Obama über den Hiroshima-Besuch
Barack Obama wird diesen Freitag, 27. Mai, nach dem G7-Treffen in der Präfektur Mie als erster amtierender US-Präsident überhaupt nach Hiroshima reisen. Angekündigt hat er diesen historischen Besuch vor zwei Wochen (Asienspiegel berichtete).
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Seither fragt man sich in Japan wie in den USA, was Obama an diesem Tagen machen und sagen wird. In einem exklusiven Interview mit dem japanischen Fernsehsender NHK ging er auf seinen kommenden Besuch nun erstmals näher ein.
Darin machte er klar, dass es keine Entschuldigung an die Atombombenopfer geben werde. «Nein, man muss verstehen, dass Führungspersonen im Krieg verschiedenste Entscheidungen treffen müssen. Es ist Aufgabe der Historiker, Fragen zu stellen und diese zu untersuchen. Als eine Person, die schon seit 7,5 Jahren im Amt ist, weiss ich, dass jede Führungsperson schwierige Entscheidungen treffen muss, insbesondere in Zeiten des Krieges», erklärte Obama.
Beziehung zwischen USA und Japan als Vorbild
Über den genauen Ablauf am 27. Mai meinte er, dass noch alles in Planung sei. Er nehme jedoch an, dass er das Friedensdenkmal in Hiroshima besuchen werde. Obama betonte zudem, dass er keine lange Rede in Hiroshima halten, sondern viel mehr persönliche Gedanken zum Ausdruck bringen werde. Er werde über die Schrecken des Krieges im Allgemeinen, über eine Welt ohne Nuklearwaffen und über die amerikanisch-japanische Allianz sprechen.
Er nannte die Entwicklung der Beziehung zwischen den USA und Japan als ein vorbildliches Beispiel dafür, wie aus ehemaligen Feinden engste Partner werden können. Es sei für alle eine Lektion, die aufzeige, wie man Unterschiede überwinde. Dies könne man nur tun, indem man die Vergangenheit verstehe, sie anerkenne und gelobe, daraus zu lernen und es in Zukunft besser zu tun.
Noch immer würden auf allen Seiten zu viele unschuldige Menschen in Kriegen leiden. Es sei die Aufgabe von allen, sich für Frieden und Dialog sowie für eine Welt ohne Atomwaffen einzusetzen. In der heutigen Welt sei eine enge Zusammenarbeit zur Bekämpfung der aktuellen Gefahren wichtiger denn je.
Die Atombombenabwürfe
Hiroshima wurde am 6. August 1945 durch eine US-Atombombe vernichtet. Rund 90’000 Menschen starben sofort. Weitere 90’000 bis 160’000 starben an den Spätfolgen. Drei Tage später folgte der Atombombenangriff auf Nagasaki. Eine Woche später war der Zweite Weltkrieg zu Ende. In der amerikanischen Auffassung waren diese Schritte nötig, um eine blutige Invasion der japanischen Hauptinseln und somit weitere Zehntausende tote US-Soldaten zu verhindern.
Bis heute betrachten gemäss einer Umfrage des Pew Research Center 56 Prozent der Amerikaner die damaligen Angriffe als gerechtfertigt. In Japan sind es derweil nur 14 Prozent. Die unterschiedlichen Auffassungen und Gefühlsempfindungen zwischen den heutigen Alliierten hat dazu geführt, dass bisher kein einziger US-Präsident Hiroshima besucht hat.
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