen bis zum Kochen – füh­ren muss­ten (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Twit­ter-Fotos von völ­lig über­ar­bei­te­ten, schla­fen­den Ange­stell­ten mach­ten die Runde.

Die­se Ein-Mann-Schicht wur­de schliess­lich abge­schafft, doch zuvor beklag­te sich der Prä­si­dent von Sukiya dar­über, dass die heu­ti­ge Jugend ver­wöhnt sei und nicht mehr bereit sei, soge­nann­te 3K-Arbei­ten «kit­sui, kit­a­nai, kiken» («anstren­gend, dre­ckig, gefähr­lich») zu ver­rich­ten, nur um kurz dar­auf die­se Aus­sa­ge wie­der zu rela­ti­vie­ren (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die Rea­li­tät

Bei den stu­den­ti­schen Neben­jobs sind die erschwer­ten Arbeits­be­din­gun­gen jedoch viel­mehr dar­auf zurück­zu­füh­ren, dass vie­len Betrie­ben wegen der Über­al­te­rung der Gesell­schaft schlicht­weg das not­wen­di­ge Per­so­nal fehlt und somit die Last auf immer weni­ger Arbeit­neh­mer fällt. Gleich­zei­tig ist «Bai­to» für vie­le jun­ge Japa­ner eine finan­zi­el­le Not­wen­dig­keit, um die Uni­ver­si­täts­aus­ga­ben über­haupt decken zu können.

Das Minis­te­ri­um für Arbeit will nun auf die­sen Miss­stand reagie­ren. Es hat ange­kün­digt, mit Wirt­schafts­ver­bän­den zusam­men­sit­zen und ihnen klar machen zu wol­len, dass das Stu­di­um für die Stu­den­ten Vor­rang habe. Aus­ser­dem sol­len die Stu­den­ten bes­ser über ihre Rech­te auf­ge­klärt wer­den. Seit eini­ger Zeit gibt es auch Bemü­hun­gen, die Stu­den­ten in Ver­ei­ni­gun­gen zusam­men­schlies­sen, um bes­ser infor­miert zu sein und im Not­fall eine recht­li­che Ver­tre­tung zu haben.

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