2018: Japans Ende einer Ära

Kaiser Akihito und seine Ehefrau Michiko im Jahr 2013.
Kai­ser Aki­hi­to und sei­ne Ehe­frau Michi­ko im Jahr 2013. Foto: flickr/​kane­gen

Anfang August wand­te sich der 82-jäh­ri­ge japa­ni­sche Kai­ser Aki­hi­to in einer 10-minü­ti­gen Fern­seh­re­de an die Nati­on. Er äus­ser­te sei­ne Sor­ge, dass es mit fort­ge­schrit­te­nem Alter schwie­ri­ger wer­de, mit vol­ler Kraft die Auf­ga­be als Sym­bol der Nati­on zu erfül­len. Die Bot­schaft war klar: Ten­no Aki­hi­to bat Regie­rung und Par­la­ment indi­rekt, alle ent­spre­chen­den Mass­nah­men zu ergrei­fen, um ihm einen Rück­tritt zu ermöglichen.

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Denn das Gesetz über die kai­ser­li­che Fami­lie kennt kei­ne Rege­lung für die­sen Fall. Die Amts­zeit eine japa­ni­schen Kai­sers endet seit Beginn der Mei­ji-Zeit 1868 jeweils mit des­sen Tod. Der letz­te Thron­wech­sel fand 1989 statt, nach­dem Kai­ser Hiro­hi­to nach 63-jäh­ri­ger Amts­zeit ver­stor­ben war. Der letz­te Kai­ser, der noch zu Leb­zei­ten einem Nach­fol­ger wich, war Kai­ser Koka­ku im Jahr 1817.

Die Andeu­tung des Kaisers

Wann der Thron­wech­sel statt­fin­den soll, hat­te Aki­hi­to in sei­ner Rede eben­falls ange­deu­tet: «Mit dem 70-jäh­ri­gen Ende des Zwei­ten Welt­kriegs ist ein Mei­len­stein erreicht und in zwei Jah­ren wer­den wir das Jahr Heisei 30 (2018, mehr über Japans Zeit­rech­nung gibt es in die­sem Arti­kel) will­kom­men heissen.»

Für die Poli­ti­ker und Exper­ten war damit klar: Spä­tes­tens 2018 soll Schluss sein. Der Kai­ser soll die­ses Datum laut Mai­ni­chi Shim­bun auch im engen Umfeld bestä­tigt haben. Ent­spre­chend hat die Regie­rung nun ers­te Schrit­te ein­ge­lei­tet, wie NHK News berich­tet. Ein Exper­ten­gre­mi­um beschäf­tigt sich nun in den kom­men­den Mona­ten mit die­ser deli­ka­ten Auf­ga­be. Pre­mier­mi­nis­ter Abe möch­te bereits Anfang 2017 eine ent­spre­chen­de Gesetz­ge­bung dem Unter­haus unterbreiten.

Zwei Optio­nen für die Abdankung

Die gros­se Fra­ge ist nun, in wel­cher Form das kai­ser­li­che Gesetz ange­passt wird. Shin­zo Abe scheint eine kla­re Prio­ri­tät zu haben: Er möch­te, dass man ein spe­zi­el­les Abdan­kungs­ge­setz erlässt, das nur für Kai­ser Aki­hi­to gilt. Die Regie­rung beschreibt dies als die rea­lis­tischs­te Option.

Doch es gibt auch das ande­re Lager, das umfas­sen­de Refor­men for­dert. Zum einen wol­len die­se Per­so­nen ein Gesetz, das allen künf­ti­gen Kai­sern die Abdan­kung ermög­licht. Kri­ti­ker die­ses Vor­schlags beto­nen, dass ein Kai­ser somit zum poli­ti­schen Spiel­ball und zum Rück­tritt gezwun­gen wer­den könn­te. So waren in Japans Geschich­te die Abdan­kun­gen nichts Unüb­li­ches. Immer wie­der wur­den die Ten­nos von den Sho­gu­nen, den Kriegs­her­ren, gezwun­gen, vor­zei­tig zurück­zu­tre­ten. Unter den 125 Kai­sern trat rund die Hälf­te zu Leb­zei­ten ab.

Eine japa­ni­sche Kaiserin?

Aus­ser­dem steht die Kai­ser­fa­mi­lie vor dem Pro­blem, dass es immer weni­ger Nach­fol­ger gibt. In der jüngs­ten Gene­ra­ti­on der erwei­ter­ten Kai­ser­fa­mi­lie gibt es mit dem 10-jäh­ri­gen Prinz Hisa­to ledig­lich ein ein­zi­gen Jun­gen, dafür aber vie­le Prin­zes­sin­nen. Der Plan, auch Frau­en die Thron­be­stei­gung zu ermög­li­chen, wur­de jedoch vor rund zehn Jah­ren in Abes ers­ter Amts­zeit verworfen.

Der Pre­mier gedenkt auch jetzt nicht anders zu han­deln. Denn gera­de sei­ne kon­ser­va­ti­ven Wäh­ler­schaft lehnt die Idee einer Kai­se­rin mehr­heit­lich ab. Zu kon­tro­vers ist das The­ma. Zudem befürch­tet Abe, dass mit einer umfas­sen­den Geset­zes­re­form der­art vie­le Fra­gen auf­tau­chen könn­ten, dass das Unter­haus über eine län­ge­re Zeit blo­ckiert wäre. Sein wich­tigs­tes Pro­jekt, die Ver­fas­sungs­re­form, wür­de in wei­te Fer­ne rücken. Nur schon des­we­gen möch­te Abe vor­wärts machen.

Genug zu tun

Ohne­hin wird es auch mit einem Spe­zi­al­ge­setz für Kai­ser Aki­hi­to viel zu tun geben. Es stellt sich die Fra­ge nach sei­nem neu­en Titel, sei­ner Blei­be und den Finan­zen. All die­se Fra­gen wird das Exper­ten­gre­mi­um klä­ren müssen.

Zur­zeit sind sich die Lager offen­bar nur in einem Punkt einig: Der Kai­ser wird aller Vor­aus­sicht nach 2018 abtre­ten. Dann wird sei­ne Heisei-Ära zu Ende gehen (Asi­en­spie­gel berich­te­te) wird es einen neu­en Ära-Namen geben. Japan steht vor dem Beginn einer neu­en Epoche.

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