Zu viele Touristen, zu wenige Hotels
2011, im Jahr der Dreifachkatastrophe, war Japans Tourismusbranche auf einem Tiefpunkt angelangt. Gerade mal 5,4 Millionen Menschen aus Übersee zog es damals ins Land der aufgehenden Sonne. Danach kam die rasante Erholung. 2013 zählte Japan über das ganze Jahr hindurch etwas mehr als 10 Millionen ausländische Besucher (Asienspiegel berichtete).
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Für die Tourismusbehörde wurde damit ein wichtiges Ziel erreicht. Im letzten benötigte man gerade noch 7 Monate Zeit um diese Marke zu erreichen (Asienspiegel berichtete). Dieses Jahr geht alles noch schneller. Die Schwelle von 10 Millionen ausländischen Touristen wurde bereits am 5. Juni überschritten.
Über 2 Millionen im April
Dabei schien es nach den beiden Erdbeben am 14. und 16. April in Kumamoto noch so, als könnte der Boom einen abrupten Unterbruch erleiden. Doch diese Sorgen waren offenbar unbegründet. Auch im April und Mai haben die Besucherzahlen im Vergleich zum Vorjahr nochmals zugelegt.
Im April wurden mit 2,081 Millionen ausländischen Gästen gar ein neuer Rekord verzeichnet. Einzig bei den Touristen aus Südkorea ging die Besucherzahlen im Mai um 4,2 Prozent zurück. Dies wird als direkte Folge der Erdbeben angesehen. Die Südkoreaner sind wegen der geografischen Nähe die wichtigsten Besucher in Kyushu. Die Chinesen stellen derweil fast einen Viertel aller Gäste.
Sollte das Tempo mit durchschnittlich über 1,8 Millionen Touristen pro Monat anhalten, dann wird noch dieses Jahr die Schwelle von 20 Millionen wohl zum ersten Mal überschritten. 2015 waren es 19,73 Millionen.
Neues Ziel, zu wenige Hotels
Weil es so gut läuft, plant die Regierung schon weiter. Bis zu den Sommerspielen 2020 in Tokio peilt sie nun offiziell 40 Millionen Touristen aus Übersee an. Bis 2030 sollen es gar 60 Millionen werden. Doch hierbei stellt sich die Frage, ob Japans touristische Infrastruktur überhaupt auf eine solch riesigen Andrang vorbereitet wäre?
Bereits heute sind die Hotels in den meisten Grossstädten regelmässig ausgebucht. Die Auslastungsrate in Tokio oder Osaka liegt bei über 80 Prozent. Im letzten Jahr wurden über 500 Millionen Übernachtungen gezählt (Asienspiegel berichtete). Die Kapazitätsgrenzen sind somit fast erreicht. Schon bei 25 Millionen Touristen pro Jahr würde es gemäss der Nikkei Shimbun zurzeit an über 10’000 Zimmern fehlen.
Mehr Übernachtungsmöglichkeiten
Mit verschiedenen Massnahmen möchte die Regierung daher die Übernachtungskapazitäten nun rasch erhöhen. So gab Tokio diese Woche laut Yomiuri Shimbun bekannt, dass die Hotels ihre Geschossflächenzahl künftig um das 1,5-fache erweitern dürfen. Es soll ein Anreiz für die Betreiber sein, ihre Hotels zu erneuern und aufzustocken.
Ein weiterer Vorschlag ist, die Love Hotels in reguläre Hotels umzuwandeln. Finanziert werden soll dies mit günstigen Darlehen von öffentlichen Kreditinstituten (Asienspiegel berichtete). Ausserdem möchte man mit Kampagnen die ländlichen Regionen, wo es noch mehr freie Kapazitäten gibt, attraktiver und einfacher zugänglich machen für die ausländischen Gäste. Die öffentliche Hand soll hier ebenfalls helfen, die Infrastruktur zu modernisieren.
Airbnb als Lösung?
Einen grossen Teil zur Entlastung der Hotelbranche trägt derzeit die private Vermietung von Zimmern und Wohnungen über Mitwohnportale wie Airbnb bei. Über eine halbe Million Gäste haben 2015 davon Gebrauch gemacht, obwohl sich der Dienst noch an den meisten Orten in einer rechtlichen Grauzone befindet.
Die Regierung hat diesbezüglich angekündigt, bis 2017 ein Gesetz schaffen zu wollen, um diesen Markt auf eine einheitliche legale Basis zu stellen, auch wenn der Widerstand in der Hotelbranchen und in einigen Städten wächst (Asienspiegel berichtete).
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