«Die Frau, das passive Geschlecht»

Japan leidet seit Jahren unter einer anhaltend tiefen Geburtenrate. In den letzten fünf Jahren ist die Bevölkerungszahl von 128 auf 127 Millionen Einwohner geschrumpft (Asienspiegel berichtete).
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Besonders in den ländlichen Gegenden ist der Mangel an jungen Menschen inzwischen so akut, dass die japanische Regierung dieses demographische Problem zur Chefsache erklärt hat. Ziel ist es, die Bevölkerungszahl langfristig auf über 100 Millionen Einwohner zu halten. Gelingen soll dies mit Reformen und Anreizen (Asienspiegel berichtete).
Hilfe bei der Partnersuche
In Tottori, mit 574’000 Einwohnern die bevölkerungsmässig kleinste Präfektur des Landes, hat man derweil seine ganz eigenen Methoden, um die Geburtenrate wieder anzukurbeln. Mit zwei sogenannten Tottori Encounter Support Centers versucht die Lokalregierung, den jungen Menschen zu helfen, den richtigen Partner fürs Leben zu finden. Damit verbunden ist auch die Hoffnung, dass es dereinst wieder mehr Kinder geben wird.
Um für seine Sache zu werben hat das Tottori Encounter Support Centers eine Broschüre herausgegeben, gespickt mit Informationen für Interessenten und mit Tipps, um seine Chancen beim anderen Geschlecht zu verbessern. Letzteres hätten die Verfasser jedoch lieber bleiben lassen.
Ansichten über die Frau und den Mann
So steht im Kapitel «Tricks, um seinen ersten Eindruck zu verbessern» geschrieben, dass die Frau «von Natur aus das passive Geschlecht» sei. Werde sie energisch mit Liebeszuneigungen und Annäherungen umworben, desto eher fühle sie sich vom Partner angezogen. Der Mann wiederum erwarte von der Frau «Geborgenheit, Ruhe und Wertschätzung».
10’000 dieser Broschüren wurden im Februar an rund 2000 Restaurants und andere Geschäfte in Tottori verteilt. Nur wenige Tage darauf beklagte sich eine Frau telefonisch bei der Präfektur über die «unpassenden Formulierungen». Die Behörde gestande ein, dass man den Text nicht genügend kontrolliert habe. Eine neue Auflage ohne die entsprechenden Textstellen wurde gedruckt.
«Vorkriegszeitliche Ansichten»
Da man aber die alten, bereits verteilten Broschüren nicht zurückzog, wurden auch die Medien aufmerksam. Am Ende musste Shinji Hirai, Gouverneur der Präfektur Tottori, einschreiten, wie die Asahi Shimbun berichtet. Die Textpassagen hätten einen vorkriegszeitlichen Beigeschmack, es sei unerhört, dass man die Frau als passives Geschlecht bezeichne. Hirai liess schliesslich alle Broschüren mit der entsprechenden Textstelle einziehen. Auch auf der Website der Präfektur Tottori hat man sich nochmals offiziell entschuldigt.
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