Die öffent­li­che Abbitte

Bei einem Ver­ge­hen eines Kin­des gehört es sich in Japan, dass sich die Eltern bei den Betrof­fe­nen oder Geschä­dig­ten in aller Form ent­schul­di­gen. Die Ver­ant­wor­tung für das eige­ne Kind hält ein Leben lang an, auch wenn der Spröss­ling schon lan­ge erwach­sen ist.

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Beson­ders stark zum Aus­druck kommt die­ses Phä­no­men bei den Stars in Japan, wie ein Bei­spiel von die­ser Woche zeigt. Der 22-jäh­ri­ge Schau­spie­ler Yuta Taka­ha­ta soll in einem Hotel in Maeba­shi in der Prä­fek­tur Gun­ma eine Hotel­an­ge­stell­te in sei­nem Zim­mer sexu­ell beläs­tigt haben. Die Poli­zei wur­de dar­auf­hin infor­miert und Taka­ha­ta verhaftet.

Für Taka­ha­ta waren die Kon­se­quen­zen sofort spür­bar. Fern­seh­sta­tio­nen und Pro­du­zen­ten stri­chen umge­hen­de Ter­mi­ne, Auf­trit­te und Auf­trä­ge mit ihm, Pos­ters mit sei­nem Namen wur­den ent­fernt. In Japan ist dies aber noch nicht das Ende des Skan­dals. Für sei­ne berühm­te Mut­ter Ats­uko Taka­ha­ta, eben­falls Schau­spie­le­rin, hat das Ver­hal­ten des Soh­nes eben­falls Folgen.

Die gros­se Abbit­te der Mutter

Nur drei Tage nach der Ver­haf­tung ihres Soh­nes ent­schul­dig­te sich Ats­uko Taka­ha­ta im Blitz­licht­ge­wit­ter mit einer tie­fen Ver­nei­gung, zitt­ri­ger Stim­me und Trä­nen in den Augen, wie die Nik­kei Shim­bun berich­tet. Rund 300 Jour­na­lis­ten waren anwe­send. Was für west­li­che Beob­ach­ter unge­wöhn­lich wir­ken mag – ein Hol­ly­wood-Schau­spie­ler wür­de sich kaum auf die­se Wei­se für eine Untat sei­nes Kin­des ent­schul­di­gen – gehört in Japan zur Pflicht.

Eine Distan­zie­rung vom eige­nen Kind, selbst wenn es schon erwach­sen ist, wür­de in einem sol­chen Fall ein schlech­tes Licht auf die Schau­spie­le­rin wer­fen. Gleich­zei­tig hat Ats­uko Taka­ha­ta mit ihrer schnel­len Reak­ti­on ver­hin­dert, dass der Skan­dal voll­ends auf sie abfär­ben könn­te. Denn bereits hat ein Spon­sor eine TV-Wer­bung mit ihr gestrichen.

Eine lan­ge Tradition

Die öffent­li­che medi­en­wirk­sa­me Abbit­te hat in Japans eine lan­ge Tra­di­ti­on. Eine Ent­schul­di­gung bei jeg­li­chem Fehl­ver­hal­ten ist die Norm. So ent­schul­dig­te sich 2013 das AKB48-Band­mit­glied Min­a­mi Mine­gi­shi mit einer Video­bot­schaft reue­voll und mit rasier­ter Glat­ze für ihre ver­bo­te­ne Lie­bes­be­zie­hung (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Auch in der Fir­men­welt gilt für die Chef­eta­ge, bei Unfäl­len und Skan­da­len die Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men und sich vor ver­sam­mel­ter Pres­se zu ent­schul­di­gen und zu ver­nei­gen (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Dass die­ses Ritu­al manch­mal ins Gro­tes­ke führt, bewies 2014 der Auf­tritt des ehe­ma­li­gen Lokal­a­bge­ord­ne­ten Ryut­a­ro Nono­mu­ra. Die­ser soll­te sich bei einer Pres­se­kon­fe­renz für sei­nen Spe­sen­miss­brauch erklä­ren, wein­te und schrie dabei aber so spek­ta­ku­lär, dass er gleich zu einem You­tube-Star wur­de (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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