Die Trendwörter des Jahres
Der japanische Verlag Jiyukokuminsha ist zu einem Chronisten der modernen japanischen Alltagssprache geworden. Seit 1984 kürt er die Ausdrücke des Jahres. Der Vielfalt der Trendwörter und -sätze sind dabei keine Grenzen gesetzt. Gleichzeitig erlauben sie einen abwechslungsreichen Rückblick auf das ablaufende Jahr (Asienspiegel berichtete).
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50 Wörter und Sätze waren nominiert. Am Ende haben zwei Wörter den Titel des Modewortes des Jahres erhalten. Die Sieger sind:
«Bakugai»
Das Wort bedeutet «Kaufrausch» und beschreibt damit vor allem die chinesischen Touristen, die gleich in riesigen Mengen ihre Tax-Free-Einkäufe tätigen. Die schicke Tokioter Einkaufsmeile Ginza steht stellvertretend für dieses Phänomen, wo täglich Tausende von Touristengruppen aus den Bussen aussteigen und sich mit Elektronikgütern, Haushaltsprodukten, Kleidern Souvenirs und Medikamenten eindecken. Viele von ihnen kaufen derart viel ein, dass sie sich im kleinen Geschäft vor Ort noch gleich einen zusätzlichen Koffer für die eingekauften Waren zulegen. D
Der Boom freut die Läden in Japan. Der Chef des grossen Duty-Free-Kaufhauses Laox (Asienspiegel berichtete) meinte gegenüber NHK News, dass dieses Phänomen für die Qualität der japanischen Produkte spreche. Es zeigt auch die Bedeutung der chinesischen Touristen für Japan. Sie sind nicht nur am zahlreichsten, sie geben in Japan auch am meisten aus (Asienspiegel berichtete).
«Toripuru surī»
«Toripuru surī» ist die japanische Aussprache für «Triple Three». Es beschreibt einen Rekord in gleich drei Kategorien innerhalb einer Saison. Gelungen ist dies in diesem Jahr gleich zwei Spielern, Tetsuto Yamada (Tokyo Yakult Swallows) und Yuki Yanagita (Fukuoka Softbank Hawks). Beide waren bei über 30 Prozent ihrer Schlagversuche erfolgreich, erzielten mehr als 30 Home Runs und stahlen mehr als 30 Mal eine Base.
Im Folgenden eine Auswahl weiterer japanischer Wörter und Ausdrücke, die es in die Top – 10 geschafft haben. Dabei fällt auf, dass 2015 ein politisches Jahr war.
«Abe seiji o yurusanai»
«Wir tolerieren Abes Politik nicht» bezieht sich auf die von der Regierung Abe im September durchgeboxten Sicherheitsgesetze, die in der Bevölkerung auf viel Kritik stiessen (Asienspiegel berichtete). Bei den zahlreichen Protesten (Asienspiegel berichtete) wurde der Satz zu einem Standardausdruck für den Widerstand gegen die Politik des Premiers.
«Ichiokusō katsuyaku shakai»
«Eine Gesellschaft, in der alle 100 Millionen aktiv sind»: Mit diesem Slogan umschrieb Premier Abe sein politisches Ziel für die nächsten Jahre und erschuf hierfür gleich einen Ministerposten. Anstatt Klarheit schien der Satz jedoch mehr Verwirrung und Kritik auszulösen. Niemand ist sich so richtig bewusst, was dieser Minister zu tun hat und wie man dessen Aufgabe genau beschreiben soll. Kritiker wiesen zudem darauf hin, dass der Slogan an eine Rhetorik aus Kriegszeiten erinnere.
Grundsätzlich geht es der Regierung darum, die Einwohnerzahl auf mindestens 100 Millionen in den nächsten Jahrzehnten zu stablisieren. Mit Anreizen soll die Geburtenrate von heute 1,4 auf 1,8 angehoben werden (Asienspiegel berichtete). Gleichzeitig drückt der Satz auch Abes politischer Wille aus, Frauen und auch ältere Personen vermehrt in den Wirtschaftsprozess zu integrieren.
«Emburemu»
Das Wort «Emburemu» («das Logo») war ein konstanter Begleiter während des Sommers 2015, als das Logo für die Sommerspiele 2020 vorgestellt wurde und nur kurz darauf der Vorwurf des Plagiats im Raum stand (Asienspiegel berichtete). Designer Kenjiro Sano habe nichts anderes als ein belgisches Theaterlogo kopiert, hiess es im Internet und in den Medien. Der Japaner wies die Vorwürfe zunächst zurück (Asienspiegel berichtete). Doch am Ende zog das Organisationskomitee für Tokio 2020 das Logo zurück. Zuviel sprach gegen Sano. Nun läuft ein neues Bewerbungsverfahren.
«Anshin shite kudasai, haite masu yo»
Regelmässig macht in Japan ein Komödiant mit einem Auftritt derart von sich Reden, das er zu einem nationalen Phänomen wird. 2015 ist dies dem Komödianten Tonikaku Akaru Yasumura gelungen. Nur in Unterhosen gekleidet zeigt er sich in verschiedenen Posen, bei denen der Zuschauer meint, er sei nackt. Mit dem Satz «Keine Sorge, ich habe noch alles an», schliesst der den Sketch jeweils ab. In Japan liebt man ihn dafür.
«Goromaru Pōzu»
Japans Nationalmannschaft schied an der Rugby-WM in England zwar in der Gruppenphase aus und dennoch sorgte das Team mit Siegen gegen Südafrika, Samoa und USA für Begeisterungsstürme im eigenen Land. Einer der grossen Stars dieses Teams ist der 29-jährige Ayumu Goromaru, der vor seinen Freistössen jeweils eine unverwechselbare Haltung einnimmt. In Japan spricht man von der «Goromaru Pose».
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