Japans Unterwelt
In Japan nennt man sie offiziell «gewalttätige Gruppen». Sie selber bezeichnen sich lieber als «ehrenhafte Gruppen». Besser bekannt sind sie unter dem Begriff Yakuza, die japanische Mafia. Ihre grosse Stunde schlug nach dem Zweiten Weltkrieg, als sie im Chaos der ersten Nachkriegsjahre lokale Schutzfunktionen übernahmen. Bis in die 60er-Jahre wuchsen sie auf über 180’000 Mitglieder an.
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Schutzgelder, Erpressungen, Drogenhandel, Finanzbetrug, Geldwäscherei oder die Vermittlung von illegalen Arbeitern in der Bau- und Unterhaltungsindustrie gehören zu ihren Einnahmequellen. Im Gegensatz zu anderen kriminellen Gruppierungen im Ausland agiert die Yakuza nicht vollständig im Dunkeln. Die verschiedenen sich konkurrenzierenden Banden sind offiziell eingetragene Organisationen mit Hauptsitzen und vordergründig regulären Tätigkeiten.
Der rasante Niedergang
Die Polizei überwacht diese streng und führt auch genau Buch über die Mitgliederzahlen. Und diese erleben seit über 20 Jahren einen Niedergang. Anfang der 90er zählten die Yakuza-Gruppierungen gemäss der Nationalen Polizeibehörde noch über 90’000 Mitglieder. Im letzten Jahr ist die Zahl erstmals seit Einführung der Statistik 1958 unter 50’000 gefallen, auf exakt 46’900. Das ist ein Rückgang um 6600 Mitglieder im Vergleich zum Vorjahr.
Die Nationale Polizeibehörde erklärt sich dies mit einem härteren Vorgehen gegen die grösste Yakuza-Gruppierung, die Yamaguchi-gumi aus Kobe, die übers ganze Land verteilt Untergruppierungen unterhält. Ausserdem hat sich ein Teil der Yamaguchi-gumi im letzten Jahr abgespalten, was ebenfalls zu einem Ausstieg vieler Mitglieder geführt haben soll, wie die Asahi Shimbun berichtet.
Neue Gesetze
Der allmähliche Rückgang begann 1992, als erstmals ein wirksames Gesetz gegen das organisierte Verbrechen erlassen wurde. Seit ein paar Jahren hat sich diese Entwicklung beschleunigt. Die Gesetze wurden noch einmal verschärft, nachdem die Unterwelt begann, sich verstärkt in der Finanzwelt einzunisten.
So können heute Yakuza-Chefs für kriminelle Vergehen ihrer Untergebenen juristisch zur Verantwortung gezogen werden. Ausserdem verbietet ein Gesetz seit fünf Jahren jegliche Zuwendungen an die Yakuza (Asienspiegel berichtete). Baufirmen, Banken und Versicherungen müssen sich zudem verpflichten, jegliche Yakuza-Mitglieder komplett von ihren Tätigkeiten auszuschliessen. Ein typisches Beispiel dafür war der Bau des Tokioter Skytree (Asienspiegel berichtete).
All diese Massnahmen haben den Spielraum und die Einnahmequellen der Yakuza stark eingeschränkt. Yakuza-Mitglieder können zudem von Dienstleistungen durch Banken, Versicherungen und anderen alltäglichen Notwendigkeiten ausgeschlossen werden. Doch nicht alle betrachten die Zahlen der Polizei als Zeichen einer erfolgreichen Verbrechensbekämpfung. Vielmehr sei es so, dass viele Yakuza-Mitglieder zwar nicht mehr in der Statistik auftauchen, aber immer noch sehr wohl versteckt tätig seien, wie die Japan Times berichtet.
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