Chiune Sugihara: Japans Schindler
70 Jahre nach Kriegsende erhält der 1986 verstorbene Chiune Sugihara in seiner Heimat Japan allmählich die breite Anerkennung, ihm lange verwehrt wurde. So ist die Geschichte des ehemaligen Diplomaten, den man gerne als den «Schindler Japans» bezeichnet, verfilmt worden. Am 5. Dezember war in Japan Premiere.
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Sugihara arbeitete 1940 als Vizekonsul in der japanischen Botschaft der Stadt Kaunas in Litauen. Als im Juni jenes Jahres die Sowjetunion Litauen besetzte, suchten Tausende von Juden aus Litauen und dem ebenfalls von Deutschland und der Sowjetunion besetzten Polen eine Ausreisemöglichkeit. Sugihara war bereit zu helfen, indem er unzählige Transivisa ausstellte, die es den Juden ermöglichte über Japan in einen Drittstaat zu flüchten.
Die Reise mit der Transsibirischen Bahn durch Russland war ebenfalls nur möglich, weil Sugihara mit den sowjetischen Zuständigen eine entsprechende Vereinbarung zur Durchreise aushandelte. Zu einem weit überhöhten Preis erhielten die Ausreisenden Fahrscheine. Mit seiner Aktion widersetzte er sich mutig den Anordnungen des Aussenministeriums, das die Ausstellung eines Transitvisums nur erlaubte, falls die Person über ein Visum des Ziellandes und über genügend finanzielle Mittel verfügte.
Mindestens 6000 Leben gerettet
Sugihara beachtete keine dieser Anordnungen. In nur wenigen Monaten bis zur Schliessung des Konsulats im September 1945 soll Sugihara 2139 handgeschriebene Visa ausgestellt haben. Experten vermuten, dass er am Ende rund 6000 Leben retten konnte, da es sich teilweise auch um Familienvisa handelte.
Die meisten Flüchtlinge reisten zumeist mit dem Zug durch die Sowjetunion und anschliessend mit dem Schiff nach Kobe. Von dort aus ging es weiter in die USA, Palästina oder Südamerika. Ein Grossteil der Flüchtlinge wurde von den Japanern zudem nach Shanghai deportiert, wo es bereits eine jüdische Gemeinde gab.
Die Zeit nach dem Krieg
Sugihara selbst wurde während des Krieges nach Prag, Königsberg und Bukarest entsandt. Nach dem Krieg geriet er für 18 Monate in sowjetische Kriegsgefangenschaft bevor er nach Japan heimkehrte. 1947 beendete er seine Tätigkeit als Diplomat, offiziell wegen Budgetkürzungen im Aussenministerium. Ob seine Aktion in Litauen eine Rolle spielte, bleibt unklar. Später heuerte er bei einer Handelsfirma an. Wegen seiner Russischkenntnisse arbeitete er schliesslich 16 Jahre lang in der Sowjetunion.
Über seine Taten verlor er lange kein Wort bis ihn 1968 ein Überlebender aufspüren konnte. 1985 wurde er als «Gerechter unter den Völkern» in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel geehrt. Über die Motive seiner Aktion meinte er ganz einfach, dass er diesen Menschen in Not helfen wollte. Daran könne nichts falsch sein.
Ein Film und ein UNESCO-Antrag
In Japan blieb Sugihara Rettungsaktion lange unbekannt. Doch in den letzten Jahren hat sich viel getan. In Sugiharas Heimatstadt Yaotsu, in der Präfektur Gifu, wurde dem ehemaligen Diplomaten ein kleines Museum gewidmet, wo man Beispiele seiner ausgestellten Visa und andere Dokumente und Papiere aus dieser Zeit finden kann. Das japanische UNESCO-Komitee hat inzwischen einen Antrag gestellt, diese wichtigen Dokumente ins UNESCO-Weltdokumentenerbe aufnehmen zu lassen. Ein Entscheid wird für 2017 erwartet.
Und der Film Persona Non Grata des amerikanische Regisseurs Cellin Gluck, der selbst einen jüdisch-amerikanischen Vater und eine japanisch-amerikanische Mutter hat, soll nun ebenfalls dazu beitragen, dass Sugiharas Taten einem grösseren Publikum bekannt gemacht werden.
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