Die Schicht der Hikikomori
Sie gehen keiner Arbeit nach, ziehen sich in ihr Zimmer zurück, meiden jeglichen sozialen Kontakt und verlassen die eigenen vier Wände nur, wenn es absolut notwendig ist. Die Eltern sind gezwungen, sie finanziell durchzubringen. In Japan spricht man von Hikikomori. Dieses gesellschaftliche Phänomen ist inzwischen weltweit schon so bekannt, dass das Wort sogar in den Oxford English Dictionary aufgenommen wurde (Asienspiegel berichtete).
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Die meisten Hikikomori können oder wollen die klassischen Erwartungen, die die Gesellschaft an sie hat, nicht erfüllen. Sie sind vom ständigen Druck überfordert. Die Ursachen sind vielfältig: Eine vergebliche Stellensuche, eine allgemeine Verunsicherung oder Angst, ein fehlendes gesellschaftliches und berufliches Auffangnetz im japanischen System, aber auch Missbrauch oder Schikanierung im Schulalter oder am Arbeitsplatz. Auffallend ist, dass wesentlich mehr Männer als Frauen von diesem Phänomen betroffen sind.
Eine halbe Million Hikikomori
Gemäss aktuellen Statistiken der Regierung gibt es in Japan heute schätzungsweise 541’000 Hikikomori zwischen 15 und 39 Jahren, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Es handelt sich um Personen, die sich schon seit mindestens sechs Monaten sozial vollständig zurückgezogen haben. Rund 35 Prozent davon sind sogar schon seit über 7 Jahren Hikikomori. Nur 24 Prozent von ihnen hatten einst eine Festanstellung.
Im Vergleich zur Aushebung von 2010 (Asienspiegel berichtete) ist die Zahl um 155’000 zurückgegangen. Die Einrichtung von lokalen öffentlichen Unterstützungszentren, die therapeutische und praktische Hilfe anbieten, nennt die Regierung als eine mögliche Erklärung für diesen Rückgang. Andere Berichte zeigen jedoch, dass deren Erfolgsquote eher gering ist.
Beträchtlicher Graubereich
Der Rückgang ist wohl eher auf demographische Gründe zurückzuführen. Die Zahl der jüngeren Menschen hat im überalterten Japan stark abgenommen (Asienspiegel berichtete). Gleichzeitig erfasst die Statistik keine Personen über 39 Jahren. Der Graubereich ist beträchtlich. Die Zahl der Hikikomori daher vermutlich noch viel höher.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken