Hokusais westliche Malerei

Mit der Farbholzschnitt-Serie «Die 36 Ansichten des Berges Fuji» – am Ende sollten es 46 Ansichten werden – erschuf Katsushika Hokusai um 1831 sein persönliches Meisterwerk, das schon zu seinen Lebzeiten von der Öffentlichkeit bewundert wurde. Aus allen möglichen Winkeln hielt der Ukiyoe-Meister den 3776 Meter hohen symmetrischen Kegel fest. Insbesondere «Die grosse Welle vor Kanagawa» und «Der rote Fuji» haben das Japan-Bild im Westen nachhaltig geprägt (Asienspiegel berichtete).
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Hokusai, der 1849 im hohen Alter von 89 Jahren verstarb, war ein rastloser Künstler. Zeitlebens entwickelte er seinen Stil weiter, experimentierte mit verschiedensten Techniken und Kompositionen und widmete sich allen möglichen Themen des Lebens, der Gesellschaft und Natur. Die ständige Weiterentwicklung war sein Antrieb. Und so passt es, dass man im niederländischen Leiden womöglich eine ganz neue Seite des japanischen Genies entdeckt hat, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
Westliche Gemälde von Hokusai?
Das Museum Volkenkunde besitzt eine Litografie und sechs auf japanischem Washi-Papier gemalte Aquarelle, die Szenen aus der Edo-Zeit wiedergeben. Darunter sind Edo, das alte Tokio, und andere Regionen von damals zu sehen. Wiederholt ist auch der Fuji im Hintergrund zu sehen. Eine Unterschrift sucht man vergebens.
Es war der Doktor und Natuforscher Philipp Franz von Siebold (1796 bis 1866), der diese Werke nach Europa brachte. Als Arzt der holländischen Delegation auf der Insel Dejima in Nagasaki (Asienspiegel berichtete) verbrachte er mehrere Jahre im damals abgeschotteten Inselstaat. Sein Wissen, das er sammelte, wurde zu einer wichtigen Grundlage der Japan-Forschung.
Matthi Forrer, renommierter Kurator für japanischen Kunst im Museum Volkenkunde und ausgezeichneter Hokusai-Kenner, ist nun zum Schluss gekommen, dass diese Gemälde sowie die Litographie wahrscheinlich vom grossen Meister Katsuhika Hokusai persönlich stammen.
Kannte Siebold Hokusai?
Forrer war vor zwei Jahren auf eine Verzeichnis von Siebold gestossen, die im Besitz der Nachkommen des Arztes sind. Darin beschrieb Siebold detailreich diese sechs Kunstwerke und ordnete sie Katsushika Hokusai zu. Er habe diese im westlichen Stil gemalt, steht darin. Diese Erkenntnisse hat Forrer bei einer Siebold-Konferenz in Nagasaki vorgestellt. Der Kurator war selbst überrascht. So ging er lange davon aus, dass die Gemälde von einem Europäer gemalt worden seien.
Es ist ausserdem sehr gut möglich, dass Siebold auf einer Reise in die damalige Hauptstadt Edo 1826 Hokusai persönlich kennengelernt hatte. Der Arzt schrieb damals, dass er einen «hervorragenden Maler» getroffen habe.
Noch sind aber nicht alle überzeugt von dieser Theorie. Zu stark hebt sich der Stil vom restlichen Werk Hokusais ab. Man müsse dies nun äusserst bedachtsam überprüfen, zitiert 47 News japanische Kunstexperten.


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