Die vorgeschriebene Vorspeise

Trinkgeld? In Japan gibt es kein Trinkgeld. Das ist eine der vielen Annehmlichkeiten des Landes. Ganz ohne Zusatzgebühr kommt man aber in vielen Restaurants und Bars nicht weg. Bemerkbar macht sich das, wenn der Gast gleich zu Beginn ungefragt eine kleine Speise erhält. Die Kreationen sind zahllos, von elegant bis plump. Am Ende erscheint diese Speise als Otōshi oder ganz einfach als Teburu Chājī (japanische Aussprache für «Table Charge») auf der Rechnung. Gewöhnlich wird dafür 300 bis 500 Yen verrechnet. Es gibt aber auch Orte, die 1000 Yen verlangen.
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Gerade in den Izakayas, den japanischen Kneipen, ist das Otōshi gang und gäbe. Woher diese Tradition kommt, ist nicht ganz klar. Einige meinen, dass es eingeführt wurde, um den Gast bis zum Servieren der Speisen bei Laune zu halten. In Japan ist es auch normal, dass man zum Bier oder sonstigen alkoholischen Getränken immer etwas Kleines isst. Gerade für die vielen kleinen Lokale in Japan, die nur wenige Plätze anbieten, ist es wiederum eine Frage des Überlebens. Mit dem Otōshi ist dem Besitzer eine Minimumeinnahme garantiert, auch wenn der Gast am Ende nur ein Bier getrunken hat.
Verwirrte Touristen
Kennt man das System, dann ist es so natürlich, dass man es schon fast vergisst und auf der Rechnung gar nicht mehr gross beachtet. Für viele ausländische Touristen, denen dies nicht bekannt ist, kann diese Zusatzgebühr jedoch für einige Verwirrung sorgen, wie die Ryukyu Shimpo aus Okinawa berichtet.
Ein lokales Tourismusbüro hat eine Zunahme an ausländischen Besuchern festgestellt, die sich deswegen erkundigen. Den meisten fällt das Otōshi auf, wenn die Rechnung höher als erwartet ausfällt. Andere wünschen sich ganz einfach eine Erklärung oder Hinweis auf Englisch, damit es zu keinen Missverständnissen kommt. Das Tourismusbüro versucht, die Fälle jeweils genau abzuklären. Offenbar gab es auch Restaurants, die nachträglich den Besuchern die Table Charge zurückerstattet haben.
Diese News hat in Japan offenbar für einige Diskussionen und Kommentare gesorgt, wie livedoor berichtet. Einige meinen, man solle das Otōshi doch am besten als Trinkgeldersatz betrachten und so den unkundigen Gästen erklären. Doch es gibt auch nicht wenige Japaner, die sich ebenfalls an diesem System stören. Es sei doch komisch, dass man etwas erhält, das man gar nicht bestellt habe. Das Otōshi gehöre abgeschafft, fordern sie.
Die rechtliche Lage
Rechtlich ist die Lage grundsätzlich klar, wie ein Anwalt Nifty erklärt. Demnach hat das Restaurant die Pflicht, den Kunden über das Otōshi zu informieren, sei es auf einer Tafel beim Eingang, auf der Karte oder anhand einer kurzen mündlichen Erklärung, noch bevor irgendetwas serviert wird. Wurde der Kunde nicht entsprechend informiert und hat er es auch nicht bestellt, kann er das Otōshi zurückweisen.
Sollte der Kunde das Otōshi, ohne die notwendigen Informationen erhalten zu haben, trotzdem essen, dann hat er es zu bezahlen. Denn dessen Verzehr bedeutet automatisch, dass der Kunde eingewilligt hat. Dies ist wohl der häufigste Fall. Das Otōshi gehört derart selbstverständlich zur Restaurantkultur, dass man es inzwischen ganz einfach akzeptiert. Um Missverständnisse mit ausländischen Kunden zu verhindern, empfehlen die Tourismusbüros den Restaurants, das Otōshi auf einer Tafel beim Eingang oder auf der Karte auf Englisch kurz zu erklären und den exakten Preis anzugeben.
Ist Ihnen das Otōshi-System bei der ersten Japan-Reise aufgefallen? Was halten Sie davon?
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