Die Kirschblüten-Diplomatie
Im Frühling zeigt sich Washington jeweils von seiner schönsten Seite. Dann blühen die fast 4000 Kirschblüten entlang des Tidal Basin, wo sich auch die Gedenkstätten von Gründervater Thomas Jefferson, Bürgerrechtler Martin Luther King oder Franklin D. Roosevelt befinden. Gefeiert wurde der Auftakt der Blütenzeit am vergangenen Freitag mit einer Eröffnungszeremonie. Das National Cherry Blossom Festival wird noch bis zum 16. April dauern.
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Es ist jedoch kein perfektes Jahr für die Kirschblüten in der US-Hauptstadt. So fiel die Hälfte der Blüten dem Kälteeinbruch im März zum Opfer. Trotzdem lässt man sich in Washington die Freude nicht nehmen. Der japanische Botschafter Kenichiro Sasae bezeichnete das Kirschblütenfest als die grösste Feier der japanisch-amerikanischen Freundschaft, wie die Jiji News berichtete. Tatsächlich sind die Kirschbäume am Tidal Basin das Resultat einer unnachgiebigen diplomatischen Offensive der Japaner.
1910: Der misslungene Auftakt
Alles begann 1910, als Japan der US-Regierung zum Dank für die Vermittlung des russisch-japanischen Friedensvertrags 2000 Kirschbäume schenkte. Wegen Insektenbefalls musste diese jedoch nach der Ankunft in den USA vernichtet werden. Die Japaner liessen sich dadurch nicht entmutigen. Nur zwei Jahre später verschifften sie gleich 3200 Kirschbäume nach Washington, die am Tidal Basin eine neue Heimat erhielten. Innert weniger Jahre wurde die Washingtoner Kirschblütenschau zu einem unverzichtbaren Fest.
Selbst die Kriegsjahre überstand das Geschenk praktisch unversehrt. Um eine Polemik zu verhindern, sprachen die Stadtbehörden nur noch von «orientalischen Bäumen». Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Nationale Kirschblütenfest wieder aufgenommen. 1965 schenkte der neue Alliierte Japan den USA noch einmal 3800 Kirschbäume. Die Kirschblüten von Washington sind so zu einem Paradebeispiel gelungener japanischer Kirschblüten-Diplomatie geworden.
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