Uniqlo stellt Flüchtlinge ein
Während Japans Regierung eine distanzierte Haltung zur Flüchtlingskrise in Europa einnimmt, schreitet Japans reichster Mann zur Tat. Tadashi Yanai, Besitzer der Kleiderladenkette Uniqlo (Asienspiegel berichtete), will ab nächstem Jahr mindestens 100 Flüchtlinge beschäftigen, in Japan und in seinen Ablegern im Ausland, wie die Huffington Post Japan berichtet.
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Es sei an der Zeit, dass auch der Privatsektor sowie Privatpersonen sich an der Lösung des Flüchtlingsproblems beteiligten. Man könne nicht einfach auf Regierungen und die UNO warten, erklärte er in einer Pressekonferenz, die er gemeinsam mit Antonio Guterres, Chef des UNHCR, abhielt. Gleichzeitig wird Fast Retailing, das Mutterhaus von Uniqlo, in den nächsten drei Jahren 1,22 Milliarden Yen (9,3 Millionen Euro) dem UNO-Flüchtlingswerk spenden.
Schon heute Flüchtlinge angestellt
Mit dem neusten Plan will Yanai auch in Europa, das am meisten mit der Flüchtlingskrise zu kämpfen hat, aktiv werden. Für Uniqlo, das seit 2014 mit inzwischen zwei Ablegern in Berlin vertreten ist (Asienspiegel berichtete), ist diese Aktion derweil kein Novum. Bereits seit 2011 beschäftigt das Modeimperium von Japan anerkannte Flüchtlinge. 15 sind es an der Zahl.
Die tiefe Zahl hat damit zu tun, dass Japan mit einem aktuellen Jahresbeitrag von 181 Millionen US-Dollar zwar einer der grössten Nettozahler bei der finanziellen Unterstützung der Flüchtlingswerke ist, sich gleichzeitig aber sehr zurückhaltend bei der Aufnahme von Flüchtlingen zeigt.
So zählte Japan 2014 rund 5000 Asylgesuche, akzeptierte aber gerade mal 11 Menschen als Flüchtlinge. 110 weitere nahm der Inselstaat aus humanitären Gründen auf. Dieses Jahr wird Japan einen Rekordzahl an Asylgesuchen zählen, wie die Asahi Shimbun berichtet. Bereits im Oktober wurden mehr als 5500 eingereicht. An der restriktiven Aufnahmepraxis wird dies jedoch kaum etwas ändern.
Einfluss des Vietnamkriegs
Die insulare und abgelegene Lage hat dazu geführt, dass Japan mit der Einführung des Flüchtlingsstatus jahrelang zuwarten konnte. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte das Land mit dem eigenen Wiederaufbau so viel zu tun, dass eine Aufnahme von Flüchtlingen gar nicht zur Debatte stand.
Mit dem Ende des Krieges in Vietnam war Japan erstmals mit einer Flüchtlingswelle konfrontiert. Aus humanitären Gründen nahm Tokio damals mehrere tausende Flüchtlinge aus Vietnam, Kambodscha und Laos auf (exakt 11’319 zwischen 1978 und 2005).
Kleiner Nehmer, grosser Geber
Basierend auf diesen Erfahrungen entschloss sich Japan 1981 der Genfer Flüchtlingskonvention beizutreten. 1982 folgte die Einführung eines Systems für Asylanträge. Letztendlich haben nur wenige davon profitiert. Abgesehen von den Flüchtlingen aus Vietnam, Kambodscha und Laos haben in Japan seit 1982 gerade mal 633 Menschen einen Flüchtlingsstatus erhalten. Weitere 2367 Menschen wurden aus humanitären Gründen aufgenommen.
Die Überbevölkerung in den urbanen Gebieten, eine stagnierende Wirtschaft und eine Gesellschaft, die grundsätzlich keine Immigration kennt, werden gerne als Gründe für die hohe Ablehnungsquote genannt. Ausserdem gilt es seit 2011 eine eigene grosse Katastrophe zu bewältigen.
Dabei gäbe es durchaus sinnvolle Gründe für die Aufnahme von Flüchtlingen. Japans Bevölkerung schrumpft. Laut neusten Statistiken wird die Zahl der arbeitenden Bevölkerung bis 2030 nochmal um 12 Prozent zurückgehen.
Premier Abe hat jedoch betont, dass er dieses demographische Problem zuerst mit der Erhöhung der Geburtenrate sowie mit der verbesserten Integration der Frauen und älteren Menschen in den Arbeitsprozess zu lösen gedenke (Asienspiegel berichtete). Und so lange wird Japan beim Flüchtlingsproblem vor allem finanzielle und logistische Unterstützung leisten.
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