2018: Japans Ende einer Ära
Anfang August wandte sich der 82-jährige japanische Kaiser Akihito in einer 10-minütigen Fernsehrede an die Nation. Er äusserte seine Sorge, dass es mit fortgeschrittenem Alter schwieriger werde, mit voller Kraft die Aufgabe als Symbol der Nation zu erfüllen. Die Botschaft war klar: Tenno Akihito bat Regierung und Parlament indirekt, alle entsprechenden Massnahmen zu ergreifen, um ihm einen Rücktritt zu ermöglichen.
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Denn das Gesetz über die kaiserliche Familie kennt keine Regelung für diesen Fall. Die Amtszeit eine japanischen Kaisers endet seit Beginn der Meiji-Zeit 1868 jeweils mit dessen Tod. Der letzte Thronwechsel fand 1989 statt, nachdem Kaiser Hirohito nach 63-jähriger Amtszeit verstorben war. Der letzte Kaiser, der noch zu Lebzeiten einem Nachfolger wich, war Kaiser Kokaku im Jahr 1817.
Die Andeutung des Kaisers
Wann der Thronwechsel stattfinden soll, hatte Akihito in seiner Rede ebenfalls angedeutet: «Mit dem 70-jährigen Ende des Zweiten Weltkriegs ist ein Meilenstein erreicht und in zwei Jahren werden wir das Jahr Heisei 30 (2018, mehr über Japans Zeitrechnung gibt es in diesem Artikel) willkommen heissen.»
Für die Politiker und Experten war damit klar: Spätestens 2018 soll Schluss sein. Der Kaiser soll dieses Datum laut Mainichi Shimbun auch im engen Umfeld bestätigt haben. Entsprechend hat die Regierung nun erste Schritte eingeleitet, wie NHK News berichtet. Ein Expertengremium beschäftigt sich nun in den kommenden Monaten mit dieser delikaten Aufgabe. Premierminister Abe möchte bereits Anfang 2017 eine entsprechende Gesetzgebung dem Unterhaus unterbreiten.
Zwei Optionen für die Abdankung
Die grosse Frage ist nun, in welcher Form das kaiserliche Gesetz angepasst wird. Shinzo Abe scheint eine klare Priorität zu haben: Er möchte, dass man ein spezielles Abdankungsgesetz erlässt, das nur für Kaiser Akihito gilt. Die Regierung beschreibt dies als die realistischste Option.
Doch es gibt auch das andere Lager, das umfassende Reformen fordert. Zum einen wollen diese Personen ein Gesetz, das allen künftigen Kaisern die Abdankung ermöglicht. Kritiker dieses Vorschlags betonen, dass ein Kaiser somit zum politischen Spielball und zum Rücktritt gezwungen werden könnte. So waren in Japans Geschichte die Abdankungen nichts Unübliches. Immer wieder wurden die Tennos von den Shogunen, den Kriegsherren, gezwungen, vorzeitig zurückzutreten. Unter den 125 Kaisern trat rund die Hälfte zu Lebzeiten ab.
Eine japanische Kaiserin?
Ausserdem steht die Kaiserfamilie vor dem Problem, dass es immer weniger Nachfolger gibt. In der jüngsten Generation der erweiterten Kaiserfamilie gibt es mit dem 10-jährigen Prinz Hisato lediglich ein einzigen Jungen, dafür aber viele Prinzessinnen. Der Plan, auch Frauen die Thronbesteigung zu ermöglichen, wurde jedoch vor rund zehn Jahren in Abes erster Amtszeit verworfen.
Der Premier gedenkt auch jetzt nicht anders zu handeln. Denn gerade seine konservativen Wählerschaft lehnt die Idee einer Kaiserin mehrheitlich ab. Zu kontrovers ist das Thema. Zudem befürchtet Abe, dass mit einer umfassenden Gesetzesreform derart viele Fragen auftauchen könnten, dass das Unterhaus über eine längere Zeit blockiert wäre. Sein wichtigstes Projekt, die Verfassungsreform, würde in weite Ferne rücken. Nur schon deswegen möchte Abe vorwärts machen.
Genug zu tun
Ohnehin wird es auch mit einem Spezialgesetz für Kaiser Akihito viel zu tun geben. Es stellt sich die Frage nach seinem neuen Titel, seiner Bleibe und den Finanzen. All diese Fragen wird das Expertengremium klären müssen.
Zurzeit sind sich die Lager offenbar nur in einem Punkt einig: Der Kaiser wird aller Voraussicht nach 2018 abtreten. Dann wird seine Heisei-Ära zu Ende gehen (Asienspiegel berichtete) wird es einen neuen Ära-Namen geben. Japan steht vor dem Beginn einer neuen Epoche.
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