Hesokuri: Heimlich sparen
In vielen japanischen Familie gehört es zum Selbstverständnis, dass die Frau die Obhut über die Finanzen hat. Sie verwaltet das Geld, gibt dem Mann ein Taschengeld und legt die Familienersparnisse an. Daneben legen beide Ehepartner stets auch für die eigene Bedürfnisse etwas zur Seite, ohne dass der andere davon etwas weiss. Diese heimlichen Ersparnisse werden Hesokuri genannt. Oft handelt es sich um verstecktes Bargeld, um möglichst keine Spuren zu hinterlassen.
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Die heimlichen Ersparnisse sind auch immer ein Indikator dafür, wie gut es der japanischen Wirtschaft geht. Seit 2006 analysiert die Meiji Yasuda Life Insurance den Hesokuri-Zustand des Landes. 2016 war demnach ein gutes Jahr, wie Jiji News berichtet. Gemäss einer Umfrage legten die Ehefrauen 1,47 Millionen Yen (12’500 Euro) auf die Seite. Das ist fast exakt 200’000 Yen mehr als noch 2015 (Asienspiegel berichtete). Beim Ehemann waren es 859’888 Yen, über 270’000 Yen mehr als im Vorjahr.
Für die Wirtschaft sind das gute Anzeichen. Denn wenn die Hesokuri-Ersparnisse steigen, dann bedeutet das, dass es den Leuten wirtschaftlich besser geht. Entsprechend nimmt der Hesokuri-Kontostand ab, wenn es der Wirtschaft schlechter geht und die Leute auf die Ersparnisse zurückgreifen müssen. Eine zu grosse Sparwut birgt aber auch das Risiko, dass der Konsum abnimmt und die Wirtschaft darunter leidet. Noch wird die Steigerung von diesem Jahr aber als etwas Positives angesehen.
Die Ursachen
Mit diesen heimlichen Ersparnissen werden gewöhnlich mehrere Ziele verfolgt. Die einen pflegen Hesokuri, um in schwierigen Zeiten, für Notfälle oder fürs Rentenalter einen Notgroschen für sich und die Familie zu haben. Andere wiederum sehen darin ein Taschengeld, um sich hin und wieder etwas Eigenes leisten zu können.
Der wohl viel wichtigere Grund ist jedoch das japanische Eherecht, das den Besitz eines gemeinsamen Bankkontos nicht erlaubt und somit gewöhnlich der arbeitende Ehemann bevorteilt wird. Die nicht erwerbstätigen Ehefrauen verwalten somit ein Familienkonto, das auf den Ehemann lautet. Das hat zur Folge, dass die Frau nach einer Scheidung nicht selten ohne Geld dasteht. Und so ist Hesokuri für die Ehefrau vor allem eine wichtige Form der finanziellen Absicherung. Das erklärt auch, weshalb die Frau stets mehr auf die Seite tut als der Mann.
Zunahme der DINKS
In diesem Sinne ist Hesokuri eine direkte Folge der traditionellen japanischen Familienstruktur sowie des Eherechts. Dieses Phänomen könnte in Zukunft jedoch an Bedeutung verlieren. Denn in Japan werden die Single-Haushalte (Asienspiegel berichtete) sowie die Doppelverdiener-Ehepaare immer zahlreicher (Asienspiegel berichtete).
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