Eine Zensurhülle für Erotikmagazine
Sie gehören wie das Bier, der kalte Grüntee oder das Fertigessen zu jedem 24-Stunden-Minimarkt in Japan: Eine riesige Auswahl an Erotikmagazinen mit leicht gekleideten Damen auf dem Cover. Gewöhnlich liegen diese Heftchen leicht auffindbar unmittelbar neben den seriöseren Magazinen auf. Osami Takeyama, Bürgermeister von Sakai City bei Osaka, gefiel dies gar nicht.
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Mit der Minimarktkette Family Mart hat er eine Übereinkunft ausgearbeitet, wonach die Erotikmagazine künftig in eine Plastikhülle gelegt werden müssen, die im Mittelteil einen 12 Zentimeter grünen Zensurbalken hat.
Damit sollen die nicht jugendfreien Stellen des Covers verdeckt werden und nur noch Magazintitel und Köpfe der Frauen zu sehen sein. Die Stadt Sakai wolle eine sichere Gemeinschaft, die frei von Gewalt gegenüber Kindern und Frauen seien, heisst es auf dem Mittelbalken. «Safe City Program» nennt Sakai dieses Projekt.
Ein Logo als Belohnung
Jeder Laden, der sich an diese Übereinkunft hält, erhält am Eingang einen Kleber, auf dem offiziell bestätigt wird, dass es sich um «einen kinder- und frauenfreundlichen Lade» halte. Bis Ende März wurde diese Massnhame in 10 Ablegern von Family Mart in der Stadt Sakai umgesetzt. Laut Pressemitteilung ist das Ziel jedoch, diese Zensurhüllen in allen Ablegern der Stadt einzuführen.
Doch die Massnahme trifft nicht überall auf Wohlwollen. Die Verbände der japanischen Magazin- und Buchverlage sind besorgt. In einer offiziellen Mitteilung kritisieren sie die Zensur als einen Eingriff in die von der Verfassung garantierten Freiheit des Ausdrucks. Man nehme damit den erwachsenen Kunden die Freiheit selbst zu entscheiden, ob er etwas konsumieren möchte oder nicht. Die Verlage fordern daher die sofortige Aufhebung dieser Zensur.
Die Antwort des Bürgermeisters
Bürgermeister Takeyama weist diese Vorwürfe derweil zurück. Es handle sich lediglich um eine freiwillige Übereinkunft mit Family Mart. Den Bürgern würden keine Freiheiten entzogen. Ausserdem fördere man damit ein Programm der UNO, das sich zum Ziel gesetzt hat, der sexuellen Gewalt ein Ende zu setzen.
Es gelte Kinder wie Frauen in einem Minimarkt, den man wegen seines vielfältigen Angebots und Kunden als öffentlichen Ort betrachten könne, zu schützen. Er erhalte Zustimmung von Frauen und Erziehungsberechtigten und werde die Massnahme daher fortsetzen, zitiert mbs.jp den Bürgermeister.
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