Das stockende AKW-Comeback
Der Reaktor 1 wurde 1974 und der Reaktor 2 des AKW Takahama in der Präfektur Fukui ein Jahr später eröffnet. Nach 40 Jahren Betriebszeit ist in Japan gewöhnlich Schluss. So wollen es die neuen Auflagen, die nach dem AKW-Unfall in Fukushima eingeführt wurden.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die Nukleare Regulierungsbehörde (NRA) darf jedoch unter gewissen Umständen eine Verlängerung um weitere 20 Jahren bewilligen. Und genau dies hat sie im Fall der Reaktoren 1 und 2 im AKW Takahama getan, wie NHK News berichtete. Doch so schnell werden die Reaktoren nicht wieder hochgefahren. Kansai Electric muss in den nächsten drei Jahren 200 Milliarden Yen (1,7 Mia Euro) in die Sicherheit der AKW-Infrastruktur investieren.
Dazu gehört eine Verstärkung der Reaktorsicherheitshüllen, die Verlegung neuer Kabel und Röhren oder der Bau von Gebäuden, die es erlauben das AKW im Notfall aus sicherer Distanz bedienen zu können. Frühestens im Herbst 2019 könnte der Betrieb, der seit 2011 abgeschalteten Reaktoren, wieder aufgenommen werden. Theoretisch dürften diese dann bis 2034 beziehungsweise 2035 Strom generieren. Es ist ein enormer finanzieller Aufwand, den Betreiber Kansai Electric nicht nur in Takahama, sondern auch in seine anderen 7 immer noch angehalteten Reaktoren investieren muss.
Gericht gegen AKW Takahama
Doch selbst wenn all diese Bedingungen erfüllt sein sollten, bleibt weiterhin unklar, ob die greisen Reaktoren auch wirklich wieder an den Start gehen werden. Denn bereits heute dürfen die um 10 Jahre jüngeren Reaktoren 3 und 4 im AKW Takahama wegen eines gerichtlichen Beschlusses fürs Erste nicht wieder ans Netz. Eigentlich hatten diese alle Tests bestanden und wurden im Februar 2016 wieder in Betrieb genommen. Doch seit April läuft nichts mehr (Asienspiegel berichtete). Am 17. Juni hat dasselbe Bezirksgericht in der Präfektur Shiga das Urteil sogar ein zweites Mal bestätigt, wie die Nikkei Shimbun berichtet.
Die Klage eingereicht hatten 29 Bewohner der Präfektur Shiga. Sie hatten Sicherheitsbedenken geäussert. So befindet sich das AKW Takahama zwar in der Präfektur Fukui, doch die Nachbarspräfektur Shiga liegt teilweise im 30-Kilometer-Radius, in dem Evakuierungspläne für den Notfall ausgearbeitet werden müssen. Nach den Erfahrungen von Fukushima hatte die Regierung diesen Radius von 10 auf 30 Kilometer erweitert. Bei einem Unfall würden unzählige Menschen in der Region der Radioaktivität ausgesetzt und auch der Biwa-See, der grösste Süsswassersee des Landes und Wasserreservoir für 14 Millionen Menschen, wäre betroffen, lauteten die Sorgen der Kläger. Das Gericht gab ihnen recht.
Das Urteil stellt somit den Betrieb des gesamten AKW Takahama in Frage. Die nächste gerichtliche Instanz wird sich nun mit dem Fall befassen müssen. Und bereits heute liegt von Bewohnern von 14 Präfekturen eine Klage gegen den verlängerten Betrieb der AKW Reaktoren 1 und 2 vor.
Nur 2 von 42 Reaktoren in Betrieb
Letztendlich stellt sich die die Frage, weshalb man in Japan überhaupt auf Reaktoren setzt, die schon über 40 Jahre alt sind? Die Antwort liegt in der Strompolitik der derzeitigen Regierung. Diese möchte in naher Zukunft den Atomstromanteil wieder auf etwas über 20 Prozent der gesamten Stromproduktion des Landes erhöhen. Um dies überhaupt bewerkstelligen zu können, müssen jedoch zahlreiche veraltete Reaktoren am Leben gehalten werden. Denn der Neubau von Kernkraftwerken ist seit 2011 praktisch nicht mehr durchsetzbar.
Fünf Jahre nach Fukushima setzt die Politik zwar wieder auf Atomstrom, doch die Umsetzung ist schon seit längerer Zeit ins Stocken geraten. So sind derzeit nur 2 von 42 Reaktoren wieder in Betrieb (Asienspiegel berichtete). Aktuell prüft die NRA rund 25 Reaktoren auf ihre Sicherheit. Gibt die Behörde grünes Licht, bedeutet dies nicht, dass ein Reaktoren sofort wieder hochgefahren wird. Die formalen wie auch die juristischen Hürden bleiben auch danach hoch, wie der Fall Takahama zeigt.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken