Japans teu­ers­te Melonen

In Japan sind Früch­te edels­te Ware, die es zu hegen und zu pfle­gen gilt. Stell­ver­tre­tend für die­se Kul­tur ist die Melo­ne aus Yuba­ri auf der Nord­in­sel Hok­kai­do. Immer wenn Ende Mai die ers­te Auk­ti­on der Sai­son in Sap­po­ro ansteht, dann reis­sen sich die Händ­ler um die­se Frucht. In die­sem Jahr wur­den alle Rekor­de gebrochen.

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3 Mil­lio­nen Yen blät­ter­te ein Händ­ler für ein Paar Yuba­ri-Melo­nen hin, wie die Asahi Shim­bun berich­tet. Das sind umge­rech­net fast 25’000 Euro für eine ver­derb­li­che Ware. Damit wur­den die Rekord­jah­re von 2008 und 2014 als jeweils 2,5 Mil­lio­nen Yen bezahlt wur­den, bei wei­tem über­bo­ten. Die Melo­nen sind für eine Lebens­mit­tel­hand­lung in Ama­ga­sa­ki in der Prä­fek­tur Hyo­go bestimmt, die wie­der­um ihre Ware über eine Online-Auk­ti­on wei­ter­ver­kau­fen wird.

Die Sor­te Yuba­ri ist die begehr­te Melo­nen­sor­te in Japan. Deren oran­ge­far­be­nes Frucht­fleisch soll einen vor­züg­li­chen Geschmack haben. Inzwi­schen wird die Luxus­me­lo­ne aus Yuba­ri selbst nach Hong­kong expor­tiert. Dank guten Wet­ter­ver­hält­nis­sen sind die Yuba­ri-Melo­nen die­ses Jahr offen­bar beson­ders süss. So lässt sich der hohe Preis erklären.

Ein geschick­ter Marketingtrick

Es stellt sich den­noch die Fra­ge, wes­halb ein Bie­ter sich auf ein sol­ches Geschäft über­haupt ein­lässt? Nor­ma­ler­wei­se bezahlt ein Kun­de im Super­markt für eine Kis­te mit zwei Melo­nen rund 10’000 Yen (75 Euro). Das ist immer noch viel für eine Frucht, aber weit weni­ger als die Gross­händ­ler bei der ers­ten Auk­ti­on des Jah­res hinblättern.

Die Bie­ter erklä­ren dies mit dem Glau­ben, dass der ers­te Zuschlag bei einer Eröff­nungs­auk­ti­on Glück für das rest­li­che Geschäfts­jahr bringt. Ein ande­rer, viel­leicht wich­ti­ge­rer Grund ist die vol­le Auf­merk­sam­keit, die man die­sem Tag von den Medi­en erhält. Die­ser Mar­ke­ting­trick kann man auch bei den Eröff­nungs­auk­tio­nen für den Thun­fisch (Asi­en­spie­gel berich­te­te) oder für die hei­mi­schen Man­gos (Asi­en­spie­gel berich­te­te) beob­ach­ten.

Die bank­rot­te Melonenstadt

Die Klein­stadt Yuba­ri hat übri­gens nicht nur durch ihre Melo­nen einen gewis­sen Bekannt­heits­grad in Japan erlangt. Der Ort steht sinn­bild­lich für die Über­al­te­rung der Gesell­schaft und das Aus­ster­ben der länd­li­chen Gegen­den. So leb­ten in Yuba­ri einst 120’000 Ein­woh­nern. Das war 1960, als man mit dem Koh­le­berg­bau noch viel Geld ver­dien­te. Dann kam das Erd­öl und irgend­wann schloss die letz­te Zeche. Arbeit gab es kei­ne mehr. Die jun­gen Leu­te zogen in die gros­sen Städte.

Heu­te hat Yuba­ri nicht ein­mal mehr 10’000 Ein­woh­ner. Fast die Hälf­te ist über 65 Jah­re alt, 2007 muss­te die Stadt sogar den Bank­rott anmel­den. In die­sem Sin­ne sind die Yuba­ri-Melo­nen ein dank­ba­res Pro­dukt, um zumin­dest ein­mal jähr­lich posi­tiv in den Medi­en zu erschei­nen. Der jun­ge Bür­ger­meis­ter Nao­michi Suzu­ki sieht den hohen Ver­kaufs­preis auch immer als eine sym­bo­lisch Unter­stüt­zung für die Stadt an. In die­sem Sin­ne ist die Yuba­ri-Melo­ne auch ein Hoff­nungs­schim­mer für eine gan­ze Region.

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