Japans Stadt der Zukunft

Wie unterhält man einen Ort, wenn immer weniger Leute dort leben? Vor dieser Herausforderung stehen zahlreiche Dörfer und Städte in Japan. Eine Studie des Japan Policy Council hat vor drei Jahren ergeben, dass 898 Gemeinden in Japan, also fast die Hälfte aller 1800 Städte und Dörfer, in den nächsten Jahren einen radikalen Bevölkerungsrückgang erleben werden. Die Überalterung der Gesellschaft sowie der fehlende Nachwuchs bedrohen gar 523 Gemeinden in ihrer Existenz (Asienspiegel berichtete).
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Die Folgen sind schon heute in zahlreichen ländlichen Städten sichtbar. Die Innenstädte verwaisen, viele Läden in den einst blühenden Einkaufsstrassen haben für immer geschlossen. Die Geschäfte, Restaurants und Kaufhäuser ziehen derweil zu den stark befahrenen Verbindungsstrassen ins Umland, wo die Zersiedlung weiter anhält. Die Folge ist ein gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und politischer Niedergang der betroffenen Stadt.
Die Entwicklung kompakter Städte
Um diese Entwicklung zu stoppen und um wieder attraktiv für junge Familien, Unternehmen wie auch Touristen zu werden, müssen sich die ausdünnenden Kleinstädte neu erfinden. Von «kompakten Städten» ist in diesem Zusammenhang die Rede.
Die Idee dahinter ist, dass sämtliche Funktionen fürs öffentliche Leben, wie Schulen, Rathaus, Krankenhäuser, Kaufhäuser, Museen oder Geschäfte, ins Stadtzentrum verlegt werden. Durch dieses neu erschaffene Angebot sollen auch die Bewohner wieder in die Nähe des Zentrums ziehen, so dass das Leben in die verkleinerte Stadt zurückkehrt. Gleichzeitig werden durch diese Konzentration die hohen Kosten für die Infrastruktur und das Gesundheitswesen massiv gesenkt.
Für die Regierung hat die Erschaffung kompakter Städte nun Priorität. Die dafür notwendige Planung und Umsetzung unterstützt sie finanziell, wie die Nikkei Shimbun berichtet. Es wird geschätzt, dass 300 politische Gemeinden diesen Weg beschreiten möchten.
Vorbild Toyama
Die Stadt Toyama am Japanischen Meer ist ein vorbildliches Beispiel dafür, wie man dieses Projekt angehen kann. 2006 begann man hier, aus einer defizitären Zuglinie, die vom Bahnhof in den Norden der Stadt führte, eine moderne, zur Hälfte öffentlich finanzierte Strassenbahn mit komplett neuen Gleisen und Wagen zu bauen, die sich perfekt ins Stadtbild einpasste.
Mit dem Bau dieses öffentlichen Verkehrsmittels ging es vornehmlich darum, vermehrt ältere Personen die Möglichkeit zu geben, günstig und einfach ins Stadtzentrum zu gelangen. Die Strassenbahn wurde zu einem Erfolg. Die Zahl der Passagier hat sich mehr als verdoppelt, die der über 65-Jährigen sogar mehr als verdreifacht (Asienspiegel berichtete). Seit 2006 leben auch wieder mehr Menschen im Zentrum von Toyama. Die kompakte Stadt zeigt hier Wirkung.
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