Frau­en in Japans Armee

Seit den 70ern spielt die Soldatin auf Werbeplakaten der Armee eine zentrale Rolle.
Seit den 70ern spielt die Sol­da­tin auf Wer­be­pla­ka­ten der Armee eine zen­tra­le Rol­le. Foto: Asi­en­spie­gel

In Japan wer­den künf­tig auch Frau­en Kampf­jets der Typen F-15 und F-4 sowie Auf­klä­rungs­flug­zeu­ge des Typs RF-4 flie­gen, wie die Asahi Shim­bun berich­tet. Dies hat das japa­ni­sche Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­um ange­kün­digt. Da die Aus­bil­dung drei Jah­re dau­ert, wird es frü­hes­tens 2018 die ers­te japa­ni­sche Pilo­tin geben, die theo­re­tisch auch in Kampf­ein­sät­ze ver­wi­ckelt wer­den könn­te. Bereits heu­te gibt es in den japa­ni­schen Selbst­ver­tei­di­gungs­t­reit­kräf­ten (SDF) – so nennt sich aus Ver­fas­sungs­grün­den die Armee in Japan – rund 30 Pilo­tin­nen, die jedoch ein­zig in Trans­port- und Patrouil­len­ma­schi­nen zum Ein­satz kommen.

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Die Mass­nah­me gehört zu Pre­mier­mi­nis­ter Shin­zo Abes Stra­te­gie, die Frau­en bes­ser in die Wirt­schafts­welt zu inte­grie­ren (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Denn Japan man­gelt es durch die fort­schrei­ten­de Über­al­te­rung immer mehr an Per­so­nal in den ver­schie­dens­ten Bran­chen (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Und so möch­te selbst die japa­ni­sche Armee schon län­ger nicht mehr auf die Frau ver­zich­ten, auch wenn Sol­da­tin­nen in Japan eine Rand­er­schei­nung geblie­ben sind. Gera­de mal 13’000 der 227’000 SDF-Ange­hö­ri­gen sind weiblich.

Mehr Poli­tik als Gleichberechtigung

Die Inte­gra­ti­on der Frau­en in die japa­ni­sche Armee war denn auch nie die Fol­ge einer öffent­li­chen Bewe­gung für mehr Gleich­be­rech­ti­gung wie in ande­ren Län­dern. Im Gegen­teil, die Frau­en­be­we­gun­gen in Japan waren der SDF gegen­über immer skep­tisch ein­ge­stellt, da der Ver­fas­sungs­ar­ti­kel 9 eine Armee eigent­lich gar nicht erlaubt.

Viel­mehr wur­den die Frau­en jeweils dann geför­dert, wenn es der SDF und der Poli­tik dien­lich erschien oder die­se von aus­sen gezwun­gen wur­den, wie die Sozi­al­wis­sen­schaft­le­rin Fumi­ka Sato in einer aus­führ­li­chen Ana­ly­se schrieb, die 2012 im The Asia-Paci­fic Jour­nal erschie­nen war und einen über­sicht­li­chen Blick auf die Geschich­te der Frau im japa­ni­schen Mili­tär der Nach­kriegs­zeit erlaubt.

In den 50ern-Jah­ren, als aus der natio­na­len Poli­zei­re­ser­ve die Selbst­ver­tei­di­gungs­streit­kräf­te wur­de, waren die Frau­en vor­nehm­lich als Kran­ken­schwes­tern im Ein­satz. Ende der 60er-Jah­re wur­den ihnen neu in Berei­chen wie der Admi­nis­tra­ti­on, Rekru­tie­rung, Buch­hal­tung und Kom­mu­ni­ka­ti­on Stel­len zuge­wie­sen. Es han­del­te sich um eine bewuss­te Image-Kam­pa­gne für die in der Bevöl­ke­rung damals noch unbe­lieb­te SDF, die Mühe hat­te, gute Leu­te zu fin­den. Die Sol­da­tin­nen sind seit­her wich­ti­ge Wer­be­bot­schaf­te­rin­nen auf den Rekru­tie­rungs­pla­ka­ten der SDF.

Das letz­te Boom-Jahrzehnt

Erst in den 80ern spiel­te die För­de­rung der Gleich­be­rech­ti­gung eine Rol­le bei der Erwei­te­rung der Stel­len­mög­lich­kei­ten für die Frau­en in der SDF. Als Basis dazu dien­te ein neu ein­ge­führ­tes Gesetz für mehr Gleich­be­rech­ti­gung in der Arbeits­welt, das auf der Rati­fi­ka­ti­on einer ent­spre­chen­den, inter­na­tio­na­len UNO-Ver­ein­ba­rung basierte.

Plötz­lich waren 75 Pro­zent aller Stel­len in der Armee auch für Frau­en zugäng­lich. Die Zahl der Frau­en in der SDF ver­dop­pel­te sich von 4200 auf 8000, was mit 3,4 Pro­zent immer noch einen Bruch­teil des Gesamt­per­so­nals aus­mach­te. Für den dama­li­gen kon­ser­va­ti­ven Pre­mier­mi­nis­ter Yas­u­hi­ro Naka­so­ne war es viel­mehr noch eine Gele­gen­heit, die Bedeu­tung der Armee aus­zu­wei­ten und die­se als fort­schritt­li­che Orga­ni­sa­ti­on zu prä­sen­tie­ren, wie Fumi­da betont.

Ers­ter Ein­satz im Ausland

Seit den 90ern schrei­tet die Inte­gra­ti­on schnel­ler vor­an. 2002 wur­den erst­mals japa­ni­sche Sol­da­tin­nen für eine UNO-Frie­dens­mis­si­on ein­ge­setzt. Auch beim SDF-Ein­satz im Irak wur­den in jeder Ein­heit auch Frau­en ein­ge­setzt. Sie soll­ten dazu bei­tra­gen, die für vie­le ungern gese­he­nen Mis­sio­nen im Aus­land sanf­ter aus­se­hen zu las­sen, so Fumida.

Frau­en dür­fen auch seit eini­gen Jah­ren auf Geleit­schif­fen und als Pilo­tin­nen aktiv sein – und nun folgt die Öff­nung für die Kampf­jets. Auch in die­sem Fall geht es nur unter­ge­ord­net um eine poli­ti­sche Über­zeu­gung für eine gleich­be­rech­tig­te Gesell­schaft. Die Über­al­te­rung der Gesell­schaft, der aku­te Per­so­nal­man­gel und eine Image-För­de­rung für die SDF nach der Ein­füh­rung der umstrit­te­nen Sicher­heits­ge­set­zen (Asi­en­spie­gel berich­te­te) sind in die­sem Fall die noch viel wich­ti­ge­ren Antriebsfedern.

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