Mehr Freizeit für den Salaryman
Wenn immer sich in Japans eingespieltem Wirtschaftsleben etwas Grundlegendes verändern muss, dann wird dies von oben verordnet. So war es Premierminister Koizumi, der 2005 die sogenannte CoolBiz-Kampagne lancierte. Fortan durften die Büroarbeiter in den heissen Sommermonaten krawattenlos, kurzärmlig und mit offenen Kragen zur Arbeit gehen (Asienspiegel berichtete).
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Im Gegenzug wurden die Büroräume energiesparend nicht mehr unter 28 Grad herunter gekühlt. Was mit dem Kabinett und den Beamten in den Ministerien begann setzte sich allmählich auch in der privaten Wirtschaft durch. Seit über 10 Jahren pflegt Japan nun schon erfolgreich CoolBiz.
Projekt Yūkatsu
Nun hat sich die Regierung, diesmal unter Premierminister Shinzo Abe, an ein neues Projekt gemacht. Yūkatsu, zu Deutsch «Abendaktivität», nennt sich dieses Vorhaben, das laut Premierminister Shinzo Abe zu «einer Revolution des sommerlichen Lebensstils» führen soll.
Konkret bedeutet dies, dass die Angestellten neu zwischen 7:30 und 8:30 Uhr mit der Arbeit beginnen. Das sind ein bis zwei Stunden früher als üblich. Im Gegenzug verlassen sie spätestens um 17:30 Uhr das Büro, damit ihnen der Abend für Aktivitäten mit der Familie oder Freunden bleibt (Asienspiegel berichtete).
Premier Abe will damit die japanische Wirtschaft vom Selbstverständnis der langen, ineffizienten Arbeitstage wegbringen. Denn wer immer im Büro ist, dem bleibt keine Zeit, um das hart verdiente Geld auszugeben und Stress abzubauen. Die Gesundheitskosten steigen und gleichzeitig fehlt es an Effizienz im Arbeitsalltag.
Flexible Arbeitszeiten
Im Sommer 2015 fand das Yūkatsu-Programm erstmals Anwendung auf 220’000 Staatsbeamte. Dass es der Regierung mit diesem Projekt ernst ist, zeigt sich darin, dass Yūkatsu diesen Sommer fortgesetzt wird, wie Jiji News berichtet. Im Juli und im August sollen die Angestellten der Ministerien wiederum früher zu Arbeit gehen und im Gegenzug gegen 17 Uhr aufhören, damit ihnen mehr Freizeit am Abend bleibt. Im Tokioter Regierungsviertel Kasumigaseki werden spätestens um 20 Uhr die Lichter gelöscht. So sollen Überstunden verhindert werden.
Aufgrund der Rückmeldungen im letzten Jahr, hat man das System jedoch angepasst, wie die Hokkaido Shimbun berichtet. So beklagten sich viele, dass ein Arbeitsbeginn um 7:30 Uhr bei den langen Pendelzeiten schlichtweg zu früh sei. Daher wird bereits seit Beginn dieses Geschäftsjahres ein System der flexiblen Arbeitszeiten gefördert, bei der die Angestellten ihre Arbeitsstunden selbständig einteilen und gewisse Stunden auch auf andere Tage verschieben können. Beide Systeme haben zum Ziel, dass der Salaryman nicht mehr bis in die Nacht hineinarbeitet.
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