Die legendäre WG der Manga-Götter
Es war ein unscheinbares einfaches zweistöckiges Holzhaus im Tokioter Bezirk Toshima. Viele kleine Zimmer, eine Gemeinschaftsküche mit kaltem Wasser, eine Toilette und einen Gemeinschaftsraum gab es. Um sich zu waschen, mussten die Bewohner ins nahegelegene öffentliche Bad gehen. Tokiwa-so hiess dieser spartanisch eingerichtete Ort, der zur Brutstätte der heutigen japanischen Manga- und Anime-Kultur wurde.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Ab den 1950er-Jahren entwickelte sich das damals neu errichtete Haus zu einer Wohngemeinschaft für junge Manga-Künstler. Hier konnten sie leben, arbeiten und sich kreativ austauschen. Osamu Tezuka (Astro Boy, Black Jack), das Duo Fujiko Fujio (Doraemon), Shotaro Ishinomori (Kamen Rider), Fujio Akatasuka (Tensai Bakabon) oder Hiro Terada lebten in den Anfangsjahren ihrer Karriere in diesem Wohnatelier. Sie alle wurden zu Legenden, die die Manga-Kultur nachhaltig geprägt haben. Zeitweise lebten bis zu 8 Manga-Künstler gleichzeitig im Haus.
Im Tokiwa-so entwickelten sich moderne Arbeitsprozesse, die bis heute Bestand haben. So begannen die Manga-Künstler, allen voran Osamu Tezuka, Assistenten einzustellen, die bei der Produktion mithalfen, um die Fristen der Verlage einhalten zu können. Dies gab gerade jungen Künstlern, die Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln bevor sie sich an eigene Projekte wagten.
Eine Hommage an die legendäre Künstler-WG
Bis 1982 diente das Tokiwa-so als Atelier für junge Manga-Künstler. Schliesslich wurde es wegen seines schlechten Zustandes abgerissen. 1996 verewigte Regisseur Jun Ichikawa im Film Tokiwa-so no Seishun diese Stätte. Jedem Manga-Fan in Japan ist dieser Ort bekannt, wo heute ein kleines Denkmal an diese Zeiten erinnert. Auch in einem nahegelegenen Park steht eine Statue, die den Helden des Tokiwa-so gewidmet ist.
Nun gibt es gute Nachrichten für alle Manga-Fans. Das Tokiwa-so in Toshima wird wieder erbaut. Dies kündigte Bürgermeister Yukio Takano an einer Pressekonferenz an, wie die Yomiuri Shimbun berichtet. Das Gebäude soll zu einem Museum werden, wo die jungen Leute etwas über die Anfänge der modernen Manga-Kultur lernen können.
200 bis 300 Millionen Yen (1,7 bis 2,5 Mio Euro) kostet der Bau, der 2018 beginnt. Im März 2020 soll Eröffnung sein. Ein Besuch in Toshima lohnt sich bereits heute. Ganz in der Nähe der Originalstätte widmet sich schon jetzt ein kleines Museum dem Tokiwa-so, seinen ehemaligen Bewohnern und ihren Werken.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken