Die nächste Shinkansen-Strecke
Der Shinkansen war ein wichtiger Bestandteil für das japanische Wirtschaftswunder. 1964 wurde die erste Verbindung zwischen Tokio und Osaka in Betrieb genommen. Plötzlich waren die beiden Grossstädte in einem Tagesausflug erreichbar. Das Shinkansen-Netz wurde in den letzten Jahrzehnten Schritt für Schritt ausgebaut. Eine Anbindung an eine Hochgeschwindigkeitsstrecke verspricht einen wirtschaftlichen Segen, einen direkten Anschluss an die Metropole Tokio.
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Entsprechend stark kämpft jeder Ort um einen Shinkansen-Bahnhof. Die Region Hokuriku am Japanischen Meer wartete 23 Jahre bis sie den Hokuriku-Shinkansen im Betrieb nehmen durfte (Asienspiegel berichtete). Seit März 2015 ist die Stadt Kanazawa in der Präfektur Ishikawa in 2 Stunden 28 Minuten von Tokio aus erreichbar. Früher waren dafür 4 Stunden notwendig. Die Folge ist inzwischen eine Zunahme an Touristen in der Stadt, die auch gerne als Little Kyoto bezeichnet wird (Asienspiegel berichtete).
Die letzte Etappe des Hokuriku-Shinkansen
Doch der Hokuriku-Shinkansen ist noch nicht fertig gebaut. Die Strecke wird bis 2022 über Fukui nach Tsuruga in der Präfektur Fukui führen. Doch wie es danach weitergehen soll, ist noch nicht entschieden. Klar ist, dass am Ende eine Verbindung bis nach Osaka stehen soll. Dafür gibt es inzwischen 5 mögliche Wege, um die sich Bahnbetreiber, Lokalpolitiker und Wirtschaftsführer streiten.
Für jede Strecke gibt es grundsätzlich gute Argumente und bei jedem Beteiligten ist die Angst gross, dass er am Ende den kürzeren ziehen könnte. Bis zu einem endgültigen Entscheid wird noch einige Zeit verstreichen. Doch hinsichtlich der Oberhauswahlen diesen Sommer ist die Verlängerung des Hokuriku-Shinkansen zu einem intensiv diskutierten Thema geworden unter den Politikern der Region. Um für einen Aussenstehenden etwas Ordnung ins Chaos zu bringen, im Folgenden eine kurze Übersicht über die aktuellen Optionen (sie auch Karte oben).
1 Die Maibara-Strecke
Diese Verlängerung würde von Tsuruga durch die Präfektur Shiga zur bereits existierenden Shinkansen-Station Maibara östlich des Biwa-Sees führen. Von dort aus könnten die Passagiere in den Tokaido-Shinkansen nach Kyoto oder Osaka umsteigen. Es handelt sich um die kostengünstigste Variante (geschätzte 510 Mia Yen oder 3,9 Mia Euro). 2013 war noch ein Mehrheit der Regierungsvertreter dafür, doch inzwischen verfolgen die Präfekturen Fukui und Kyoto andere Pläne. Geschätzte Fahrzeit von Tsuruga nach Osaka: 45 Minuten.
2 Die Biwa-See-Strecke
Diese Verlängerung würde westlich des Biwa-Sees bis nach Kyoto führen, wo die Passagiere dann in den Tokaido-Shinkansen umsteigen können. Diese Strecke wäre bereits wesentlich teurer (770 Mia Yen oder 5,9 Mia Euro), würde aber schneller nach Osaka führen (35 Minuten). Die Gegner argumentieren jedoch, dass hier bereits eine Schnellzug-Strecke existiert. Geschätzte Fahrzeit von Tsuruga nach Osaka: 35 Minuten.
3 Die Obama-Osaka-Strecke
Diese Strecke würde Kyoto komplett auslassen. Stattdessen würde die Strecke über die Küstenstadt Obama führen und direkt hinunter nach Osaka führen. Somit wäre die Präfektur Fukui besser abgedeckt und die wirtschaftlich wichtigere Stadt Osaka direkt erreichbar. Fukui hat wiederholt betont, dass man als Region, die die meisten Atomkraftwerke unterhält (Asienspiegel berichtete), eine Vorzugsbehandlung von Tokio erwarte. Diese Strecke wäre aber mit 950 Milliarden Yen (7,3 Mia Euro) wesentlich teurer. Geschätzte Fahrzeit von Tsuruga nach Osaka: 33 Minuten
4 Obama-Kyoto-Strecke
Hierbei handelt es sich um einen neuen Vorschlag, den JR West, der Betreiber dieser Shinkansen-Etappe, bevorzugt, wie die Asahi Shimbun berichtet. Hier würde der Shinkansen zuerst nach Obama fahren bevor er direkt nach Kyoto abbiegt. Für die Fahrzeit gibt es noch keine Schätzungen. Es wird sich aber auch um zirka 30 bis 35 Minuten handeln.
5 Die Kyoto-Strecke
In diesem Fall handelt es sich um einen Vorstoss der Lokalpolitik und -wirtschaft der Präfektur Kyoto. Die Idee ist, die Linie bis hoch nach Maizuru in der Präfktur Kyoto zu führen. Von dort aus soll der Shinkansen über mehrere Städte innerhalb der Präfektur bis nach Kyoto fahren. Es wäre wohl die teuerste Variante. Die Fahrzeit würde sich so wohl stark in die Länge ziehen.
Wie am Ende entschieden wird, hängt ganz vom politischen und wirtschaftlichen Einfluss der Vertreter in Tokio ab. Klar ist, dass nicht alle zufriedengestellt werden können. Welche Variante bevorzugen Sie?
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