Japans Politiker-Dynastie
Eigentlich war die Sache klar: Gemäss Statuten der Liberaldemokratischen Partei (LDP) hätte Shinzo Abe im September 2018 als Vorsitzender der Partei und somit auch als Premierminister zurücktreten müssen. Nun hat aber die Regierungspartei ihre Regeln geändert. Neu darf man eine dritte Amtszeit als Vorsitzender anhängen. Damit kann ein LDP-Politiker theoretisch während 9 aufeinanderfolgenden Jahren an der Spitze sein.
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Der 62-Jährige Abe könnte so bis 2021 im Amt des Premierministers bleiben, sofern ihn die eigene Partei bestätigt und die LDP auch bei den nächsten Wahlen die Mehrheit im Unterhaus gewinnt. Dies würde ihn zum längsten amtierenden Regierungschef der Nachkriegszeit machen. Zurzeit liegen in dieser Rangliste Yasuhiro Nakasone (1806 Tage, 1982 bis 1987), Junichiro Koizumi (1980 Tage, 2001 bis 2006), Shigeru Yoshida (2616 Tage, 1946 bis 1947 und 1948 bis 1954) und Eisaku Sato (2798 Tage, 1964 bis 1972) noch vor Abe.
Abes einflussreiche Vorfahren
Einerseits ist dies eine erstaunliche Entwicklung. Denn lange galt der heutige Premierminister als Fehlbesetzung. So trat er 2006 nach nur einem Jahr im Amt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Er hatte den Ruf, ein Politiker zu sein, der dem Stress dieser verantwortungsvollen Aufgabe nicht gewachsen war. Ende 2012 folgte schliesslich das unerwartete Comeback.
Andererseits ist Abes Aufstieg kein Zufall. So gehört Abe zur wohl einflussreichsten Politiker-Familie der Nachkriegszeit. Abes Vorfahren waren väterlicher- wie auch mütterlicherseits stets in die Politik des Landes involviert. Sein Grossvater Nobusuke Kishi war zwischen 1957 und 1960 Regierungschef. Eisaku Sato, der von 1964 bis 1974 Japan politisch prägte, war dessen jüngerer Bruder. Shinzo Abes Vater Shintaro Abe war wiederum Aussenminister Japans zwischen 1982 und 1986.
Noch einiges vor
Eine Verlängerung bis 2021 wäre nicht nur aus einer historischen Perspektive sondern auch politisch im Sinne von Abe. Denn seit den Oberhauswahlen besitzt er – zusammen mit anderen Partnerparteien – in beiden Häusern die notwendige Zweidrittelmehrheiten, die ihm theoretisch eine Verfassungsänderung ermöglicht (Asienspiegel berichtete).
Doch weil unter den Befürworten die Meinungen über die möglichen Verfassungsänderungen, gerade bezüglich des Kriegsverzichtsartikel 9 (Asienspiegel berichtete), geteilt sind, rechnet man mit einem mehrjährigen Prozess, der am Ende noch von der Bevölkerung in einem Referendum abgesegnet werden müsste. Und genau hierfür möchte Abe mehr Zeit haben.
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