Shinkansen: Jede Minute zählt
Beim Shinkansen dreht sich alles um die Geschwindigkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit. Selbst auf der ältesten Strecke, der Tōkaidō, die seit 1964 Tokio mit Osaka verbindet, geht es stets darum, noch ein paar Minuten zu gewinnen. 2015 wurde die mögliche Maximalgeschwindigkeit auf dieser Strecke nach diversen Anpassungen von 270 auf 285 Stundenkilometer erhöht. Damit konnte die Fahrzeit zwischen den beiden Grossstädten noch einmal um zwei bis drei Minuten reduziert werden (Asienspiegel berichtete).
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Für Japans Bahnbetreiber zählt gerade beim Shinkansen jede Sekunde. Und genau diese Philosophie stellt sie vier Monate vor der Eröffnung der neusten Hochgeschwindigkeitsstrecke vor grosse Probleme. Ab März 2016 wird der Hokkaido-Shinkansen die Hauptstadt Tokio direkt mit Hakodate im Süden der Nordinsel verbinden (Asienspiegel berichtete). Anstatt wie bisher fünf Stunden wird die Reisezeit dann nur noch vier Stunden dauern. Es ist eine beachtliche Leistung, betrachtet man die grosse Distanz von rund 1000 Kilometern und die Meerenge, die die beiden Inseln trennt.
Es muss schneller gehen
Doch für die Regierung in Tokio und die Lokalpolitiker sind 4 Stunden nicht schnell genug. Sie fürchten, dass sich die Passagiere bei dieser Fahrzeit für das Flugzeug entscheiden werden. Und so begannen die beiden Betreiber JR East und JR Hokkaido neue Geschwindigkeiten und Wartezeiten bei den Zwischenhalten zu testen und zu simulieren.
Offenbar hat alles nichts gebracht. Die schnellste Verbindung zwischen Tokio und Hakodate wird exakt 4 Stunden und 2 Minuten dauern, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Das ist immerhin schon sieben Minuten schneller als ursprünglich geplant (Asienspiegel berichtete). Eine Zeit unter 4 Stunden sei im Moment jedoch unmöglich, heisst es. Es gebe diesbezüglich noch zu viele Faktoren, die zu Verspätungen führen könnten.
Das Nadelöhr
Das Nadelöhr auf der neuen Strecke ist der 53,85 Kilometer lange Seikan-Unterwassertunnel, der seit 1988 in Betrieb ist. Hier verkehren nicht nur der neue Shinkansen, sondern auch Güter- und Lokalzüge. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt auf diesem Abschnitt aus Sicherheitsgründen lediglich 140 Stundenkilometer. Diese Limite gilt ausserdem noch für weitere 30 Kilometer. Und so wird es vorerst bei 4 Stunden und 2 Minuten bleiben.
JR Hokkaido hat gleichzeitig angekündigt, nach weiteren Möglichkeiten zu suchen, um doch noch ein paar Minuten gewinnen zu können. Zu stark lastet der Druck von lokalen Politikern, die hoffen, dass man bis 2018 doch noch eine Fahrzeit unter 4 Stunden erreichen wird.
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