Japans kleine Einwanderungswelle
Die Zahl der in Japan lebenden Ausländer liegt zurzeit bei 2’172’892 Millionen Ausländer, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Zu dieser Statistik zählen alle Personen mit ausländischem Pass, die mehr als drei Monate im Land leben.
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Damit machen die Ausländer in Japan 1,7 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Das ist im Vergleich zu anderen industrialisierten Ländern der tiefste Anteil. Das erklärt teilweise auch, weshalb die japanische Wirtschaft schon heute in Branchen wie der Gastronomie, dem Bau oder den Pflegeberufen mit einem Personalmangel kämpft (Asienspiegel berichtete).
Aktuell leben in Japan 126,8 Millionen. Bis 2030 wird die Einwohnerzahl wegen der anhaltend tiefen Geburtenrate auf voraussichtlich 120 Millionen sinken. Die Zahl der arbeitenden Bevölkerung könnte laut Asahi Shimbun bis dahin um bis zu 7,9 Millionen Menschen fallen. Der Personalmangel würde sich noch einmal verschärfen. Politisch will die Regierung dies mit der Einbindung von mehr Frauen und älteren Personen in die Wirtschaft lösen. Die Automatisierung durch Roboter soll ebenfalls helfen.
Die leise Einwanderung
Die Lösung des Problems durch mehr Immigration ist im Inselstaat politisch und gesellschaftlich nicht durchsetzbar. Betrachtet man aber die Statistik etwas genauer, kann man durchaus bereits heute eine kleine Einwanderungswelle beobachten. Hier zunächst ein Überblick über die Nationen, die am meisten Einwohner stellen:
- China: 656’403 in Japan lebende Personen
- Korea: 497’707
- Philippinen: 224’048
- Brasilien: 173’038
- Vietnam: 124’820
- USA: 51’523
- Nepal: 48’403
- Peru: 47’800
Zwar ist bei den meisten Nationen die Statistik unverändert geblieben. Viele von ihnen, besonders die Koreaner und Chinesen, sind seit Generationen hier. Doch im Fall von Vietnam und Nepal haben sich die Zahlen seit 2012 mehr als verdoppelt.
Praktikanten und Studenten
Meistens kommen die Menschen dieser beiden Nationen mit einem speziellen Praktikumsvisum, das Japan seit 1993 Menschen aus Schwellenländern anbietet. Diese Praktikanten können während mindestens drei Jahren für einen Niedriglohn in Japan arbeiten. Im Gegenzug erhalten sie wertvolles Wissen über Japans Wirtschaft und Technologien, von dem sie nach der Rückkehr in die Heimat profitieren sollen. So lautet zumindest die offizielle Lesart. Faktisch arbeiten jedoch viele von ihnen zum Billiglohn auf Baustellen und in Branchen, wo nicht unbedingt spezialisierte Fähigkeiten notwendig sind (Asienspiegel berichtete).
Genau so stark hat in den letzten zwei Jahren die Zahl der Studenten aus Vietnam und Nepal zugenommen. Mit diesem Visum können sie neben dem Studium kleinen Nebenjobs nachgehen. Besonders in der 24-Stunden-Gastronomie sind sie gefragt als billige und zuverlässige Arbeitskräfte. Hier füllen sie die Lücken für den zunehmenden Mangel an japanischem Personal (Asienspiegel berichtete).
Schlechte Arbeitsbedingungen, wenig Rechte
Für die Einwanderer ist es eine zweischneidige Angelegenheit. Einerseits lernen sie die Sprache, verdienen Geld und können im besten Fall das gelernte Wissen in ihrer Heimat anwenden. Doch die Realität sieht oft anders aus. Das Programm für ausländische Praktikanten leidet unter einem denkbar schlechten Ruf .
Lohn und Arbeitsbedingungen sind zumeist miserabel. Wiederholt gab es in den letzten Jahren Skandale, bei denen Praktikanten wegen Überarbeitung starben (Asienspiegel berichtete). Menschenrechtsorganisationen sowie das US-Aussenministerium haben Japan wiederholt aufgefordert, die Rechtslage für die Betroffenen zu verbessern.
Eine einfache Lösung für die Regierung
Für die japanische Regierung sind die «Praktikanten» jedoch eine elegante Lösung. Sie erhält dringend benötigte, neue Arbeitskräfte, die offiziell nur temporär im Land sind. Dieser Ansatz ermöglicht eine stille Einwanderung ohne die offizielle, strikte Einwanderungspolitik anzutasten.
Die Zahl der Praktikanten und Studenten, besonders aus Südostasien, wird in den nächsten Jahren zunehmen. Premier Abe hat diesbezüglich angekündigt, das Visumsprogramm für Praktikanten auszweiten, um dem akuten Personalmangel, insbesondere auf auf dem Bau, entgegenzutreten (Asienspiegel berichtete). Ob dies ein langfristiger Lösungsansatz gegen Japans Arbeitermangel und Bevölkerungsrückgang ist, ist eine andere Frage.
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