Rauchen in Japan
Nach einem Nachtessen in einem Restaurant in Japan ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Kleider intensiv nach Rauch stinken. Der Inselstaat gehört zu den letzten fortschrittlichen Länder, wo der Rauch noch fest zur Atmosphäre vieler Bars, Restaurants und Cafés gehört. Nichtraucher dürfen sich glücklich schätzen, wenn ein solcher Ort ein rauchfreies Abteil anbietet.
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Denn ein national geregeltes Rauchverbot für öffentliche Orte sowie für Restaurants und Bars existiert bis heute nicht. Nur wenige Präfekturen wie Hyogo oder Kanagawa haben diesbezüglich aktiv etwas unternommen (Asienspiegel berichtete). Einzig beim Rauchen im Freien zeigen sich viele japanische Lokalregierungen strenger als in Europa. So ist in zahlreichen Vierteln in Tokio das Rauchen auf den Gehsteigen nur in speziell markierten Raucherzonen erlaubt.
Dieses uneinheitliche Vorgehen hat auch mit dem langjährigen Einfluss der Tabak-Branche zu tun. Lange besass das japanische Finanzministerium mit 50,2 Prozent einen Mehrheitsanteil am Grosskonzern Japan Tobacco, der weltweit über 50’000 Menschen beschäftigt, Marken wie Winston, Mild Seven oder Camel produziert und jährlich Milliardenprofite generiert. Das Interesse an einer rauchfreien Gesellschaft hielt sich so natürlich in Grenzen.
Neue Ausgangslage
Diese doch eher ungewöhnliche Verbindung hatte aber auch schon bessere Zeiten. Denn 2013 stiess der japanische Staat die Mehrheitsanteile an Japan Tobacco ab und veränderte damit die Ausgangslage. Zudem wurde die Tabaksteuer schon 2010 um 40 Prozent erhöht (Asienspiegel berichtete). Darüberhinaus engagieren sich seit einigen Jahren immer mehr Unternehmen aktiv für eine rauchfreie Umgebung. In den grossen Restauranketten des Landes, in den allermeisten Bahnhöfen und Flughäfen sowie in zahlreichen Büros herrscht heute ein komplettes oder zumindest ein grossflächiges Rauchverbot.
Die Zeit scheint auch aus einem anderen Grund für die Anti-Raucher-Lobby zu spielen. Denn seit einigen Jahren ist die Zahl der Raucher drastisch gesunken. Gemäss aktueller Erhebung von Japan Tobacco rauchen aktuell 29,7 Prozent der Männer und 9,7 Prozent der Frauen in Japan. Insgesamt sind 19,3 Prozent der Bevölkerung Raucher.
Weniger als in Deutschland
Das ist selbst im Vergleich zu Europa ein geringer Wert. So gibt es in der Schweiz und in Deutschland mit rund 30 Prozent verhältnismässig mehr Raucher. Auch im historischen Vergleich ist die Abnahme markant. So rauchten 1966 noch 83,7 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen in Japan.
Japan Tobacco erklärt den Rückgang mit den Preissteigerungen, Steuererhöhungen und einem grösseren Bewusstsein für die Gesundheitsrisiken. Ausserdem spiele die Überalterung der Gesellschaft eine wesentliche Rolle. Und so scheinen sich auch im einst unerschütterlichen Raucherparadies Japan die Zeiten allmählich zu ändern.
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