Restaurants vom Rauch befreien
Japan gehört zu den wenigen fortschrittlichen Ländern, wo der Zigarettenrauch noch fest zur Atmosphäre vieler Bars, Restaurants und Cafés gehört. Nichtraucher dürfen sich glücklich schätzen, wenn ein solcher Ort ein rauchfreies Abteil anbietet. Ein national geregeltes Rauchverbot existiert bis heute nicht. Einzig beim Rauchen im Freien zeigen sich viele japanische Lokalregierungen strenger als in Europa. So ist in zahlreichen Vierteln in Tokio das Rauchen auf den Gehsteigen nur in speziell markierten Raucherzonen erlaubt (Asienspiegel berichtete).
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Doch nun könnte sich die Sachlage schneller ändern als Rauchern lieb ist. Erstmals überhaupt hat eine Kommission des japanischen Gesundheitsministeriums in ihrem «Tabak-Weissbuch» ausdrücklich vor den gesundheitlichen Gefahren des Passivrauchens gewarnt. Diesbezüglich empfiehlt sie ein flächendeckendes Rauchverbot in allen öffentlichen Gebäuden, dazu gehören auch Bars und Restaurants, wie die Nikkei Shimbun berichtet.
Selbst mit abgetrennten Raucherabteilen könne man die Nichtraucher-Gäste nicht vollständig schützen. Ausserdem würde man die Angestellten einer Gesundheitsgefahr aussetzen. Daher müsse Japan ein 100-prozentiges Rauchverbot in Innenräumen anstreben. Jährlich sterben in Japan gemäss Zahlen der WHO 15’000 Menschen an den Folgen des Passivrauchens, wie die Sankei Shimbun berichtet. Japan sei eines der Länder, das sich viel zu wenig um den Schutz der Passivraucher kümmere.
Die Kehrtwende in der Tabakpolitik
Nun tut sich etwas. In Japan hat sich noch nie ein Ministerium so ausdrücklich für ein Rauchverbot eingesetzt. Mit diesem Weissbuch darf angenommen werden, dass sich die Regierung an eine nationale Regelung machen wird. Die Regierung unter Shinzo Abe hat schon im Januar dieses Jahres betont, dass sie bis zu den Sommerspielen 2020 Massnahmen gegen das Passivrauchen ergreifen möchte, wie die Asahi Shimbun berichtete.
Das ist eine Kehrtwende in der Tabakpolitik des Landes. Denn lange bestand eine enge Verbindung zwischen dem Staat und der Tabak-Lobby. Das japanische Finanzministerium besass während Jahrzehnten einen Mehrheitsanteil am Grosskonzern Japan Tobacco, der weltweit über 50’000 Menschen beschäftigt, Marken wie Winston, Mild Seven oder Camel produziert und jährlich Milliardenprofite generiert. Das Interesse an einer rauchfreien Gesellschaft hielt sich so natürlich in Grenzen.
Gute Voraussetzungen für ein Rauchverbot
Doch 2013 stiess der japanische Staat die Mehrheitsanteile an Japan Tobacco ab. Bereits 2010 wurde die Tabaksteuer um 40 Prozent erhöht. Die Zahl der Raucher ist in den letzten Jahren zudem massiv zurückgegangen. Insgesamt sind noch 19,3 Prozent der Bevölkerung Raucher. Die Voraussetzung für ein komplettes Rauchverbot an öffentlichen Orten sind somit so gut wie noch nie.
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